Montag, 21. Februar 2011

Modell für Deutschland: Krankheit vermeiden mit der Gesundheitsampel

Die ostbayerischen Kurorte Bad Füssing und Bad Kötzting sind die Praxis-Partner für ein von der TU München entwickeltes Modell zur aktiven Gesundheitsvorsorge

München/Bad Füssing (otx - internet-zeitung) – Acht Millionen Diabetiker, 30 Millionen Übergewichtige und 250.000 Herzinfarkte pro Jahr in Deutschland – viele dieser Erkrankungen könnten durch rechtzeitige Änderung des Lebenswandels vermieden werden. Ein deutschlandweit einzigartiges Modellprojekt eröffnet jetzt neue Chancen für eine wirksame Prävention. Das Konzept für dieses „Individuelle Gesundheitsmanagement“ (IGM) wurde vom Kompetenzzentrum für Komplementärmedizin und Naturheilkunde (KoKoNat) am Klinikum rechts der Isar der TU München entwickelt. Wichtigste Partner neben Anderen: die ostbayerischen Kurorten Bad Füssing, Bad Kötzting und die Fachhochschule Deggendorf.

Im Mittelpunkt des deutschlandweit einzigartigen Projekts stehen die Vorbeugung vor Krankheiten und die aktive Gesundheitsförderung, vor allem aber die Motivierung jedes einzelnen für ein gesünderes Leben im Alltag. „Viele so genannte Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und Stressfolgeschäden ließen sich durch Veränderungen im Lebensstil verhindern. Enorme Kosten für das Gesundheitssystem können dadurch vermieden werden“, sagte Projektleiter Professor Dieter Melchert.

Neben Kurorten sind niedergelassene Ärzte und Kliniken in das neue IGM-Gesundheitsnetzwerk eingebunden. „Für Bad Füssing ist IGM eine weitere Chance, unseren Gästen wirksame Gesundheitsvorsorge und Präventionsangebote zur aktiven Krankheitsvermeidung anzubieten“, sagt Bad Füssings Kurdirektor Rudolf Weinberger. Die Empfehlungen und das Konzept dieses neuen Lebensstil-Trainings ließen sich nahtlos in die Kurs- und Trainingsangebote integrieren, die in Bad Füssing bereits heute in breitem Umfang vorhanden sind.

Mittelpunkt des Kooperationsprojekts ist eine Internetplattform, in der die Teilnehmer Daten wie Blutdruck, Bauchumfang und Gewicht und weitere Daten etwa zu Vorerkrankungen eingeben. Es folgt im optimalen Fall ein 7-Tage-Selbstbeobachtungsprogramm über Verhaltensweisen im Alltag. Eine Gesundheitsampel signalisiert dem Nutzer dann seinen individuellen Risiko- und Gefährdungsfaktor für verschiedene Krankheiten. Wenn die Gesundheitsampel der Website Gelb oder gar Rot zeigt, erhält der Betroffene individuell speziell für ihn erstellte Trainingspläne, die in den normalen Tagesablauf integriert werden können. Ergänzt wird das Programm durch ärztliche Untersuchungen und telefonische Beratungen durch Ärzte.

„Wichtig ist es, die Menschen nicht erst zu erreichen, wenn sie krank werden. Sie sollen gesundheitsfördernde Maßnahmen frühzeitig in ihre Lebens- und Arbeitswelten integrieren können“, sagt Professor Dieter Melchert von der TU München. Mit IGM stehe moderne, vernetzte Gesundheitsförderung in Zukunft nicht nur in den Großstädten zur Verfügung. Auch auf dem Land könne jedermann ohne weite Anreise aktiv und zielgenau etwas für die Gesundheit tun. Das Programm sei zudem ein hervorragendes Instrument zum Einstieg in die betriebliche Gesundheitsvorsorge.

IGM soll auch den Wissenschaftlern neue Erkenntnisse für eine künftig noch effizientere Krankheitsvermeidung bringen. Die Daten der Programmteilnehmer aus den verschiedenen Zentren werden vom Kompetenzzentrum für Komplementärmedizin und Naturheilkunde wissenschaftlich ausgewertet, wo sie anonym zusammenlaufen. Auf der Basis der Informationen wollen die Mediziner eine langfristige und breit angelegte Lebensstilforschung betreiben, für die es zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten gibt.