Donnerstag, 9. Juni 2011

Schlanke Stars im Gemüseregal














Abensberg vermarktet seinen Spargel besonders findig – selbst ein ehemaliger U.S.-Präsident hat das „königliche Gemüse“ aus Niederbayern schon gelobt.


Abensberg (obx - internet-zeitung) – Früher waren sie ein Privileg von Adel und Klerus – heute sind die schlanken Stangen längst zu bezahlbaren Stars im Gemüseregal geworden. 1,4 Kilo Spargel verzehrt der deutsche Volksmund mittlerweile pro Kopf. Auch durch den vermehrten regionalen Anbau ist das „königliche Gemüse“ inzwischen ein Genuss für jedermann. Im Supermarkt landen dennoch lediglich 15 bis 20 Prozent der jährlichen Spargelernte. Der Rest wird ausschließlich von Landwirten direkt vermarktet. Da der durchschnittliche Verzehr seit einigen Jahren auf hohem Niveau stagniert, lassen viele Spargelbauern sich für den Verkauf etwas einfallen.

Besonders findig bei der Vermarktung des heimischen Luxusgemüses ist man im in der Gegend um die idyllische Kleinstadt Abensberg im niederbayerischen Landkreis Kelheim, etwa 30 Kilometer südlich von Regensburg. Ob Spargelpralinen, Spargelburger oder Spargelschnaps – kein Produkt ist der örtlichen Erzeugergemeinschaft originell genug, um die Aufmerksamkeit für ihr Gemüse zu steigern – mit Erfolg: Der Abensberger Spargel hat es nicht nur in Deutschland zu erheblicher Bekanntheit gebracht. Sogar der ehemalige U.S.-Präsident George Bush Senior hat den Wohlgeschmack des majestätischen Gemüses aus Niederbayern bereits in einem Brief an die „Erzeugergemeinschaft Abensberger Qualitätsspargel“ gelobt. Ihm wurden die weißen Stangen seinerzeit bei einer Sicherheitskonferenz im Bayerischen Hof in München serviert.

Hauptgrund für den immer noch vergleichsweise hohen Preis des Edelgemüses ist der pflege- und arbeitsintensive Anbau. Die Spargelsprossen können erst drei Jahre nach der Pflanzung beerntet werden. Etwa 90.000 Tonnen Spargel landen jährlich auf den Tellern der Deutschen, circa 1200 davon kommen aus der Gegend um Abensberg. Dort hat sich die Anbaufläche dank der erfolgreichen Vermarktung in den vergangenen 20 Jahren mehr als versechsfacht auf derzeit knapp 350 Hektar. Etwa 50 Landwirte bewirtschaften die sandigen Böden, die gute Hälfte von ihnen hat sich in der „Erzeugergemeinschaft Abensberger Qualitätsspargel“ zusammengeschlossen, um die Kunden bei der Stange zu halten. „Bei uns ist der Spargel ein Stück weit ein Event und mit jedem Bissen isst man den Event mit“, sagt Martin Neumeyer, Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft.

Doch trotz wachsender Anbauflächen und steigender Absatzzahlen, eines will man selbst in Abensberg nicht: die Spargelsaison mit technischen Tricks verlängern. „Ich würde solch einen Spargel nicht kaufen“, sagt Neumeyer. Wer also in diesem Jahr noch etwas von dem „königlichen Gemüse“ verspeisen möchte, muss sich ranhalten: Am 24. Juni ist offiziell Schluss.