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Freitag, 23. Februar 2007
Kauf von Antiquitäten im Internet ist oft riskant
Wiesbaden (internet-zeitung) - "Der Kauf von archäologischen Funden bei Unbekannten im Internet ist oft sehr riskant. Dabei besteht die Gefahr, die erworbene Ware nicht oder beschädigt zu erhalten und auf Mängel oder Fälschungen hereinzufallen". Diese Warnung stammt nicht aus dem Mund eines Archäologen, Kriminalpolizisten oder hereingelegten Sammlers, sondern vom Wiesbadener Wissenschaftsautor Ernst Probst, der bis vor kurzem als internationaler Antiquitätenhändler aktiv war.
Probst war früher Journalist bei Tageszeitungen und Autor mehrerer Bücher über paläontologische und archäologische Themen wie "Deutschland in der Urzeit", "Deutschland in der Steinzeit", "Deutschland in der Bronzezeit" und "Rekorde der Urzeit". 2001 hängte er den Redakteursberuf an den Nagel, gründete zunächst einen Buchverlag und begann dann zusätzlich weltweit mit Fossilien- und Antiquitätenhandel.
Ernst Probst weiß, wovon er spricht. Er ist anfangs beim Einkauf von angeblich seltenen und wertvollen archäologischen Funden im Internet selbst etliche Male betrogen worden. Allen Beteuerungen der Verkäufer zum Trotz, ihre Objekte seien hundertprozentig sehr alt, handelte es sich nur um billige Kopien von Schwertern, Dolchen, Tongefäßen und Tonfiguren.
Teilweise waren die Tonfiguren nicht bruchsicher verpackt und beim Versand in Hunderte von Bruchstücken zerbrochen. Schadenersatz bekam Probst keinen. Nur in einem Fall schickte ihm ein chinesischer Händler eine kostenlose Tube Leim, womit er eine total zertrümmerte Pferdefigur kleben sollte. Ungeachtet dessen wanderten die Bruchstücke auf die Müllkippe.
Nach dem Verkauf angeblich einmaliger Objekte stellten Anbieter kurz danach verblüffend ähnliche Stücke bei Internetauktionen ein. Demnach handelte es sich nicht um ein Unikat, sondern um massenhaft angefertigte Kopien. Darauf angesprochen, antworteten Betrüger gar nicht oder mit phantasievollen Ausreden und boten dreist neue Fälschungen als Originale an.
Am liebsten hätte Ernst Probst in seinem "Antiquitäten-Shop % Fossilien-Shop" mit der Internetadresse http://www.antiquitaeten-shop.net nur noch archäologische Funde angeboten, für die eine wissenschaftliche Altersdatierung, ein so genannter Thermolumineszenz-Test (TL-Test), vorgenommen wurde. Aber ein solcher TL-Test kostet rund 250 Euro, was sich natürlich bei Objekten mit relativ niedrigem Preis nicht lohnt. Sonst würde zum Beispiel ein Fund im Wert von 49 Euro zusammen mit dem TL-Test rund 300 Euro kosten.
Von vielen Interessenten/innen wurde Ernst Probst gefragt, ob er seine archäologischen Funde mit der Expertise eines Archäologen liefern könne. Er hatte aber keinen Fachmann finden können, der bereit gewesen wäre, für einen vertretbaren Preis solche Expertisen vorzunehmen. Manche Archäologen erklärten, durch bloßen Augenschein sei es nicht möglich, das hohe Alter bzw. die Echtheit eines Fundes zu bestätigen. Andere wollten grundsätzlich nicht, dass archäologische Funde verkauft werden und in Privatbesitz gelangen.
Interessenten/innen an archäologischen Funden hätten zwar gerne TL-Tests oder Expertisen, wollen aber meistens den Mehrpreis hierfür nicht bezahlen, wundert sich Probst. Viele Sammler/innen hoffen sogar, bei Internetauktionen mit einem Startpreis von 1 Euro ein wertvolles Stück zum Schnäppchenpreis ergattern zu können. Bei Probst gab es keine Angebote für 1 Euro. "Ich kenne keinen Fund, der so wenig Geld wert wäre", sagt er.
Die Sammler, Wissenschaftler und Museen, die im Online-Shop von Ernst Probst einkauften, gingen keinerlei Risiko ein. Er bezog nur noch Objekte von seriösen Sammlern und Händlern, die er seit längerer Zeit kennen und schätzen gelernt hatte. Artikel, die einem Käufer bzw. einer Käuferin nicht gefielen, weil sie beispielsweise in Wirklichkeit in Bezug auf Größe oder Farbe anders aussehen als auf dem Foto im Internet, nahm er anstandslos zurück und erstattete prompt Kaufpreis und Versandkosten. Die mitunter stark bruchgefährdeten Tonobjekte wurden sorgfältig in großen Kartons und als versichertes Paket verschickt. Wenn ein Paket verschwand oder der Inhalt beschädigt wurde, gab Probst dem Kunden bzw. der Kundin das Geld zurück.
Leider waren nicht alle seiner Kunden/innen so ehrlich wie Probst. Manche bestellten Artikel, bezahlten aber nicht und antworteten nicht auf Rückfragen. In ganz seltenen Fällen kam es auch vor, dass Kunden/innen schwindelten, eine Sendung nicht erhalten zu haben. In diesem Fall half aber eine Rückfrage bei der Post und die Auskunft, das Paket sei zu einem bestimmten Datum an Herrn oder Frau X ausgeliefert worden, was mit Unterschrift bestätigt wurde.
Allen, die gerne im Internet archäologische Funde ersteigern oder zu Festpreisen kaufen, rät Ernst Probst, dabei nur Anbieter zu berücksichtigen, die schon längere Zeit bekannt sind, einen guten Ruf haben, deren Anschrift und Telefonnummer bekannt ist und die Rückgaberecht innerhalb von 14 Tagen nach Erhalt der Ware garantieren.
Sehr wichtig ist es - so Probst -, dass der Versand auf Risiko des Verkäufers und in einem versicherten Paket erfolgt. Trägt nämlich der Kunde das Risiko beim Versand (was bei Privatverkäufen oft der Fall ist), hat der Käufer selbst dann das Nachsehen, wenn der Verkäufer nachweislich nicht bruchsicher verpackt hat.
Der Betreiber des "Antiquitaeten-Shop & Fossilien-Shop" kauft keine archäologischen Funde mehr an und verkauft nur noch seine immer kleiner werdenden Lagerbestände.