Mittwoch, 28. März 2007

Literatur-Blog: Ein Roman entsteht

Kamp

Düsseldorf (internet-zeitung) - Literatur-Liebhaber und Bücher-Freunde haben jetzt die Möglichkeit, "in Echtzeit" mitzuverfolgen, wie ein neuer Roman geschrieben wird. In dem soeben eröffneten Weblog "buch-literatur" des Düsseldorfer Autors Christian von Kamp, das im Internet über die Adresse http://buch-literatur.blogspot.com erreichbar ist, soll der Entstehungsprozeß eines Romans anschaulich gemacht werden.

Dabei geht es dem Schriftsteller weniger darum, die technische oder organisatorische Seite des Schreibens eines Romans zu erläutern, sondern vor allem um die Story des Romans, die sich in dem Weblog nach und nach aufbauen wird. Bisher schwebt dem Autor nichts weiter als ein grober Handlungsverlauf vor, die gesamten Details werden sich im Laufe der kommenden Wochen und Monate in dem Literatur-Blog entwickeln. Dies geschieht sogar in Interaktion mit den Lesern, die mittels Kommentaren Anregungen geben können, welche der Autor gerne aufnehmen wird, soweit sie sich im Rahmen des Handlungsschemas halten.

Die Story hat soeben erst begonnen. Wer möchte, kann sich also schon von Anfang an beteiligen und sich einmischen. In einem zweiten Durchgang wird dann die Detailgeschichte verfeinert. Es geht um eine zunächst märchenhaft anmutende Story: Drei Personen namens Prinz werden vom Ministerium für Besondere Angelegenheiten in die Welt geschickt und müssen wundersame Aufgaben lösen, um die geistige Verödung der Menschheit zu verhindern. Dabei stoßen sie auf eine uralte Hochkultur, die im Verborgenen lebt ...

Natürlich wird Christian von Kamp in seinen "Zwischenbemerkungen" auch ein wenig "aus dem Nähkästchen" plaudern und dabei den einen oder anderen Tipp für angehende Schriftsteller geben oder Anregungen für Romanstoffe hinterlassen.

Leseprobe:

„Niemals mehr tauchen,“ jagte es mir in meiner Panik durch den Kopf, „nie wieder tiefseetauchen.“ Dazu hätte ich wohl ohnehin keine Gelegenheit mehr.

Begonnen hatte es mit der Entdeckung der Unterwasserhöhle, 180 Meter unter dem Meeresspiegel. Sie besaß ungeahnte Ausmaße, so daß ein Forscherteam nahezu vier Jahre benötigte, sie zu vermessen. Als ich den Bericht des Teams las, packte auch mich, der ich schon seit mehr als einem Jahrzehnt in meiner Freizeit tauchen ging, die Lust, diese Höhle zu erkunden. Gemeinsam mit zwei vermögenden Freunden aus unserem Tauchverein gelang es mir, gegen Zusage einer bedeutenden Spende das Schiff des Forscherteams anzumieten und, von einem von ihnen begleitet, das Höhlengebiet anzusteuern. Nachdem er uns instruiert hatte, ließ man das Mini-U-Boot zu Wasser, und jeder von uns dreien durfte, da leider nur eine Person ins Boot paßte, in die Tiefe tauchen und sich, den Anweisungen des Forschers folgend, mit dem das Boot über Kabel verbunden war, einige hundert Meter ins Innere der Höhle hinein bewegen. Ich war als letzter dran und hatte bereits am Monitor dank der Boots-Kamera die Tauchgänge meiner Freunde mitverfolgen können. So wußte ich also schon, wie es im Anfangsbereich der Höhle, die dort eine erstaunliche Weite aufwies, aussah, wie die Farbe der Wände sich mit zunehmender Tiefe – der Schlund senkte sich leicht nach unten – von Grün über Rot bis ins Violette veränderte, wie der Gang immer schmaler wurde, dafür aber Nebengänge hinzutraten. Als ich endlich selbst an der Reihe war und nach minutenlangem Hinabtauchen in die Höhle, die sich am Fuß eines Unterwasserbergs öffnete, einfuhr, bewog mich meine Neugier, noch ein wenig tiefer einzudringen. Der Wissenschaftler bemerkte, daß ich in unerlaubte Bereiche vorstieß, und versuchte zunächst, mich freundlich zur Umkehr zu bewegen. Da ich darauf nicht reagierte, wurde er böse. Mich kümmerte das wenig; einer derartigen Chance, wie sie sich mir jetzt auftat, begegnet man nur einmal im Leben. Ich steuerte das Boot zu einem schmaleren Seitengang. Der Forscher flehte mich an, umzukehren, ehe das Boot sich in Felsen festkeilen würde. Nicht auf ihn achtend, ja geradezu übermütig, beschleunigte ich das Gefährt. Nachdem ich elegant eine Biegung des Ganges genommen hatte, sah ich zu meinem Entsetzen im Scheinwerferlicht durch das Sicherheitsglas, daß der Gang abrupt endete. Sofort legte ich den Rückwärtsgang ein, der Motor heulte auf, doch es war zu spät: Das Boot prallte mit seinem Bug gegen den Fels. Jetzt ist alles aus, schoß es mir durch den Kopf; selbst wenn kein Leck geschlagen ist, komme ich hier nicht mehr fort.

Zu meinem Erstaunen wich der Fels beiseite, und das anscheinend nur leicht beschädigte Fahrzeug schwamm weiter. Hinter mir schloß sich die Felswand wieder und durchtrennte dabei das Kabel, das die Kommunikation zum Schiff ermöglichte. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der Gang bog jetzt steil nach oben, ich stellte wieder den Vorwärtsgang ein, und nach etwa zwanzig Metern mündete die Höhle im weiten Meer. So sah es zunächst aus, doch nach kurzem weiteren Auftauchen stellte sich heraus, daß ich mich in einem See befand: Ich hatte die Wasseroberfläche erreicht, über mir Luft, diffuses Tageslicht, ringsum begrenzten Ufer das Gewässer. Und das, obwohl ich mich hier noch mehr als hundert Meter unter der Meeresoberfläche befinden mußte! Ich Moment sah ich keinen anderen Weg, heil aus dem Abenteuer herauszukommen, als das Ufer anzusteuern, denn für eine Rückkehr ins offene Meer reichte der Sauerstoff-Vorrat nicht aus, und wer wußte, ob es mir überhaupt gelingen würde, den Höhlengang in umgekehrter Richtung zu passieren. Fürs erste war ich hier in Sicherheit, man würde mich wohl suchen und hoffentlich auch finden.

Am Ufer verankerte ich von innen heraus das Boot und verließ es durch die Luke. Tief atmete ich die frische Luft ein, dann sah ich mich um. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wo ich mich hier befand. Über mir kein blauer Himmel, keine Sonne, auch keine Wolken, und doch schimmerte Licht herab. Sollte ich mich hier in einer riesigen, beleuchteten Höhle oder Halle unter dem Meeresboden befinden? Unvorstellbar! Ich verdrängte diesen Gedanken zunächst. In einem Abstand von drei- oder vierhundert Metern um das Ufer wuchsen hohe Büsche, die eine weitere Sicht ins Gelände versperrten. Ich machte mich daher auf den Weg dorthin, zwängte mich durch das Gestrüpp, und als ich auf dessen anderer Seite ankam, erblickte ich voller Bestürzung – eine größere Stadt, in einer Senke gelegen, vielleicht einen Kilometer von mir entfernt. Zwar kamen mir die Gebäude mit ihrem metallisch-futuristischen Aussehen fremdartig vor, aber es konnte kein Zweifel daran bestehen, daß es sich um von Menschen errichtete Bauwerke handelte. Da sah ich auch schon von der Stadt her Leute auf mich zueilen. Über ihre seltsam glänzende Kleidung machte ich mir jetzt keine Gedanken, denn in mir stieg die Angst auf, sie kämen in wenig friedlichen Absichten. Ich schaute mich um nach einem Fluchtweg und sah, daß auch von rechts und links Menschen herbeiliefen. Für einen Augenblick erstarrte ich. Wohin sollte ich mich jetzt wenden? Ich eilte zurück zum U-Boot. Zu meinem Entsetzen stellte ich fest, daß es mit Wasser vollgelaufen war: Der Zusammenstoß mit dem Fels hatte wohl doch größeren Schaden angerichtet als vermutet.

„Niemals mehr tauchen,“ jagte es mir in meiner Panik durch den Kopf, „nie wieder tiefseetauchen.“ Dazu hätte ich wohl ohnehin keine Gelegenheit mehr.

„Träumst du schon wieder?“

Ich zuckte zusammen, dann öffnete ich meine Augen.

Über den Frühstückstisch hin schaute Ulrike mich halb spöttisch, halb vorwurfsvoll an. „Mit deiner Tagträumerei wird es immer schlimmer. Reich mir lieber mal die Butter rüber.“ Nach kurzem Schweigen meinte sie, ein „die Realität ist hart genug“ nachschieben zu müssen. Verständlich, die Unterleibsentzündung machte meiner Freundin seit Wochen zu schaffen.

Von der Haustür her ertönte ein stürmischen Klingeln.