Welch ein Fortschritt: Das erste Fernrohr, mit dem Galileo Galilei vor 400 Jahren den Himmel beobachtete, hatte einen Durchmesser von nur 37 Millimetern. Heute plant Europa das European Extremely Large Telescope, das E-ELT, mit unglaublichen 42 Metern Durchmesser – Weltrekord!
Aus: Sterne und Weltraum, Dezember 2009
Welche Technologien werden in dem neuen Riesenteleskop eingesetzt, und welche aufregenden Entdeckungen können wir von solch einem Teleskop erwarten? Markus Kissler-Patig, der wissenschaftliche Leiter des E-ELT-Projekts bei der Europäischen Südsternwarte ESO, beschreibt im Dezemberheft von "Sterne und Weltraum" den Weg zum weltgrößten Observatorium, der von vielen Innovationen geprägt ist und schildert detailliert den aktuellen Stand der Dinge.
Europas Antwort auf die Frage nach dem Teleskop der nächsten Generation setzt Maßstäbe. Mit seinem Durchmesser von 42 Metern besitzt das Riesenteleskop eine Lichtsammelfläche von 1200 Quadratmetern – das ist so groß wie sechs Tennisplätze. So viel bringen heute die vierzig größten optischen Teleskope nur gemeinsam zusammen. Der gigantische Hauptspiegel wird aus rund eintausend hexagonalen Spiegelelementen zusammengesetzt. Die Ausmaße der Kuppel, in welcher der Koloss untergebracht sein wird, ähneln derjenigen einer Sportarena. Entsprechend hoch sind auch die erforderlichen Investitionen: Nach gegenwärtigen Schätzungen werden die Baukosten für das E-ELT rund 950 Millionen Euro betragen.
Das Teleskop soll eine integrierte adaptive Optik erhalten, mit der sich die atmosphärischen Verzerrungen ausgleichen lassen. Damit erreicht das E-ELT eine so gute Winkelauflösung, dass sich auf dem Mond nur zehn Meter große Strukturen erkennen lassen. Nach umfangreichen Eignungstests mehrerer möglicher Standorte wird in wenigen Wochen entschieden, wo das European Extremely Large Telescope im Jahre 2018 in Betrieb gehen wird.
Was bedeutet der neue Gigantismus für die beobachtende Astronomie? Auf jeden Fall gewaltige Fortschritte in der Erkenntnis. Manche Forscher mutmaßen sogar, dass die wissenschaftliche Ernte, die das E-ELT und andere in Planung befindliche Großteleskope einfahren werden, ähnlich revolutionär ausfallen wird wie die von Galilei und Kepler erzielten Durchbrüche.
Über "Sterne und Weltraum"
"Sterne und Weltraum", die 1962 gegründete Zeitschrift für Astronomie, berichtet umfassend, anschaulich und informativ über alle Bereiche der Astronomie, der Weltraumforschung und der Amateurastronomie. Fachleute präsentieren allgemeinverständlich die aktuellen Ergebnisse ihrer astronomischen Forschung und beschreiben die Entwicklung neuartiger Instrumente, Observatorien und Messverfahren. Amateurastronomen geben Tipps zum Beobachten interessanter Himmelsobjekte und -phänomene, testen Teleskope und deren reichhaltiges Zubehör und geben dem Sternfreund fundierte Anleitungen zur eigenständigen Erkundung des Sternenhimmels, zur Astrofotografie sowie zum Auswerten ihrer Beobachtungen. Produkte für die Amateurastronomie werden ebenso vorgestellt wie die schönsten Fotos von Galaxien, Sternhaufen und farbenprächtigen Nebeln. Beiträge aus der Astronomiegeschichte und zu Fragen des naturwissenschaftlichen Weltbildes runden das Themenspektrum ab.
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