Donnerstag, 16. Dezember 2010

Asteroidenabwehr - Achtung Einschlag

Wie lassen sich erdnahe Objekte abwehren?

Wenn Kometen oder Asteroiden mit der Erde kollidieren, kann es zu verheerenden Naturkatastrophen kommen. Nur wenn die gefährlichen Objekte lange im Voraus erkannt werden, gibt es verschiedene Möglichkeiten, sie abzuwehren.

Aus: Sterne und Weltraum, Januar 2011

Immer wieder sorgen Asteroiden für Schlagzeilen in den Medien, wenn ein Objekt entdeckt wurde, bei dem eine gewisse Wahrscheinlichkeit besteht, dass es mit unserer Erde zusammenstoßen könnte. Schnell geistern dann Szenarien und wilde Vorstellungen dessen durch die Öffentlichkeit, was denn zu tun sei, wenn ein Himmelskörper wirklich Kurs auf den Blauen Planeten nimmt. In einem Themenschwerpunkt der Januar-Ausgabe der Zeitschrift „Sterne und Weltraum“ stellen die Autoren Christian Gritzner und Detlef Koschny die Möglichkeiten zur Abwehr solcher Objekte vor, sowie die Maßnahmen, die weltweit als Vorbereitung für ein solches Ereignis getroffen werden.

Asteroiden und Kometen bildeten sich vor rund 4,6 Milliarden Jahren bei der Entstehung des Sonnensystems. Die meisten Asteroiden bestehen aus Gestein und befinden sich im Asteroidenhauptgürtel zwischen den Planeten Mars und Jupiter. Andere wurden durch den Schwerkrafteinfluss der großen Planeten auf Bahnen gelenkt, die sie auch in das innere Sonnensystem führen. Kometen entstanden weiter außerhalb im Bereich der Gasplaneten und bestehen vor allem aus Wassereis, gefrorenen leichtflüchtigen Gasen, Kohlenstoffverbindungen und Staub. Auch sie wurden teilweise durch die Planeten in das innere Sonnensystem gelenkt.

Wenn ein solches Near Earth Object (NEO) die Erde trifft, können die Folgen fatal sein. Denn ab Durchmessern von etwa 750 Metern stören Einschläge das Erdklima derart, dass es weltweit zu Missernten und Hungersnöten kommen kann – ganz abgesehen von den direkten Folgen des Impakts. Doch auch kleine Objekte mit Durchmessern um 50 Meter können beim Eintritt in die Erdatmosphäre Explosionen und Druckwellen erzeugen, die gewaltige Schäden anrichten. Die Zahl der potenziell gefährlichen Objekte, die der Erde näher kommen als 7,5 Millionen Kilometer und mehr als 140 Meter groß sind, beträgt derzeit 1162.

Kommende Einschläge lassen sich jedoch nur vorhersagen, indem man aus den Beobachtungsdaten der NEOs ihre künftigen Bahnen berechnet. Dafür reicht ihre Entdeckung allein aber noch nicht aus. Es sind sehr viele Folgebeobachtungen erforderlich, mit denen sich mögliche Kollisionen Jahrzehnte im Voraus berechnen lassen. Sowohl die Suche nach Asteroiden und Kometen als auch die Vorausberechnung ihrer Bahnen müssen in Zukunft jedoch noch stark ausgeweitet werden, um ein lückenloses Frühwarnsystem zu erhalten. Denn um rechtzeitig ein wirksames Abwehrsystem entwickeln zu können, sollte das Ereignis mindestens fünf Jahre vorher bekannt sein.

Bei kleinen Objekten gibt es die Möglichkeit, sie durch Sprengung zu zerstören, da ihre Trümmer weitgehend in der Erdatmosphäre verglühen würden. Größere Asteroiden oder Kometen müssen dagegen umgelenkt werden. Vollführen die Objekte vor dem berechneten Einschlag noch einen nahen Vorbeiflug an der Erde, so lässt sich mit einem kleinen Impuls eine große Bahnänderung bewirken. Ist dies nicht der Fall, so liefern zum Beispiel Impaktor-Abwehrsysteme höhere Impulse. Sie bestehen aus einem Geschoss, das mit hoher Geschwindigkeit den NEO trifft. Das dabei weggeschleuderte Material erzeugt einen Schub, der das Objekt in die Gegenrichtung wegbewegt. Andere Abwehrmöglichkeiten bieten Nuklearsprengsätze oder chemische Raketenantriebssysteme.

Seit 2008 gibt es bei den Vereinten Nationen das "Action Team 14", das eine Strategie für den Umgang mit der Bedrohung durch Asteroiden ausarbeitet. Zu seinen Mitgliedern zählen Organisationen wie die Association of Space Explorers (ASE), die European Space Agency (ESA) und die Internationale Astronomische Union (IAU). Sie versuchen ein Netzwerk für die Beobachtung und Berechnung von NEOs aufzubauen und die Raumfahrtagenturen zur Planung von Abwehrmissionen zusammen zu bringen. Zudem soll im Falle eines Falles eine Gruppe aus Vertretern aller Regierungen der Erde basierend auf den technischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen die erforderlichen politischen Entscheidungen treffen.

Über "Sterne und Weltraum"
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