Donnerstag, 21. Juli 2011

Ostbayern kämpft um „Technische Hochschule“














Wer bekommt das begehrte Prädikat „Technische Hochschule“. Regensburg rechnet sich gute Chancen aus. Derzeit entstehen an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in der Ostbayern-Metropole neue Gebäude mit einem Investitionsvolumen von 56 Millionen Euro. Foto: obx-news


Die Suche nach den feurigsten Fürsprechern hat begonnen: Bayerns Regionen schubsen und drängeln im Rennen um die begehrten Fördermillionen aus dem Wissenschaftsministerium.


Regensburg (obx - internet-zeitung) – Wer wird Millionär? Unter den Regionen Bayerns ist ein heftiger Kampf entbrannt um die Frage: Wer bekommt den Titel „Technische Hochschule“, ein Prädikat, das einer oder möglicherweise mehreren bayerischen Hochschulen, eine millionenschwere Mitgift aus der bayerischen Hauptstadt sichern soll. Bayerns Regierungsbezirke haben längst ihre politischen Schwergewichte in Stellung gebracht. Sicher ist schon heute: Das Rennen dürfte knapp werden und bei der Titelvergabe wird es auch darum gehen, wer sich am besten in Szene setzt – und wer die feurigsten Fürsprecher findet. Eine Entscheidung soll bis zum Ende des Jahres fallen. Das ostbayerische Regensburg rechnet sich besonders gute Chancen aus.

An den Fördertöpfen des bayerischen Wissenschaftsministeriums hat sich eine lange Schlange gebildet. Und mittlerweile wird auch geschubst und gedrängelt. Schwabens Europa-Abgeordneter und CSU-Bezirkschef Markus Ferber fordert mehr Geld für die Augsburger Universität und keilte zuletzt öffentlich gegen Passau: „Wir haben mit Erlangen und München bereits zwei technische Universitäten in Bayern, das reicht aus.“ Die Niederbayern ficht das nicht an. Die Drei-Flüsse-Stadt will das Wissenschaftsministerium mit dem Konzept „Technik Plus“ überzeugen. Es sieht unter anderem einen Ausbau der Fakultät für Mathematik und Informatik, eine engere Kooperation mit der Hochschule Deggendorf und die Schaffung eines Forschungs- und Innovationsforums Donau-Inn vor. Die beiden Franken-Minister Markus Söder und Joachim Herrmann hätten am liebsten in ihrer Heimat bereits Fakten geschaffen.

Lachender und am Ende siegreicher „Underdog“ im Rennen um den begehrten Titel könnte Regensburg sein, wo sich derzeit ein Bündnis für den Ausbau der dortigen Hochschule für Angewandte Wissenschaften formiert. Regensburgs FH gilt unter Experten heute besonders in Bereichen wie Maschinenbau, den so genannten MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik sowie bei innovativen und internationalen Ingenieurs-Studiengängen in Bayern als mitführend. Auch bei der Größe punktet Regensburg: Mit derzeit rund 6.000 Studenten belegt sie nach München und Nürnberg gemeinsam mit Würzburg den dritten Platz. Was am Ende den Ausschlag für Regensburg geben könnte: Neben der Politik steht besonders auch die Wirtschaft in der Region hinter den Ausbauplänen – unter anderem Weltmarktführer, die ihren Erfolg besonders auf Ingenieurs-Know-how grünen, wie Krones, BMW, Infineon oder Schneider Electric. Parallel entsteht derzeit nach den Worten des Regensburger Wirtschaftsreferenten Dieter Daminger ein Gutachten, das den Anspruch der Region Regensburg zusätzlich untermauern soll.

Derzeit formiert sich in der Ostbayern-Metropole ein starkes Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, das den Bayerischen Wissenschaftsminister überzeugen soll. „Unser Ziel: Wir wollen mit einer Stimme sprechen und im engen Schulterschluss mit der Kommunalpolitik, den Regensburger Hochschulen und den Unternehmen deutlich machen, dass Regensburg aus unserer Sicht der optimale Standort für das geplante Kompetenzzentrum technischer Studiengänge ist“, sagt der Regensburger Bundestagsabgeordnete Peter Aumer (CSU).

Hinter vorgehaltener Hand vermutet man inzwischen nicht nur in Regensburg, dass Bayerns Wissenschaftsminister Heubisch Sympathien für die Regensburger Initiative empfindet, ließen sich damit doch vor allem die forschen Franken, namentlich Umweltminister Markus Söder und Innenminister Joachim Herrmann, ausbremsen. Sie hatten bei einem Besuch an der Georg-Simon-Ohm-Hochschule in Nürnberg Anfang Juni den Eindruck erweckt, es sei längst eine Investitionsentscheidung zugunsten der Franken-Hauptstadt gefallen. Heubisch soll, so berichten es Insider, über dieses Vorpreschen seiner Kabinettskollegen – vorsichtig ausgedrückt – nicht besonders glücklich gewesen sein. Sicher scheint: Seitdem Regensburg seinen Hut in den Ring geworfen hat, sind die Karten im Rennen um das Prädikat „Technische Hochschule“ neu gemischt.