Dienstag, 26. Juli 2011

Tropenkrankheiten - Neue Waffen gegen Malaria

Endlich geben neue Impfstoffe Anlass zur Hoffnung. Daneben erproben Mediziner auch ungewöhnliche Strategien gegen die Tropenseuche – etwa das Immunisieren der krankheitsübertragenden Moskitos

Aus: Spektrum der Wissenschaft, August

Rund eine Million Menschen tötet der Malariaerreger jedes Jahr – etwa die Hälfte von ihnen Kinder unter fünf Jahren. Schon seit Jahrzehnten versuchen Forscher, einen wirksamen Impfstoff gegen die Tropenseuche zu entwickeln, bislang ohne Erfolg. Jetzt gibt es eine Reihe neuer, viel versprechender Anläufe, die in der Augustausgabe von "Spektrum der Wissenschaft" detailliert vorgestellt werden.

Am weitesten fortgeschritten ist die Entwicklung eines Impfstoffs, der ein Hüllprotein des Malariaerregers mit einem Impfstoffverstärker kombiniert. Letztes Jahr begannen groß angelegte klinische Studien zu seiner Wirksamkeit. An elf Orten in Afrika wurden insgesamt 16000 Säuglinge und Kleinkinder im Alter von 6 Wochen bis 17 Monaten geimpft. Mediziner hoffen, dass dies zumindest jedes zweite Kind vor der Krankheit schützen wird.

Eine andere Strategie beruht darauf, durch genetische Veränderung abgeschwächte Malariaerreger als Impfstoff zu verwenden. Erste Tests an Mäusen waren höchst erfolgreich; die Forscher erzielten einen 100-prozentigen Schutz gegen eine Infektion. Der nächste Schritt ist eine klinische Pilotstudie mit 20 menschlichen Probanden.

Rhoel Dinglasan von der Johns Hopkins University in Baltimore wählt dagegen einen auf den ersten Blick verblüffenden Ansatz: Er versucht, statt der Menschen die Anopheles-Mücken zu immunisieren, die den Malariaerreger beim Blutsaugen an ihre Opfer weitergeben.

In einem weiteren Artikel in Spektrum stellen John Carlson und Allison Carey von der Yale University ihre Forschungen über den ausgesprochen feinen Geruchssinn der Moskitos vor, dank dem die Insekten ihre Opfer teils über große Entfernungen orten. In jahrelanger Arbeit identifizierten sie jene Riechrezeptormoleküle, mit denen die Mücken menschlichen Schweiß wahrnehmen. Damit können sie nun nach Stoffen suchen, die ganz spezifisch die Funktion der hochselektiven Riechrezeptoren beeinflussen, um sie dann als Lockmittel für Fallen, zur Abschreckung der Insekten oder zu ihrer Irritation einzusetzen.

Derart vielschichtige Forschung ist wichtig: Um die Malaria eines Tages wirklich besiegen zu können, wird vermutlich ein ganzes Bündel solcher Maßnahmen nötig sein.