Montag, 8. August 2011

Händigkeit - Vorteil mit links

Linkshänder offenbaren häufig besondere Fähigkeiten etwa im Sport oder bei schulischen Leistungen. Allerdings profitieren davon eher Jungen.
Viele Linkshänder sind weltberühmt: Die Fußballer Lionel Messi, Tennisprofis Rafael Nadal, Rennfahrer Ayrton Senna – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Der Sportpsychologe Norbert Hagemann von der Universität Kassel hält den Vorteil von Linkshänder in vielen Disziplinen durchaus für kampfentscheidend, so das Magazin Gehirn& Geist in seiner neuen Ausgabe (9/2011).

Aus: Gehirn&Geist, September 2011

Zusammen mit seinem Kollegen Florian Loffing sowie Bernd Strauß von der Universität Münster analysierte Hagemann 2010 den Zusammenhang zwischen Händigkeit und der Platzierung auf der Tennisweltrangliste der 500 besten Spieler. Ergebnis: Rechtshänder fielen im Lauf ihrer Karriere weiter zurück als ihre linkshändigen Konkurrenten. Vermutlich können Letztere die Spielweise ihrer rechtshändigen Gegner besser einschätzen als umgekehrt.

Macht die Händigkeit auch bei den schulischen Leistungen von Kindern einen Unterschied? Die französische Psychologin Charlotte Faurie untersuchte 2006 die Fähigkeiten von Grundschulkindern im Lesen, Schreiben und Rechnen sowie deren soziale Begabungen. Siehe da: Linkshänder erwiesen sich ihren rechtshändigen Mitschülern als tendenziell überlegen – allerdings nur die Jungs. Bei den Mädchen sah es gerade umgekehrt aus. Offenbar leiden sie eher darunter, "anders" zu sein als ihre Mitschüler.

Der Neurowissenschaftler Stefan Klöppel von der Universitätsklinik Freiburg untersuchte im Jahr 2010 neuronale Auffälligkeiten bei ursprünglichen Linkshändern, die in ihrer Kindheit auf das Schreiben mit rechts umtrainiert worden waren. Wie sich zeigte, kann sich das Gehirn durchaus an die stärkere Nutzung der rechten Hand anpassen. Allerdings fanden die Forscher auch einen anderen Effekt: Die graue Substanz des Putamen – eines Teils der Basalganglien, der unter anderem die motorische Koordination kontrolliert – war bei den Umgeschulten kleiner. Die fehlende Nervenmasse könnte nach Ansicht der Forscher erklären, warum sich umgelernte Linkshänder mit feinmotorischen Aufgaben mitunter schwerer tun als Rechtshänder.