Freitag, 2. September 2011

Grenzenloses „Indianer-Feeling“ am „Grünen Dach Europas“















Mehr als 2000 Boote und mehr als 500 befahrbare Flusskilometer warten in Ostbayern auf die Gäste, im benachbarten Böhmen gilt Kanufahren seit jeher sogar als Nationalsport für Freunde und Familie.


Regensburg/ Pilsen (ce-press - internet-zeitung) – Sich ein paar Tage wie ein Indianer fühlen –im Kanu unberührte Wasserlandschaften erkunden, begleitet von Fischen und Bibern und doch nur einen Katzensprung von der Zivilisation entfernt: Auf mehr als 500 Fluss-Kilometern und unzähligen Seen diesseits und jenseits der bayerisch-böhmischen Grenze tummeln sich bis weit in den Herbst hinein heute doppelt so viele Leih-Kanus wie es Gondeln in den Kanälen von Venedig gibt. Ostbayern und Westböhmen gelten als neuer Geheimtipp für Urlaub auf dem Wasser. Experten schätzen die Flotte auf mehr als 2000 Paddelboote und Kanadier, die man für wenig Geld mieten kann. Zu regelrechten „Urlaubs-Wasserstraßen“ für Kanuten haben sich in Ostbayern die Flüsse Regen, die Naab, aber auch Donau und Isar entwickelt. In Böhmen gelten besonders die tiefen Schluchten und die vielen sanften Abschnitte der Beraun (Berounka) nordöstlich der Biermetropole Pilsen als Touristenattraktion.

Die Kanu-Region mit ihren wilden Bergbächen, sanft fließenden Flüssen, mit den von Seen durchzogenen Urwäldern zum Teil mitten durch das weitläufigste Waldgebiet Mitteleuropas diesseits und jenseits der bayerisch-böhmischen Grenze hat von allem ein wenig: ein bisschen Grand-Canyon-Feeling beim Rafting, die schier endlose Einsamkeit kanadischer Urwälder und das Prickeln unberührter Natur voll Tiere und Pflanzen, vergleichbar den Mündungsarmen des Amazonas.

Auf beiden Seiten des Flusses liegen saftige grüne Sommerwiesen, der Wind streicht durch die Laubbäume am Ufer, die sanfte Strömung treibt die Boote voran. Es ist dieses Gefühl der Ursprünglichkeit, die Regen, Naab, aber auch Donau und Isar zunehmend zu regelrechten „Spaßwasserstraßen“ für Kanuten werden lassen. Kanu-Geisterwanderungen werden ebenso geboten wie die stilgerechte Übernachtung in einem echten Indianer-Tipi nach der Paddel-Exkursion. „Der große Trend sind die Ein-Tagestouren statt der Wochenexkursionen in früheren Jahren“, sagt Irene Frieser, die einen Kanuverleih an der Naab bei Weiden betreibt. Trotz des höheren Organisationsaufwands ist sie zufrieden: „Wir registrieren zweistellige Zuwachsraten“, sagt die Bootsvermieterin. Auch auf der böhmischen Seite liegt das sportliche Wasser-Vergnügen im Trend – und das schon traditionell. „Kanu war und ist in Tschechien Nationalsport für Familien und Freunde“, sagt Ilona Snebergerova, die Leiterin der Abteilung für Kultur, Denkmalpflege und Tourismus bei der Bezirksregierung Pilsen.

Wildwasser-Erlebnis pur bietet im Böhmerwald am „Grünen Dach Europas“ neben der Berounka auch die rund 100 Kilometer lange Otava, deren Stromschnellen legendär sind. Bei höherem Wasserstand – so wie in diesem Jahr – sind auch sanft-entspannte Flusswanderungen auf dem Mittel- und Unterlauf der Úhlava und der Ústava sowie dem Oberlauf der Mze und der Strela beliebt. Sowohl in Ostbayern als auch in Westböhmen sind in den vergangenen Jahren viele neue Ausleihstationen entstanden, die den erlebnishungrigen Urlaubern den Einstieg in die „Wasserwildnis“ am Grünen Dach Europas ganz einfach machen.´