Dienstag, 14. Februar 2012

Optimismus stärkt die Abwehr

Psychische Belastungen bringen die Körperabwehr in Schieflage. Doch warum sind optimistische Menschen davor eher gefeit? Die Antwort liegt an der Schnittstelle zwischen Nerven- und Immunsystem verborgen.

Aus: Gehirn&Geist, März 2012

Nach langen Phasen psychischer Turbulenzen sind wir besonders anfällig für Infektionen. Auch Allergien und Entzündungskrankheiten wie Neurodermitis verschlimmern sich oft massiv unter chronischem Stress. Warum? Laut dem Psychosomatiker Christian Schubert von der Medizinischen Universität Innsbruck können psychische Belastungen die Immunabwehr gravierend beeinflussen. Das berichtet das Magazin Gehirn&Geist in seiner aktuellen Ausgabe (3/2012).

Eine entscheidende Rolle spielt das Stresshormon Cortisol. Wird der Körper zu lange von ihm durchflutet, gerät das Immunsystems aus dem Gleichgewicht. Die Folge: Wir sind anfälliger für virale Infektionen – oft zu erkennen an Herpesbläschen –, und auch allergische Reaktionen treten gehäuft auf. "Wir haben inzwischen eine regelrechte Epidemie von Allergien", warnt Christian Schubert. Oft würden die Weichen dafür schon in der frühen Kindheit oder gar während der Schwangerschaft gestellt. Denn weltweit steige der Stress in der Bevölkerung – und damit auch für werdende Mütter.

Die Folgen demonstrierte die Gruppe um Catarina Almqvist vom Karolinska Institut in Stockholm 2011 in einer Studie mit fast einer Million Kindern. Die Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft um einen verstorbenen Verwandten trauerten, hatten ein deutlich erhöhtes Risiko hatten, an Asthma zu erkranken. Umgekehrt können eine positive Lebenshaltung und gute Stimmung aber auch das Immunsystem stärken und auf Dauer vor Entzündungen schützen. Wie Suzanne Segerstrom und ihr Team von der University of Kentucky in Lexington 2010 herausfanden, besitzen Menschen mit einer optimistischen Einstellung eine besonders gut funktionierende Immunabwehr.

"Auch soziale Beziehungen sind enorm wichtig für die Gesundheit", sagt Peter Henningsen, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der TU München. So mindern etwa Küsse und andere Zärtlichkeiten die körperlichen Folgen von berufsbedingtem Stress, wie die Psychologin Beate Ditzen von der Universität Zürich 2008 herausfand.

Die Ergebnisse könnten auch Folgen für die Therapie haben. Studien deuten etwa darauf hin, dass bestimmte psychologische Interventionen einzelne Komponenten des Immunsystems positiv beeinflussen. Ob sich auch schwere Allergien und chronische Entzündungen durch seelische Maßnahmen rückgängig machen lassen, bleibt allerdings fraglich. "Leider sind wir noch weit davon entfernt, körperliche Erkrankungen mittels Psychotherapie gezielt zu heilen", so Christian Schubert.