Montag, 16. Juli 2012

Ein Ostbayer lässt in der Welt die Glocken läuten

Ein Glockengießer aus Passau stellt Geläute für Kirchen und Klöster auf der ganzen Welt her.

Passau (obx - internet-zeitung) - Sie läuten in den USA, in Chile, Russland, Tansania, Indien oder Griechenland: Rund um den Globus geben Kirchenglocken aus Ostbayern den Ton an. Die Glockengießerei Perner aus Passau ist eine der wenigen noch aktiven traditionellen Glockengießereien in Deutschland. Pro Jahr verlassen bis zu 300 Glocken die Passauer Werkstatt und gehen auf die Reise in die Klöster, Kirchen und Kapellen dieser Erde. Auch im Regensburger Dom, der Münchener Frauenkirche und sogar im Turm der Universität Hongkong erklingen Glocken von
Perner.

"Glocken aus Deutschland haben seit Jahrhunderten einen exzellenten Ruf weltweit. Davon profitieren wir", sagt Rudolf Perner, der den Familienbetrieb in Passau führt. Billigglocken aus Stahl, wie sie während des Kriegs gegossen wurden halten allenfalls 100 Jahre. Perners Bronzeglocken können über 1000 Jahre läuten. "David Perner goss mich 1675" lautet zum Beispiel die Inschrift einer Glocke, die noch heute im tschechischen Mähren die Menschen zum Gottesdienst ruft.

Die Glockengießerei Perner blickt auf eine rund 400-jährige Firmentradition zurück. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Vertreibung vom ehemaligen Firmensitz im tschechischen Budweis baute der Großvater von Rudolf Perner den Betrieb ab 1946 in Passau wieder auf.

Noch heute gießt Perner seine Glocken mit einer Technik und einer Legierung, die schon aus handwerklichen Aufzeichnungen aus dem 9. Jahrhundert bekannt sind: 78 Prozent Kupfer und 22 Prozent Zinn ergeben die traditionelle und bis heute qualitativ nicht überbotene "Glockenbronze". Beim Guss läuft das flüssige Metall aus dem Hochofen direkt in die aufwendig angefertigten Glockenformen aus Lehm, die in der Erde vergraben werden. Die Produktionsdauer kann von zwei Wochen bis zu einem Jahr betragen. "Für eine indische Glocke haben wir allein für die traditionellen Verzierungen ein halbes Jahr gebraucht", sagt Rudolf Perner. Seine bisher schwerste Glocke wiegt über 10 Tonnen und hängt im Kloster Scheyern nördlich von München.

Bei aller Tradition ist aber auch bei Perner Innovation kein Fremdwort. So hat der Handwerksbetrieb schon vor Jahren als weltweit erster ein Patent auf eine selbst entwickelte vollelektronische Läutmaschine angemeldet. Außerdem forscht Perner seit über 25 Jahren in Kooperation mit der Universität der Bundeswehr in München-Neubiberg und der Uni Karlsruhe an der Verbesserung von Klang und einer noch besseren Haltbarkeit der Glocken.