Donnerstag, 5. Juli 2012

Ostbayern: Rekord-Investitionen für die Energiewende

An der niederbayerisch-österreichischen Donau wird das bisher teuerste Pumpspeicherkraftwerk im Freistaat geplant - Die Mega-Investition von 350 Millionen Euro ist ein wichtiger Schritt in Richtung Energiewende.

Untergriesbach (obx - internet-zeitung) - In Deutschland schießen mit Milliardensubventionen Windkraft- und Solarparks wie Pilze aus dem Boden - als Meilensteine für die von der Politik über Nacht beschlossenen Energiewende. Problem auf dem Weg in eine bessere Welt des sauberen Stroms aber bleiben die enormen Leistungsschwankungen der wetterabhängigen Solarfelder und Windturbinen. Es fehlt vor allem an Speichern, die den Öko-Strom puffern und dann bereitstellen, wenn er gebraucht wird. Im niederbayerischen Untergriesbach (Landkreis Passau) entsteht jetzt mit 350 Millionen Euro Investitionen ein riesiges Pumpspeicherkraftwerk, das für die Versorgungssicherheit mehr bringt als so manches Solarzellenfeld. Die Anlage ist die bisher größte private Energieinfrastruktur-Investition im Freistaat im Zuge der Energiewende. Wie eine riesige Batterie liefert es nach Fertigstellung dann Strom, wenn kein Wind weht oder die Sonne nicht scheint. Als vorbildlich gilt auch die Umweltverträglichkeit des geplanten Kraftwerks, wie international anerkannte Experten für Gewässerökologie in mehrfachen Studien bestätigt haben.

Selbst nach den Plänen der optimistischen Wende-Befürworter muss die derzeitige Kapazität von Pumpspeicherkraftwerken in Deutschland bis 2020 mindestens verdoppelt werden, um die Stabilität der Stromnetze weiter zu gewährleisten. In Bayern verfügen diese effizientesten und ausgereiftesten aller bekannten Stromspeicher in Summe derzeit über rund 550 Megawatt Leistung. Die Staatsregierung schätzt, dass es möglich wäre zusätzlich noch weitere 2000 Megawatt an Pumpspeicherleistung in Bayern aufzubauen.

Mit dem geplanten Bau des "Energiespeicher Riedl", macht Ostbayern jetzt einen weiteren Schritt in Richtung Pumpspeicherausbau und gibt der Energiewende im Freistaat einen kräftigen Stoß: das neue Kraftwerk wird ab 2018 mit zusätzlichen 300 Megawatt Leistung ganz wesentlich zum Ausgleich der Schwankungen zwischen Erzeugung und Verbrauch beitragen. Das Potenzial des Kraftwerks entspricht dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von rund 860 deutschen Haushalten.

Der von der Donaukraftwerk Jochenstein AG geplante "Energiespeicher Riedl" ist ein deutsch-österreichisches Gemeinschaftsprojekt und das aktuell einzige und bisher teuerste in Bayern geplante Pumpspeicherkraftwerk. Nach Abschluss des Planfeststellungsverfahrens soll der Bau 2014 beginnen und vier Jahre später abgeschlossen sein.

Nach Inbetriebnahme wird der "Energiespeicher Riedl" bei einem Stromüberangebot mit Hilfe von zwei Turbinen bis zu 4 Millionen Kubikmeter Wasser aus der Donau durch ein etwa 1,6 Kilometer langes Rohr in einen rund 340 Meter höher gelegenen Speichersee pumpen. Sinkt die Leistung der Wind- und Solarkraftwerke unter den Bedarf wird der der Stausee schrittweise entleert: Das in die Donau zurücklaufende Wasser stürzt zurück durch ein riesiges Fallrohr und treibt Turbinen zur Stromerzeugung an.

Bedenken von Umweltschützern gegen den Kraftwerksbau wie sie bei jedem Großprojekt an der Tagesordnung sind, nehmen die Betreiber ernst. Gutachten international anerkannter Umweltexperten bescheinigen den Kraftwerksbauern ein vorbildliches, begleitendes Ökokonzept. Dazu gehören neben dem Bau einer gut drei Kilometer langen Fischwanderhilfe auch die Einrichtung von Kieslaichplätzen und der Ausbau bestehender Biotope.

Auch für die Anwohner soll der Kraftwerksbau keine Beeinträchtigungen bedeuten. Der 25 Hektar große Stausee wird sich in einer natürlichen Senke harmonisch in die Landschaft einpassen und mit der Anlage von Wegen und umliegenden Biotopen nach bisherigen Plänen zu einem attraktiven Naherholungsgebiet. Die großen Rohre für den Zu- und Ablauf des Donauwassers wie auch die Turbinenhallen werden unterirdisch gebaut und damit unsichtbar sein.

Für die niederbayerische Wirtschaft ist der Kraftwerksbau ein echtes Konjunkturprogramm, wie Untersuchungen der Universität Passau und des Münchner ifo Instituts für Wirtschaftsforschung zeigen: Voraussichtlich verbleiben rund 30 Prozent der Wertschöpfung des Mega-Projekts mit der Rekord-Investition von rund 350 Millionen Euro in der Region. Der Kraftwerksbetrieb und die Instandhaltung werden, so die Experten, darüber hinaus bestehende Arbeitsplätze sichern und zusätzliche neue, krisensichere Stellen schaffen. Außerdem würden vor allem der Mittelstand und das Handwerk in der Region von dem Großprojekt profitieren.