Donnerstag, 15. November 2012

Apotheker fordern die gesetzlichen Krankenkassen zum Fair Play auf

Gescheiterte Verhandlungen um den Kassenabschlag

Hannover (apothekerkammer) - Gestern Nachmittag sind die Verhandlungen über den Kassenschlag zwischen dem Deutschen Apothekerverband (DAV) und dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) gescheitert. Die Apothekerkammer Niedersachsen startete deshalb sofort mit der großangelegten Protestaktion „Wir fordern Fair Play!“ in ganz Niedersachsen. Für jedes Rezept mit Rabattarzneimitteln senden die niedersächsischen Apotheker an den GKV-Spitzenverband und die gesetzlichen Krankenkassen ein Fax oder eine E-Mail. „Wir erfüllen seit 2007 die Rabattverträge für die gesetzlichen Krankenkassen. Wir sparen den Kassen Geld ein und erhalten dafür nichts. Ganz im Gegenteil: Das Bearbeiten der Rezepte ist so zeitaufwendig, dass wir sogar mehr Personal einstellen mussten. Auf diesen Mehrkosten bleiben die Apotheker sitzen“, erläutert Magdalene Linz, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen. In diesem Jahr haben die gesetzlichen Krankenkassen zusammen mit dem Gesundheitsfonds Rekordrücklagen von über 20 Milliarden Euro gebildet.

Neben der Fax und E-Mail-Aktion informieren die Apotheker auch die Patienten mit Plakaten und Handzetteln über das unfaire Verhalten der gesetzlichen Krankenkassen. Denn der GKV-Spitzenverband verweigert weitere Verhandlungen, da er die Zahlen der Apotheker anzweifelt, obwohl diese steuerlich testiert und als Grundlage für Steuererklärungen anerkannt sind.

Die Apotheker nehmen bei ihrem Protest auch die Sorgen der Patienten ernst. Durch die Rabattverträge ist zum Beispiel der Beratungsaufwand immens gestiegen. Viele Patienten sind verunsichert, weil sie das neue Medikament nicht kennen und sie den Namen nicht mit ihrem Rezept in Verbindung bringen. Stehen gleich mehrere Arzneimittel auf dem Rezept, ist der Erklärungsbedarf noch höher. Das kostet natürlich auch Zeit. Zeit, die sich die Apotheker gerne nehmen und auch nehmen müssen, um ihrem gesetzlichen Auftrag nachzukommen. Doch die notwendigen Personalaufstockungen fallen wirtschaftlich schwer ins Gewicht. Nicht jede Apotheke kann sich das leisten. Aktuell schließen jede Woche sechs Apotheken in Deutschland. Allein in Niedersachsen haben in diesem Jahr bereits 36 Apotheken schließen müssen, nur elf wurden neu eröffnet.

Von ihrem aktuellen Honorar von 8,10 Euro pro rezeptpflichtigem Arzneimittel müssen die Apotheker den gesetzlichen Krankenkassen einen Abschlag von 2,05 Euro gewähren. Das entspricht einem Viertel des Honorars. Dieser Abschlag wurde von dem Gesetzgeber als Sonderopfer festgesetzt und gilt für die Jahre 2011 und 2012. Für 2013 wird der Betrag derzeit neu ausgehandelt. Seit Tagen versuchen sich DAV und GKV-Spitzenverband auf die Verhandlungsgrundlage zu einigen. Für 2009 bis 2010 galt ein Abschlag von 1,75 Euro, den die Apotheker sowie verantwortliche Gesundheitspolitiker wie Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr als Grundlage für die aktuellen Verhandlungen ansetzen. „Nachdem die gesetzlichen Krankenkassen zusammen mit dem Gesundheitsfonds mittlerweile eine Reserve von über 20 Milliarden Euro erwirtschaftet haben, ist nicht einzusehen, warum sie so vehement an dem Abschlag von 2,05 Euro festhalten. Im Gegensatz zu den gesetzlichen Krankenkassen haben Apotheker keine Gewinnzuwächse zu vermelden, sondern Ertragsrückgänge“, so Magdalene Linz.