Dienstag, 6. November 2012

Mit Hochsee-Frachtern in Ostbayern vor Anker

Mitten im Oberpfälzer Wald schwimmt eine Hochsee-Reederei auf der Erfolgswelle.

Schnaittenbach (obx) - Wer aus dem Herzen Ostbayerns auf eines der Weltmeere will, hat einen langen Landweg vor sich - rund 650 Kilometer sind es bis zum Hamburger Hafen. Deshalb besonders überraschend: Mitten im größten zusammenhängenden Waldgebiet Europas sitzt eine der erfolgreichen deutschen Hochsee-Reedereien. Die MST Mineralien Schiffahrt Spedition und Transport GmbH steuert aus der 4000-Seelen-Gemeinde Schnaittenbach schon seit über 25 Jahren eine stattliche Hochsee-Flotte von mittlerweile fast 70 Frachtschiffen quer über die Ozeane rund um den Globus.

Ihren zunächst verblüffenden Firmensitz verdankt die MST-Reederei den Amberger Kaolin-Werken im Oberpfälzischen Hirschau. Ein ehemaliger Geschäftsführer des Rohstoff-Werks lieferte MST-Senior-Chef Jürgen W. Ruttmann Mitte der 80er Jahre die Idee zur Gründung seiner ungewöhnlichen Reederei - erste Großaufträge zum Transport von großen Mengen Kaolin inklusive. Das Material wird als Grundstoff der Porzellan- und Papierherstellung gebraucht. Bedingung für die Transportaufträge war damals ein ortsnaher Firmensitz im benachbarten Schnaittenbach.

Die Lage der Reederei weit weg von den Schifffahrtsrouten und "mitten im Wald" sollte sich nicht als Nachteil erweisen. Gestartet mit nur einem Schiff schwimmt MST heute auf der Erfolgswelle. Mittlerweile transportieren fast 70 Frachtschiffe neben Kaolin auch Getreide, Düngemittel, Erz, Kohle und andere Massengüter quer über den Atlantik vom Panama- bis zum Suez-Kanal - gesteuert aus Ostbayern.

Die Hochsee-Frachter aus der Oberpfalz haben eine Tragfähigkeit von bis zu 38.000 Tonnen, sind bis zu 180 Meter lang und 30 Meter breit. Neue Schiffe sind derzeit wieder im Bau - ein Indiz für den anhaltenden Geschäftserfolg.

Die MST zählt mittlerweile sogar zu den großen Reedereien in Deutschland. In der nagelneuen Firmenzentrale in Schnaittenbach und in ihren Vertretungen in Hamburg, Rostock, Rotterdam, Antwerpen und Rio de Janeiro kümmern sich rund 120 Mitarbeiter um das internationale Geschäft. Außerdem sind etwa 1000 Seeleute auf der MST-Flotte im Einsatz.

Reederei-Gründer Jürgen W. Ruttmann ist gebürtiger Hamburger und hat auch seine Schifffahrtsausbildung in der Hansestadt genossen. Heute führt sein Sohn Matthias M. Ruttmann das Geschäft. Und auch für den steht fest: Egal wie sich die Geschäfte entwickeln - Die MST-Firmenzentrale bleibt in der Oberpfalz.