Freitag, 9. November 2012

Mit Navigationssystem zu einem neuen Gelenk

Die Revolution im Operationssaal findet im Stillen statt: Immer mehr Patienten profitieren von High-Tech gestützten Operationstechniken - vor allem im Bereich des Bewegungsapparats. Ein internationales Symposium an der Hochschule Regensburg am Freitag zeigte das heute technisch bereits Machbare.

Regensburg/Bad Abbach (obx) - Vor allem bei Operationen im Bereich von Rücken und Gelenken haben High-Tech-Materialien und Navigationstechnologie längst Einzug gehalten. Die Orthopädische Klinik für die Universität Regensburg in Bad Abbach ist auf diesem Gebiet mit führend in Deutschland. Dies wurde auch am Freitag bei einem internationalen Symposium "Medical Engineering in Orthopädie und Unfallchirurgie" am Freitag an der Hochschule Regensburg deutlich. Einen Tag lang präsentierten Mediziner des Klinikums die Quintessenz der Spitzenforschung auf diesem Gebiet: Operationen an Gelenken in bisher nicht gekannter Präzision.

Grundlage des Erfolgs der Bad Abbacher Ärzte ist unter anderem eine seit Jahren bestehende erfolgreiche Kooperationen zwischen dem Lehrgebiet Biomechanik der Hochschule Regensburg, der Unfallchirurgischen Abteilung der Universitätsklinik Regensburg und der Orthopädischen Klinik für die Universität Regensburg.

Highlight der Veranstaltung am Freitag war das Implantieren eines künstlichen Kniegelenks mit Hilfe modernster Navigationstechnologie. Die Operation, durchgeführt von Privatdozent Dr. med. habil. Tobias Renkawitz im Asklepios-Klinikum Bad Abbach, wurde in HD-Qualität direkt auf eine Großleinwand der Hochschule übertragen. Dr. Renkawitz leitete als Gelenkspezialist schon seit Jahren eine Expertengruppe an der Orthopädischen Universitätsklinik und wurde für die Entwicklung dieser Verfahren vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit dem hochrangigen "Innovationspreis Medizintechnologie" ausgezeichnet.

Der Chefarzt der Orthopädischen Klinik, Professor Dr. med. Dr. h.c. Joachim Grifka erläuterte dem internationalen Mediziner-Gremium die Möglichkeiten der neuen Operation per Navigation: "Mit dem Navigationsverfahren können künstliche Gelenke in Hüfte und Knie millimetergenau eingebracht werden und gewährleisten eine präzise und optimale Funktion bei langer Haltbarkeit", so Grifka. Navigationsgestützte Operationen haben in den letzten Jahren die Operationsergebnisse revolutionär verbessert. In Bad Abbach gibt es heute, auch ein Novum in Europa, zwei der dafür notwendigen computerassistierten Navigations-Operationssäle. Mit der neuen Technik werden Operationen im Bereich der Knie- und Hüft-Endoprothetik wie auch an der Wirbelsäule, sportchirurgische und unfallchirurgische Eingriffe mit einer früher nicht möglichen Präzision durchgeführt.

Die neuen Operationstechniken bauen auf anspruchsvolles Engineering: sowohl bei der Konstruktion langlebiger Implantate wie auch bei der Entwicklung der navigationsgestützten Operationstechnik. "Der Bedarf an gut ausgebildeten, hoch qualifizierten Ingenieurinnen und Ingenieuren, die sich sicher zwischen Medizin und Ingenieurwesen bewegen, nimmt deshalb ständig zu", so Professor Dr. Dendorfer, Professor für Biomechanik an der Hochschule Regensburg. Auch deshalb bietet die Hochschule Regensburg seit über einem Jahr den neuen Studiengang "Biomedical Engineering" an. Die Studierenden erwerben in einem siebensemestrigen Bachelor-Studiengang die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten, um sich im Schnittfeld aus Medizin und Maschinenbau optimal zurechtzufinden.