Mittwoch, 5. Dezember 2012

Antibiotikaresistenzen verhindern

Zunächst Erreger feststellen lassen

Hannover (apothekerkammer) - –Antibiotika gelten bei vielen Patienten als Wunderwaffe, um schnell wieder fit zu werden. Richtig eingesetzt sind Antibiotika sehr hilfreiche Medikamente, die sogar Leben retten können. Ist ein Patient über einen längeren Zeitraum krank und eine Besserung des gesundheitlichen Zustandes nicht in Sicht, ist es am besten, zunächst den Erreger festzustellen, teilt die Apothekerkammer Niedersachsen mit. Dies kann beim Arzt durch einen Rachenabstrich oder mittels Urinprobe erfolgen. Werden Bakterien als Auslöser der Krankheit nachgewiesen, kann der Arzt anschließend das passende Antibiotikum auswählen, denn Antibiotika wirken nur bei bakteriellen Erkrankungen. Wer Antibiotika z. B. gegen eine durch Viren hervorgerufene Erkältung einnimmt, fördert nicht die Genesung, sondern durch einen zu häufigen und unsachgemäßen Gebrauch die Resistenzen der Bakterienstämme gegen bestimmte Antibiotika. Durch den sorglosen Umgang mit Antibiotika gibt es bereits viele Resistenzen. Die Apothekerkammer Niedersachsen zeigt Patienten, was es bei der Einnahme dringend zu beachten gilt.

Richtige Anwendung: Dosis und Einnahmezeitpunkte beachten
Muss der Patient ein Antibiotikum einnehmen, ist die richtige Einnahme elementar, um einer Resistenzbildung vorzubeugen. Der Apotheker berät den Patienten über die richtige Anwendung. Ein Antibiotikum muss schnell und stark die vorhandenen Bakterien bekämpfen. Eine zu niedrige Dosis ermöglicht den Bakterien, sich gegen das Medikament zu wehren und dagegen immun zu werden. Der Apotheker bespricht daher mit dem Patienten bei Abgabe des Medikaments die vom Arzt vorgegebene Dosierung. Diese muss unbedingt eingehalten werden.

Viele Patienten wissen nicht, dass der zeitliche Abstand zwischen den Einnahmen exakt eingehalten werden muss, um den Wirkstoffspiegel des Arzneimittels gleichmäßig hoch zu halten. Die Dosierungsanweisung „dreimal täglich“ bedeutet daher, alle acht Stunden eine Tablette einzunehmen. Nur so ist gewährleistet, dass die Bakterien wirksam abgetötet werden. Idealerweise nimmt man die Tabletten mit einem großen Glas Leitungswasser ein.

Antibiotika nicht eigenmächtig absetzen oder einnehmen
Die Packung eines Antibiotikums sollte stets komplett aufgebraucht werden, wenn der Arzt keine andere Einnahmeanweisung erteilt. Setzt der Patient das Medikament eigenmächtig zu früh ab, riskiert er durch die zu kurze und zu niedrig dosierte Therapie, dass die verbliebenen Keime resistent werden oder dass die nicht abgetöteten Keime eine neue Infektion auslösen. Es gilt auch: Wenn ein Antibiotikum nach zwei bis drei Tagen nicht angeschlagen hat, sollte dringend nochmals der Arzt aufgesucht werden. Hier kann bereits eine Resistenz vorliegen. Keinesfalls sollten Patienten noch übrig gebliebene Tabletten vorangegangener Therapien oder von Familienmitgliedern einnehmen, wenn sie sich krank fühlen. Restbestände sollten immer sofort entsorgt werden.

Wechselwirkungen und unterstützende Maßnahmen
„Patienten, die ein Antibiotikum einnehmen müssen, sollten ihren Apotheker auch nach Wechselwirkungen mit Nahrungsmitteln oder anderen Arzneimitteln (z.B. Antibabypille) fragen. Nur so kann sichergestellt werden, dass das Antibiotikum auch wirkt oder keine anderen Therapien beeinträchtigt werden“, erklärt die Apothekerkammer Niedersachsen. So können bei der Einnahme von Antibiotika der Wirkstoffgruppen Tetracycline oder Gyrasehemmer zusammen mit Fruchtsäften, Mineralien oder milchhaltigen Produkten unerwünschte Interaktionen auftreten. Weiterhin werden bei manchen Arzneimitteln gegen Magenbeschwerden die Wirkstoffe unter Umständen so fest gebunden, dass kein ausreichender Wirkstoffspiegel mehr gewährleistet ist.

Da die Wirkung der verordneten Antibiotika manchmal dem Patienten nicht ausreichend schnell Linderung bringt, beraten die Apotheker auch gerne, welche Haus- oder Arzneimittel zwischenzeitlich die Schmerzen lindern, Fieber senken und die Heilung unterstützen können. Antibiotika können aber durch ihre breite Wirkung auch Nebenwirkungen auslösen, die z.B. die Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen. Hier hilft unter anderem die gezielte Gabe von wirksamen Hefekulturen.

Begleitet von der Apothekerkammer Niedersachsen und der Ärztekammer Niedersachsen informiert das niedersächsische Ministerium für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration aktuell unter www.antibiotikastrategie.niedersachsen.de über Maßnahmen, um den Antibiotikaeinsatz zu optimieren und dadurch Resistenzen zu vermeiden. Die Informationen richten sich an Fachpublikum und Patienten gleichermaßen. Den Flyer zur Kampagne können Interessierte auch unter www.apothekerkammer-nds.de herunterladen.

Der Apothekerkammer Niedersachsen gehören rund 7.000 Mitglieder an. Der Apotheker ist ein fachlich unabhängiger Heilberufler. Der Gesetzgeber hat den selbstständigen Apothekern die sichere und flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln übertragen. Der Beruf erfordert ein vierjähriges Pharmaziestudium an einer Universität und ein praktisches Jahr. Dabei erwirbt der Studierende Kenntnisse in pharmazeutischer Chemie und Biologie, Technologie, Pharmakologie und Toxikologie. Nach drei Staatsexamina erhält er eine Approbation. Nur mit dieser staatlichen Zulassung kann er eine öffentliche Apotheke führen. Der Apotheker fertigt individuelle Rezepturen an, erklärt die korrekte Einnahme von Medikamenten, warnt vor Wechselwirkungen und garantiert diese Versorgung auch im Nacht- und Notdienst.