Nirgendwo sind deutschlandweit mehr Solar-Anlagen in Betrieb als im Netz von E.ON Bayern. Jetzt müssen über 100.000 Betreiber ihre Photovoltaik-Anlagen im Freistaat neu einstellen lassen, damit das Stromnetz nicht kollabiert. Wer die Fristen zur Umrüstung versäumt, dem droht ein Stopp der Einspeisevergütung.
Regensburg (obx) - Bayern ist deutschlandweit Spitze beim Ausbau der Solar-Energie. Allein der größte regionale Netzbetreiber E.ON Bayern zählt aktuell rund 230.000 Photovoltaik-Anlagen in seinem Netzgebiet - mehr als die Hälfte davon in Ostbayern. Das Problem: Mittlerweile gefährdet die Masse der "Solar-Bauern" zunehmend die Netzstabilität. Denn die Stromproduktion der Anlagen schwankt so stark wie der Wechsel von Sonne und Wolken. Jetzt sind Betreiber von Photovoltaik-Anlagen gesetzlich verpflichtet, ihre Anlagen kostenlos technisch nachrüsten zu lassen, um die extremen Schwankungen im Stromnetz zu mindern. Betroffene erhalten dazu einen Fragebogen von ihrem Netzbetreiber. Die Rückmeldefrist bei E.ON Bayern ist der 15. Februar. Wer sie verpasst, dem droht ein Stopp der lukrativen Einspeisevergütung.
Mit Milliardensubventionen sind in ganz Deutschland in den vergangenen Jahren Solar-Anlagen wie Pilze aus dem Boden geschossen. Allein die Photovoltaik-Anlagen im Netzgebiet von E.ON Bayern liefern an sonnigen Tagen rund 4800 Megawatt Leistung- oft zu viel für das aktuelle Stromnetz.
Bisher war daher Vorschrift: Erreicht die Spannung im Netz die gefährliche Belastungsgrenze von 50,2 Herz, schalten sich alle Photovoltaik-Anlagen automatisch ab. Diese Regel kann heute zu massiven Stromausfällen führen. Denn mittlerweile kommt die gleichzeitige Abschaltung aller Solar-Anlagen im Netzgebiet von E.ON Bayern dem Ausfall von rund drei Atomkraftwerken gleich.
Die Lösung: Betreiber von Photovoltaik-Anlagen sind jetzt gesetzlich verpflichtet, die Wechselrichter ihrer Anlagen neu einstellen zu lassen, damit ein stufenweises abschalten der Solar-Anlagen möglich wird. So sollen zu große Schwankungen und Ausfälle im Stromnetz verhindert werden.
Im Netzgebiet von E.ON Bayern müssen rund 110.000 Anlagen umgerüstet werden. Die betroffenen Betreiber erhalten derzeit von ihrem Netzbetreiber einen Fragebogen über die zur Nachrüstung erforderlichen Wechselrichterdaten. Wer den Bogen nicht fristgerecht zurücksendet, dem droht ein Stopp der Einspeisevergütung.
"Jeder Anlagenbetreiber sollte sich bewusst sein, dass er eine wichtige Mitverantwortung für die Sicherheit des gesamten Energiesystems hat. Wir sind auf die Mitarbeit der Anlagenbetreiber angewiesen und appellieren deshalb an alle, die Fragebögen rasch zurück zu senden. Der Gesetzgeber lässt uns bei Nicht-Einhaltung der gesetzlich vorgegebenen Fristen keine andere Wahl, als die Vergütung auszusetzen", sagt der technische Vorstand der E.ON Bayern AG, Dr. Egon Westphal.
Aktuell haben zunächst die rund 6.000 Betreiber großer Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung über 100 Kilowatt einen Fragebogen von E.ON Bayern erhalten. Rückmeldefrist ist der 15. Februar. "Bisher verläuft die Rücksendung allerdings nur sehr schleppend", sagt Westphal. Rund 1.500 der angeschriebenen Anlagenbetreiber hätten bislang nicht auf den Hinweis der E.ON Bayern reagiert.
Sobald die Daten zu den Anlagen mit einer Leistung von über 100 Kilowatt eingeholt sind, wendet sich E.ON Bayern zur Datenerfassung an rund 23.000 Betreiber von Anlagen mit einer Leistung zwischen 30 und 100 Kilowatt. In einem dritten Schritt folgen die Anlagen mit einer Leistung zwischen 10 und 30 Kilowatt. Hier geht E.ON Bayern dann voraussichtlich Ende 2013 auf rund 80.000 Anlagenbetreiber zu. Ausgenommen von der Aktion sind kleine Anlagen bis 10 Kilowatt Leistung sowie neue Anlagen, die erst in 2012 installiert wurden.