Mittelalterlich gebrautes Zoiglbier aus der Nordoberpfalz wird zum Touristen-Renner.
Windischeschenbach (obx) - Was für die Franzosen der Champagner und für die Schotten der Whiskey, das ist für Nordoberpfälzer das Zoigl. Das mittelalterliche Traditionsbier wird ausschließlich in ein paar Städten und Dörfern rund eine Autostunde nördlich von Regensburg gebraut - seit über 650 Jahren. Zwischenzeitlich fast vergessen, erlebt die Tradition der "Wirtsstuben im Wohnzimmer" in jüngster Zeit eine echte Renaissance. Immer mehr Einheimische beleben die alten Braurechte und begeistern Touristen aus aller Welt.
Windischeschenbach (Landkreis Neustadt an der Waldnaab) gilt als Zentrum des Zoigl, mit verbürgtem Braurecht seit 1455. Wer dort einen sechszackigen Stern weithin sichtbar an einem Haus entdeckt, der kann sich sicher sein: Hier gibt"s Zoiglbier, deftige Brotzeiten und eine urgemütliche Atmosphäre. 17 Zoiglwirte machen in Windischeschenbach heute wieder von ihrem altverbrieften Kommunbraurecht gebrauch, nach dem sie in der eigenen Zoiglwirtschaft hausgebrautes Bier ausschenken dürfen. Und der Stern, ursprünglich Zeiger oder inzwischen mundartlich Zoigl genannt, lässt wissen, wo der rare Trunk gerade zu haben ist.
Eigentlich ist der sechszackige Stern ein altes Handwerkssymbol, das die drei am Brauen beteiligten Elemente Feuer, Wasser und Luft - und zugleich die nach dem Reinheitsgebot üblichen Bierzutaten Wasser, Malz und Hopfen - symbolisiert. Schon im frühen Mittelalter wurde der Braustern vom Brauer, dessen Fass gerade leer war, an denjenigen weitergereicht, der sein Zoiglfass neu anstecken konnte. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Denn beim Zoiglbier geht es immer schön reihum.
Die Herstellung ist kein Geheimnis: In der offenen Sudpfanne über einem Holzfeuer wird die Maische - also das Gemisch aus Wasser und Gerstenmalz - gekocht, mit Hopfen versetzt und als Würze erhitzt. Der Sud lagert in großen Behältern im Keller, bis das Zoiglbier nach etwa zehn Tagen in Fässer abgefüllt wird, um noch mehrere Wochen auszureifen. Jeder Sud schmeckt etwas anders, denn jeder Brauer hat sein eigenes Rezept.
Einst waren es über 80 Brauer im Gebiet der heutigen Oberpfalz zwischen Amberg und Neustadt an der Waldnaab, die das Recht besaßen, ihr Bier nicht nur selbst zu brauen, sondern auch in der eigenen Stube auszuschänken. Laut Erlass von 1804 dürfen bis heute nur die Besitzer jener Häuser Zoiglbier brauen und schänken, die auch damals schon das Recht besaßen. In den meisten Häusern ist dieses Recht in Vergessenheit geraten. Aber viele haben sich in einer Zeit der Großbrauereien wieder auf diese Kunst besonnen und machen von ihrem Recht Gebrauch - sehr zur Begeisterung der Gäste aus nah und fern.
Mehr im Internet: http://www.zoiglbier.de