Dienstag, 29. Januar 2013

Sonne aus der Steckdose gegen den "Winterschlaf im Kopf"

Mehr als 10 Millionen Deutsche leiden in der dunklen Jahreszeit unter Depressionen. Der Schlafforscher Professor Dr. Jürgen Zulley von der Universität Regensburg gibt Tipps gegen den "Winter-Blues".

Regensburg (obx) - Der Winter schlägt den Deutschen aufs Gemüt: Jeder Vierte leidet nach Expertenschätzungen in der trüben Jahreszeit unter psychischen und körperlichen Beschwerden. Starke Niedergeschlagenheit und Heißhunger auf Süßigkeiten können die Anzeichen einer Winterdepression sein. Doch der "Winter-Blues" ist heilbar: mit Sonne, notfalls aus der Steckdose. Der Regensburger Professor Jürgen Zulley ist einer von Deutschlands renommiertesten Schlafforschern und ein Pionier der Lichttherapie in Deutschland.

Nicht nur Bären und Murmeltiere versinken in den Winterschlaf, wenn in der kalten Jahreszeit die Tage kürzer und das Licht weniger werden. "Auch Menschen schlafen im Winter länger", sagt Professor Zulley. "Viele Körperfunktionen arbeiten in dieser Zeit im Schongang." Bei vielen Menschen führt das zu depressiver Stimmung.

Der Unterschied zwischen Sommer- und Winterlicht ist weit größer als der Mensch das wahrnimmt: Lampen mit 500 Lux Lichtstärke empfinden wir als hell, das vegetative System springt dagegen erst bei Lichtstärken von rund 2500 Lux an. "Bei Lichtmangel schüttet der Körper mehr Melatonin aus", sagt Professor Zulley. Die Folge: Man ist den ganzen Tag müde, denn das Hormon soll die Stimmung drücken, damit der Mensch zur Ruhe kommt.

"Das Zauberwort gegen Winterdepression heißt Sonne. Sie bringt Licht in die Seele", sagt Zulley. Denn Sonnenlicht, das über die Augen auf den Hypothalamus wirkt, unterdrückt die Melatonin-Produktion. Diesen Effekt hat aber auch sonnenlichtähnliches Kunst-Licht. Professor Zulley, der viele Jahre das Schlafmedizinische Zentrum in Regensburg geleitet hat, ist einer der Pioniere der Lichttherapie in Deutschland.

Patienten mit Winterdepression können täglich 40 Minuten vor einer Lampenbatterie mit 10.000 Lux Helligkeit behandelt werden. Zum Vergleich: Ein Büroraum weist eine durchschnittliche Helligkeit von 500 Lux auf, 1500 bis 2500 Lux beträgt die Helligkeit an einem bewölkten Winter- oder Frühlingstag, und ein strahlender Sonnentag hat Lichtstärken bis zu 120.000 Lux.

Professor Zulley ist seit rund vier Jahrzehnten auf dem Gebiet der Chronobiologie, der Erforschung der inneren Uhr des Menschen, tätig. Auch dank der Forschungsarbeit aus Regensburg ist die Kunstlichttherapie heute weltweit erfolgreich im Einsatz.