Donnerstag, 11. April 2013

Waldspaziergänge für die Gesundheit - Heilkräuter am Wegesrand

Hannover (apothekerkammer) – Die Natur bietet zahlreiche Heilkräuter am Wegesrand. Doch Vorsicht: Gerade bei unwissenden Kräutersammlern kommt es häufig zu Verwechslungen bei der Heilpflanzensuche, so die Apothekerkammer Niedersachsen. Daher sollte man bei der Suche und der Zubereitung der Heilpflanzen und -kräuter vorsichtig sein, die Pflanzen mit Abbildungen vergleichen und auf ihren charakteristischen Geruch achten.

Salbei (Frühjahr bis Herbst)

Schon ihr lateinischer Name Salvia offizinalis (von salvare = heilen) gibt Aufschluss über die Fähigkeiten dieser Pflanze. Als Küchengewürz geschätzt, wirkt Salbei auch entzündungshemmend und ist daher bei Halsschmerzen ein bevorzugtes Mittel. Weiterhin kann es die Schweißbildung verringern. Aus den Blättern gekochter Tee kann nicht nur getrunken werden, sondern zum Beispiel auch in Form von Fußwaschungen Abhilfe schaffen. Die Pflanze wirkt aufgrund ihrer Inhaltsstoffe antioxidativ und antimikrobiell. Am besten werden die Salbeiblätter vor der Blüte im Mai und Juni geerntet, da haben sie die höchste Wirkstoffkonzentration.

Bärlauch (März/April) und Maiglöckchen (Mai)

Beide Pflanzen sehen sich hinsichtlich der Blätter recht ähnlich, was Verwechslungen einen Nährboden gibt. Doch schon die Wuchszeiten helfen, sie zu unterscheiden: Während Bärlauch im März beginnt zu sprießen, wächst das Maiglöckchen erst im Mai. Auch ihr Geruch hilft, sie zweifelsfrei zu erkennen. Nur wenn die Blätter beim Zerreiben leicht nach Knoblauch riechen, handelt es sich um Bärlauch. Aufgrund seines feinen Geschmacks findet er in der Küche vielerlei Verwendung. Die Inhaltsstoffe von Bärlauch sind aber auch wohltuend für den Körper: Sie haben bei Magen- und Darmbeschwerden eine beruhigende Wirkung. Maiglöckchen hingegen können tödlich sein, wenn sie verzehrt werden. Es sollte immer genau geprüft werden, welche Pflanze man geerntet hat.

Kamille (Juni bis August)

Am Wegesrand erkennt man die echte Kamille leicht. Zerteilt man die Blütenköpfchen, ist der Blütenboden hohl. Kamille wird meist bei Verdauungsbeschwerden eingesetzt. Für einen Tee kann man einfach die Blüten in kochendem Wasser 10 Minuten ziehen lassen. Bei Mundentzündungen kann mit dem Tee auch gegurgelt werden. Kamille eignet sich weiterhin für Dampfbäder bei Erkältungen. Als Inhalation lindert sie Entzündungen der Stirnhöhle und verbessert nebenbei das Hautbild. Hierfür nimmt man eine Handvoll loser Kamillenblüten und übergießt sie in einer Schale mit kochendem Wasser. Dann setzt man sich fünf bis zehn Minuten mit einem Handtuch über dem Kopf darüber und atmet den Dampf ein. Bei Fieber sollte man von der Inhalation jedoch absehen.

Brennnessel (April bis September)

Brennnessel sollte man aufgrund seiner Brennhaare nur mit Handschuhen ernten, aber es lohnt sich. Als Tee zubereitet und getrunken erhöht sie die Harnmenge. So unterstützt sie bei entzündlichen Erkrankungen die Durchspülung der ableitenden Harnwege und hilft, Nierengrieß vorzubeugen. Weiterhin kann Brennnessel zur unterstützenden Behandlung bei rheumatischen Beschwerden, wie Muskel- oder Gelenkschmerzen, angewendet werden. Bei Wassereinlagerungen, die aufgrund eingeschränkter Herz- oder Nierentätigkeit entstanden sind, wirkt die Pflanze allerdings nicht. Hier sollte auf die Durchspülungstherapie ganz verzichtet werden.

Baldrian (August bis Oktober)

Als Doldengewächs macht Baldrian durch seine rosa, wohlriechenden Blüten auf sich aufmerksam. Wie Johanniskraut ist er für seine beruhigende Wirkung bekannt. Meist wird bei Baldrian aber nur die Wurzel verwendet. Ihr Geruch wird allerdings als unangenehm empfunden, weshalb Baldrian in Fertigarzneimitteln häufig geruchsneutral verarbeitet wird. Für einen Tee sollten etwa ein bis zwei Teelöffel der geschnittenen Wurzel mit Wasser übergossen und mindestens 10 bis 15 Minuten ziehen gelassen werden. Wer einen milderen Geschmack bevorzugt, kann auch die Blüten für einen Tee verwenden. Die Wurzel sollte erst nach der Blüte geerntet werden.

Baldrian kann auch als Badezusatz verwendet werden, wenn der charakteristische Geruch nicht als unangenehm empfunden wird. Für ein Vollbad werden 100 Gramm Baldrianwurzel benötigt. Die Wassertemperatur sollte 37 Grad nicht überschreiten und die Badedauer 10 bis 20 Minuten betragen.

Die Heilpflanzensuche sollte immer abseits von vielbefahrenen Straßen und Feldern stattfinden, da sonst die Pflanzen durch Auspuffgase oder Dünger und Pflanzenschutzmittel belastet sind. Wer die Pflanzen ohne Verwechslungsgefahr kennenlernen möchte, dem rät die Apothekerkammer Niedersachsen, eine geführte botanische Wanderung durch die Natur zu machen oder sich in einem Apothekergarten umzuschauen. Wo der nächste Apothekergarten ist, erfahren Sie unter www.apothekerkammer-nds.de/apothekergaerten.php. Viele der Gärten bieten auch Führungen an.

Der Apothekerkammer Niedersachsen gehören rund 7.000 Mitglieder an. Der Apotheker ist ein fachlich unabhängiger Heilberufler. Der Gesetzgeber hat den selbstständigen Apothekern die sichere und flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln übertragen. Der Beruf erfordert ein vierjähriges Pharmaziestudium an einer Universität und ein praktisches Jahr. Dabei erwirbt der Studierende Kenntnisse in pharmazeutischer Chemie und Biologie, Technologie, Pharmakologie und Toxikologie. Nach drei Staatsexamina erhält er eine Approbation. Nur mit dieser staatlichen Zulassung kann er eine öffentliche Apotheke führen. Der Apotheker fertigt individuelle Rezepturen an, erklärt die korrekte Einnahme von Medikamenten, warnt vor Wechselwirkungen und garantiert diese Versorgung auch im Nacht- und Notdienst.