Montag, 29. April 2013

Frankfurter Architekten bauen das Museum der Bayerischen Geschichte

Die Jury wählte am Wochenende aus 254 Entwürfen und entschied sich für einen Museumsbau mit besonderen Perspektiven und Formen.

Regensburg (obx) - Beim Architektenwettbewerb für das Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg stehen die Preisträger fest. Mehr als 250 Architektenteams aus aller Welt hatten sich um den Bau des neuen Museums beworben. Den ersten Platz belegt der Entwurf des Architekturbüros Woerner und Partner aus Frankfurt am Main. Bis 2018 soll in Regensburg das neue Museum der Bayerischen Geschichte entstehen - rechtzeitig fertiggestellt zum 100. Geburtstag des Freistaats Bayern und anlässlich des Jahrestags "200 Jahre bayerische Verfassung". Seit mehr als 50 Jahren geplant, Jahrzehnte politisch heiß umstritten und 2012 endgültig beschlossen, soll dieses Museum auch in der bayerischen, der deutschen und internationalen Museumslandschaft architektonische Maßstäbe setzen.

"Ein Haus, das Geschichte in die Gegenwart transportiert, diese Idee hat die Architekten ganz offensichtlich beflügelt und zu kreativen Lösungsansätzen geführt", sagte Bayerns Kunst- und Kultusminister Wolfgang Heubisch. Erwartet wurde von den Architekten ein Museumsentwurf, der sich durch eine hohe Attraktivität sowie durch eine den Museumsbetrieb und das Museumskonzept unterstützende Architektur auszeichnet und einen eigenen städtebaulichen Akzent im sensiblen Altstadtkontext setzt. Zudem galt es auch energetisch eine beispielhafte Lösung zu finden.

Wenn das Museum der Bayerischen Geschichte zum 100. Geburtstag des Freistaats Bayern 2018 seine Pforten am Regensburger Donau-Ufer öffnet, wird ein Plan Wirklichkeit, den bereits Bayerns Ministerpräsident Wilhelm Högner 1961 formulierte, an dem aber selbst politische Schwergewichte wie Ministerpräsident Franz Josef Strauß scheiterten. Erst als Ministerpräsident Seehofer das Projekt 2008 zur Chefsache erklärte, nahm die Vorplanung des Museums Form an.

Bei der Zusammenstellung des Inventars ging und geht Projektleiter Richard Loibl, der seit Jahren auch die Bayerischen Landesausstellungen an wechselnden Standorten konzipiert, ungewöhnliche Wege: Via Internet, Fernsehen und Presse hat Loibl die Bürger aufgefordert zur Bestückung beizutragen. "Wir suchen Geschichten aus den Familien, den Gemeinden und den Lebenswelten, die über Erinnerungsstücke transportiert werden - von der Pickelhaube mit Durchschuss, die die Familie als Erinnerung des im Ersten Weltkrieg schwer verwundeten Großvaters aufbewahrte, bis zur Chianti-Flasche als Mitbringsel aus dem ersten per Fahrrad angetretenen Italienurlaub aus den 1950er Jahren", sagt Richard Loibl.

So manches bedeutendes Stück Geschichte hat die Suche bereits zutage gebracht: zum Beispiel das Inventar des ersten Bayerischen Landtags, das 2004 entsorgt wurde. Bis vor kurzem galt die alte Einrichtung des Parlaments, in dem, so Richard Loibl, "ab 1946 die bayerische Demokratie geschmiedet wurde", als verschollen oder vielleicht sogar zu Brennholz verarbeitet. Im Rahmen der Suche für das neue Museum ist er wieder aufgetaucht: aufgestapelt in der Scheune eines oberbayerischen Landwirts. Restauriert soll der Plenarsaal eine der Perlen des neuen Museums der Bayerischen Geschichte werden.