Mittwoch, 24. April 2013

Geld ist nicht alles: IT-Manager wird Dudelsack-Bauer



Video: "Schottische Nationoalhymne mit Dudelsack" von "Agrifreak" bei "YouTube"
http://www.youtube.com/watch?v=OQxKf6ZtXI0

Leidenschaft ist ihm wichtiger als Karriere und Geld: Ein Niederbayer hat seinen hochbezahlten Job als Computer-Spezialist an den Nagel gehängt und wurde zum einzigen Dudelsack-Bauer in Bayern.

Schaufling (obx) - Florian Ganslmeier hatte es eigentlich schon geschafft: Als erfolgreicher Projekt-Manager im IT-Bereich bei einem großen Unternehmen. Doch dann packte den musikbegeisterten Computer-Spezialisten die Leidenschaft für den Dudelsack. Nach einem "Praktikum" bei einem Instrumenten-Bauer war es um Ganslmeier geschehen: Er hängte seinen hochdotierten Job an den Nagel und fing von ganz vorne an: mit einer Lehre als Holzblasinstrumentenmacher. Heute ist Ganslmeier Bayerns einziger hauptberuflicher Dudelsack-Bauer und einer von nur ganz wenigen Spezialisten in Deutschland, die diese Kunst beherrschen.

Es war wohl "Liebe auf den ersten Ton": Auf einem von Ostbayerns zahlreichen Mittelalter-Festen hörte der Informatiker und Hobby-Jazz-Musiker Florian Ganslmeier vor rund 15 Jahren zum ersten Mal live einen Dudelsack. "Seitdem hat mich das Instrument nicht mehr losgelassen", sagt Ganslmeier - Nur rund fünf Jahre später gründete er seine eigene "Mittelalter-Band" Totus Gaudeo.

"Mit der Band wuchsen auch meine Ansprüche an das Instrument. Doch bei den wenigen Dudelsack-Bauern in Deutschland sind die Wartezeiten oft lang und nicht alle meine Spezial-Wünsche konnten erfüllt werden", sagt Ganslmeier.

Deshalb fing der Ingenieur der Informationstechnik kurzer Hand selber an zu Basteln. Ein nebenberufliches "Praktikum" bei einem befreundeten Instrumenten-Bauer brachte schließlich die Wende: Ganslmeier schmiss seinen gut bezahlten IT-Job und wurde zum Handwerks-Azubi.

"Das war vielleicht die interessanteste Zeit meines Lebens", sagt Ganslmeier heute. "Ich habe festgestellt, dass Geld allein nicht glücklich macht". Ganslmeiers Umfeld reagierte gespalten auf den ungewöhnlichen Berufswechsel: "Die Reaktionen reichten von Unverständnis bis zu großer Unterstützung", erzählt der Niederbayer.

Seit gut zwei Jahren ist Florian Ganslmeier jetzt Bayerns einziger hauptberuflicher Dudelsack-Bauer. Neben Kunden aus ganz Deutschland und Österreich hat der exotische Handwerker - dank Internet - sogar schon einen Auftrag aus Mexiko. Rund 20 Dudelsäcke fertigt Ganslmeier derzeit pro Jahr, zu Stückpreisen ab rund 1000 Euro aufwärts.

Für die Dudelsack-Pfeifen verwendet der Niederbayer am liebsten die Harthölzer von Obstbäumen aus der Region, wie sie auch früher schon gebraucht wurden. Der Dudelsack selbst ist aus Rindsleder. Außer Dudelsäcken fertigt Ganslmeier in seiner Werkstatt im niederbayerischen Schaufling (Landkreis Deggendorf) auch die artverwandten Renaissance-Instrumente Schalmei und Rauschpfeife.

Und so funktioniert eine Sackpfeife: Die in den Dudelsack geblasene Luft wird mit dem Ellbogen durch die am Sack angebrachten Pfeifen wieder herausgedrückt. Neben der "Spiel-Pfeife" für die Melodie hängen am Dudelsack auch noch "Bordune" genannte Pfeifen, die den für das Instrument so typischen konstanten Grundton erzeugen.

Die meisten verbinden den Dudelsack mit Schottland, denn dort wird das Instrument bis heute viel gespielt. Ihren Ursprung hat die Sackpfeife aber vermutlich im alten Indien, wo zum Beispiel die bekannten Schlangen-Beschwörer schon auf dudelsackartigen Instrumenten spielten. Weltweit gibt es etwa 250 verschiedene Arten von Dudelsäcken.