Montag, 17. Juni 2013

Trotz Jahrhundert-Hochwasser in Niederbayern: Erfolgreicher Start in die "Saure-Gurken-Zeit"

In Ostbayern wachsen jedes Jahr im Sommer mehr Gurken auf den Feldern als irgendwo sonst in Europa.

Passau (obx) - Sie wächst seit Jahrzehnten im Schatten ihrer bekannten Konkurrenz aus dem Spreewald - die niederbayerische Gurke. Die wenigsten Deutschen wissen: Nicht an der Spree, sondern in Niederbayern liegt das größte zusammenhängende Anbaugebiet für Einlegegurken in Europa. Dort wächst jedes Jahr zwischen Juni und September mehr als die Hälfte der gesamten deutschen Gurken-Produktion heran. Auch die moderne Ernte-Technik für das grüne Gemüse stammt aus Niederbayern: der sogenannte "Gurken-Flieger". Ob als Scheibe auf Hamburgern oder zur Bayerischen Brotzeit: Gurken aus Niederbayern hat fast jeder schon mal probiert.

Eigentlich steht sie sprichwörtlich für nachrichtenarme Sommermonate, für viele Bauern in Niederbayern ist sie ein gutes Geschäft: die "Saure-Gurken-Zeit". Auch wenn das gerade überstandene Donau-Hochwasser die kommende Ernte einzutrüben droht - In Niederbayern wachsen jährlich auf über 1000 Hektar rund 100.000 Tonnen Gurken heran.

Schon seit dem 16. Jahrhundert werden in Bayern Gurken angebaut, der Großteil davon in Niederbayern. Dem Problem der seit einigen Jahren sinkenden Lebensmittelpreise und steigenden Produktionskosten begegnet man in Europas "Gurken-Zentrum" heute mit modernster Technik: Geerntet wird mit dem sogenannten "Gurken-Flieger", der Erfindung eines niederbayerischen Landwirts.

Der Name rührt von der abenteuerlichen Optik her: Gezogen von einem Traktor breiten sich nach links und rechts bis zu zehn Meter lange Tragflächen aus, von denen bis zu 24 Erntehelfer in liegender Position die Gurken von den Pflanzen pflücken. Direkt vor den Köpfen der Helfer transportiert ein Förderband die Gurken ab. Die für Mensch und Gurke besonders schonende Ernte mit dem "Gurken-Flieger" wird mittlerweile auf der ganzen Welt praktiziert.

Nach der Ernte landen die Gurken innerhalb kürzester Zeit in Europas modernster Gurken-Sortieranlage im niederbayerischen Neusling. Die Anlage wurde erst im vergangenen Jahr von der Gurken-Erzeuger-Organisation GEO Bayern GmbH, einem Zusammenschluss von niederbayerischen Landwirten, in Betrieb genommen. Bis zu 1000 Tonnen Gurken am Tag werden dort in der Ernte-Zeit in Windeseile nach Größe sortiert, verpackt, gewogen und gekühlt, damit sie in den Handel gehen können.

Am Ende stehen Niederbayerns Gurken in den Regalen aller namhaften Supermärkte zwischen Flensburg und München - ob in Würfelform in Fischkonserven, winzig klein gehackt in Soßen und Würzmischungen oder als Bärlauchgurke, Dillschnitte und Bayerische Brotzeitgurke.