Dienstag, 23. Juli 2013

Auch Frauen sahen "Nessie"

Wiesbaden (internet-zeitung) - In der nahezu anderthalb Jahrtausende währenden Entdeckungsgeschichte des legendären Ungeheuers „Nessie“ spielten etliche Frauen eine wichtige Rolle. Aldie Mackay glückte die erste so genannte „moderne Sichtung“ in den 1930-er Jahren. Mrs. Spicer war maßgeblich an einer der wenigen Beobachtungen des Monsters an Land beteiligt. Und Constance Whyte schrieb ein Buch, das eine neue Generation privater „Monsterjäger“ inspirierte und endlich die Aufmerksamkeit seriöser Wissenschaftler auf das Seeungeheuer lenkte.


Der Erste, der dem „Ungeheuer von Loch Ness“ begegnete, war allerdings ein fremder und frommer Mann, nämlich der heilige Columban der Ältere. Doch nachdem der „Apostel der Schotten“ anno 565 im frühen Mittelalter die Bestie durch einen Bann davon abgehalten hatte, einen seiner treuen Begleiter zu töten, ließ sich das Monster schier eine Ewigkeit nicht mehr blicken.

Das änderte sich schlagartig, als die Hotelbesitzerin Aldie Mackay aus Drumnadrochit am 14. April 1934 während einer Autofahrt auf der neuen Landstraße A82 unweit der Burg „Aldorie Castle“ im Loch Ness etwas Seltsames entdeckte. Sie schrie: „Du meine Güte! Was ist das? Dort draußen?“, worauf ihr am Steuer sitzender Gatte sofort anhielt. Dann erkannte das Ehepaar bei genauerem Hinsehen zwei dunkle Buckel, die sich durch das Wasser bewegten.

Die schottische Lokalzeitung „Inverness Courier“ berichtete am 2. Mai 1933 über die Sichtung der Mackays. Obwohl diese nur von einem „großen Fisch“, der wie ein Wal ausgesehen habe, sprachen, war in dem Artikel von einem „Monster“ die Rede. Bald machte diese Geschichte in ganz Schottland die Runde, was dazu führte, dass auch andere Leute das Seeungeheuer beobachtet haben wollten.

Bis Oktober 1933 gab es bereits 20 weitere Sichtungen, die vielleicht alle erstunken und erlogen waren, weil die angeblichen Augenzeugen mit ihren Schwindeleien schnell und leicht berühmt werden wollten. Die Mehrheit der Augenzeugen beschrieb zwei unterschiedliche Typen von Monstern aus dem Loch Ness: entweder eine Seeschlange mit mehreren Höckern oder ein plesiosaurierartiges Reptil mit kleinem Kopf und langem Hals.

Nachzulesen ist dies in dem Taschenbuch „Nessie. Das Monsterbuch“ des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst Probst. Er schildert Sichtungen, Expeditionen, Deutungen, Irrtümer und Fälschungen in Wort und Bild und informiert über weitere Ungeheuer, die – nach Ansicht von Kryptozoologen – in allen Teilen der Erde verborgen leben sollen.

Einer Frau glückte – laut Probst – zusammen mit ihrem Ehemann auch eine der seltenen Landsichtungen von „Nessie“. Die Londonerin Mrs. Spicer und ihr Gatte entdeckten am 22. Juli 1933 während einer Autofahrt zwischen Dores und Inverfarigaig ein seltsames Untier, das aus einer Farm auftauchte. Die Kreatur sah aus wie ein prähistorischer Drache, war angeblich schätzungsweise 8 bis 10 Meter lang, trug ein Beutetier im Maul und verschwand nach kurzer Zeit mit einem lauten Platscher im Wasser des Loch Ness.

1957 veröffentlichte die Autorin Constance Whyte in ihrem Buch „More than a legend – the story of the Loch Ness monster“ zahlreiche Berichte von Augenzeugen, die angeblich „Nessie“ gesehen hatten. Ihr teilweise belächeltes Werk bewirkte, dass sich endlich renommierte Wissenschaftler ernsthaft mit dem mysteriösen Ungeheuer befassten. Bis dahin hatte das Monster nur als Futter für die Presse während der nachrichtenarmen „silly season“ gegolten, die man in Deutschland als „Sauregurken-Zeit“ bezeichnet. In der Folgezeit forschten mehrere Expeditionen nach „Nessie“.

Constance Whyte gründete am 20. März 1962 zusammen mit anderen Privatforschern das „Loch Ness Phenomena Investigation Bureau“. Ziel dieser Gruppe war die wissenschaftliche Erforschung des Loch Ness. Mitglieder des LNPIB hielten in ihrer Freizeit ein Jahrzehnt lang nach intensiv „Nessie“ Ausschau, fotografieren und filmten.

Unter den mehr als 10.000 Augenzeugen, die „Nessie“ erspäht haben wollen, befanden sich immer wieder Mädchen und Frauen, die Ungewöhnliches berichteten. Die elfjährige Margaret Cameron beispielsweise erblickte beim Spielen mit anderen Kindern im Loch Ness ein Monster mit einem Kopf wie ein Kamel, einem Höcker auf dem Rücken, einer Hautfarbe wie ein Elefant und vier Beinen. Kathleen MacDonald entdeckte eine „krokodilartige Kreatur“ mit langer Schnauze, langen Zähnen und kurzem Hals. Mrs. Reid, die Ehefrau eines Postmeisters, sah abseits der Straße im Farnkraut eine fremdartige Kreatur mit dem Aussehen eines Flusspferdes. Margaret Munro beobachtete vom Fenster aus durch ein Fernglas etwa 25 Minuten lang ein Geschöpf mit einem kleinen Kopf auf dem giraffenähnlichen Hals. Eine Augenzeugin namens D. Fraser ortete im Loch Ness einen großen Höcker, der dem Rücken einer riesigen Schildkröte ähnelte und eine große Welle erzeugte. Und eine Farmersfrau erblickte im Loch Ness sogar drei große Tiere mit langem Hals.

Was diese sowie viele andere Frauen und Männer in Wirklichkeit zu Gesicht bekamen, ist – Ernst Probst zufolge – unklar. „Nessie“ wird nämlich nicht nur als Saurier, Seeschlange, Ur-Wal, Monster-Aal oder Riesenwurm gedeutet, was sehr unwahrscheinlich klingt, sondern auch als Baumstamm, Unterwasserwelle, Tintenfisch, Stör, Wels, Molch, Wal, Delphin, Seekuh oder Fischotter. Teilweise hat man sogar langhalsige Wasservögel und Boote aus großer Entfernung für Seeungeheuer gehalten, fotografiert und gefilmt.

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