Dienstag, 2. Juli 2013

Bayerns Pfandleiher stellen sich auf schwierigere Zeiten ein

Sinkender Goldpreis und unseriöse Konkurrenz
Regensburg (obx-BayernReport) - Nach durchschnittlich jeweils zehn Prozent Umsatzzuwachs in den letzten Jahren rechnet der Zentralverband des deutschen Pfandkreditgewerbes bei der Umsatzentwicklung 2013 mit einer "schwarzen Null". Über eine Million Kunden nutzen heute Pfandkredite - 75 Prozent sind Stammkunden. Deutschlands älteste Pfandleihe existiert bis heute in Regensburg. Sie wurde 1650 eröffnet. Nur rund 100 Jahre jünger ist das älteste Münchner Leihhaus. Es wurde 1754 gegründet.

Der Goldpreis-Verfall dämpft die Umsatzerwartungen der über 200 deutschen Leihhäuser im laufenden Geschäftsjahr. "Nach 7,3 Prozent Umsatzplus 2011 und 11,4 Prozent 2012 gab es im ersten Quartal 2013 ein Nullwachstum", sagt Joachim Struck, Vorsitzender des Zentralverbands des deutschen Pfandkreditgewerbes (ZdP).

Die Pfandleiher haben in den letzten Jahren in besonderem Maße von der Verunsicherung der Finanzmärkte sowie der zurückhaltenden Kreditvergabe der Banken auch an den Mittelstand und ausländische Mitbürger profitiert. Allerdings: "90 Prozent aller Pfandkredite werden heute durch Hinterlegung von Schmuck und Gold abgesichert. Als der Goldpreis stieg, konnte deshalb auf hinterlegtes Edelmetall ein höheres Darlehen gewährt werden", sagt Andrea Weigl, Geschäftsführerin in der Regensburger Pfandleihe.

Im ersten Quartal 2013 sank der Goldpreis dann um 20 Prozent und damit auch der Beleihungswert der hinterlegten Sicherheiten. "Angesichts der anhaltend negativen Goldpreis-Entwicklung ist das Geschäft schwieriger geworden und mancher Kreditwunsch heute nicht mehr zu den Konditionen des letzten Jahres erfüllbar", so ZdP-Vorsitzender Struck in einem Gespräch mit obx-BayernReport.

Der Ausländer-Anteil wächst

Durch das expandierende Neukundengeschäft und der Bereitschaft der Kunden, für den gleichen Kreditbetrag mehr Werte zu hinterlegen, rechnet der Verband für das gesamte Geschäftsjahr 2013 branchenweit wieder mit rund 700 Millionen Euro Umsatz. Das entspricht dem Vorjahresniveau. 75 Prozent der Kunden sind nach Angaben des ZdP Stammkunden in "ihrem" Pfandkreditbetrieb. Auch dies ist ein Grund, warum 92 Prozent der Kredite in der Regel zurückgezahlt werden, obwohl der Pfandkreditkunde dazu nicht verpflichtet ist. Nur rund acht Prozent der ausgegebenen Darlehen mussten durch Versteigerung abgelöst werden.

Trotz Gold- und Schmuckboom setzen auch viele Pfandkreditunternehmer weiterhin auf das traditionelle Kerngeschäft: Kunden Kredit auf Gegenstände des täglichen Bedarfs, vom Handy bis zum geerbten Porzellan, von Digitalkameras bis zu werthaltigen Heimwerkergeräten.

Besorgt ist der Zentralverband über zunehmende Versuche Branchenfremder, die vom Gesetzgeber zum Verbraucherschutz erlassene und seit 1961 geltende Deutsche Pfandleihordnung mit teilweise dubiosen neuen Geschäftsmodellen zu unterlaufen.
Das gilt insbesondere im Bereich des Autohandels. So werden oft Fahrzeuge "beliehen", diese dann dem alten Eigentümer aber unter dem Motto "Sale and rent back" gegen oft hohe Gebühren weiterhin zur Nutzung überlassen. Die Pfandleiherverordnung schreibt aber unmissverständlich vor, dass Sicherheiten bei Kreditgewährung einbehalten und verwahrt werden müssen Die Pfandleihverordnung deckelt überdies die Zinsen für Kredite auf ein Prozent pro Monat. Autopfandleiher stellen aber oft viel mehr in Rechnung, so der ZdP.
"Die Deutsche Pfandleiherverordnung ist eine der ältesten deutschen Verbraucherschutzvorschriften. Sie garantiert seit 1961 Sicherheit und Transparenz bei der Abwicklung eines Pfandkredits. Fragwürdige Auto- und Internet-Geschäftemacher, umgehen diese Verordnung. Alle 120 Mitgliedsbetriebe im ZdP sind dagegen zur Einhaltung der Deutschen Pfandleihverordnung verpflichtet", so der Zentralverband. "An diesem Grundsatz werden wir auch in Zukunft nichts ändern", sagt Joachim Struck.