Mittwoch, 17. Juli 2013

Das Passauer Scharfrichterhaus: Droht Deutschlands "kabarettistischem Fallbeil" der Untergang?

Nach der großen Flut-Katastrophe steht eine der ersten Adressen für politisches Kabarett in Deutschland vor dem Aus.

Passau (obx) - In gut 35 Jahren hat sich das Passauer Scharfrichterhaus zu einer der bedeutendsten Kabarettbühnen Deutschlands entwickelt. Kabarett-Größen wie Bruno Jonas und Comedy-Star Hape Kerkeling starteten in dem kleinen mittelalterlichen Haus in der Passauer Milchgasse ihre Karrieren. Doch nach den Verwüstungen durch die jüngste Flut-Katastrophe kann Eigentümer Matthias Ziegler eine dauerhafte Schließung der Kleinkunst-Bastion an der Donau nicht mehr ausschließen. Jetzt hofft die Kunst-Szene auf Spenden und Unterstützung.

Einst wohnte im Passauer Scharfrichterhaus tatsächlich ein Henker, doch schon lange fällt dort nur noch das "kabarettistische Fallbeil". Auch wenn die Zeit der großen Skandal-Stücke gegen den "Mief der Provinz" längst vorbei ist - von ihrem Biss haben die Passauer "Scharfrichter" bis heute nichts verloren. Das jährlich verliehene "Scharfrichterbeil" gilt nach wie vor als großes Sprungbrett für Nachwuchskünstler - Erster Preisträger war 1983 ein gewisser Hape Kerkeling.

Doch jetzt droht dem Passauer Scharfrichterhaus als einer der profiliertesten Kabarett-Bühnen Deutschlands das Aus: Die gigantischen Wassermassen der gerade erst überstandenen Flutkatastrophe an Donau und Inn haben die Bühne im historischen Scharfrichterhaus fast völlig zerstört - genau wie rund 800 weitere Gebäude in der Dreiflüsse-Stadt Passau. Mit fast 13 Metern stand das Wasser rund zwei Meter höher im Scharfrichterhaus als bei der letzten Flut 2002.

"Wenn ich keine finanzielle Unterstützung bekomme, kann ich das Scharfrichterhaus nicht weiter betreiben", sagt Matthias Ziegler, seit 2005 Eigentümer der bekannten deutschen Kleinkunstbühne. Der Passauer Holzhändler hat viel Geld und Idealismus in das Scharfrichterhaus investiert - jetzt bangt er um den Fortbestand der Kabarett-Bühne. Ob, wann und in welcher Höhe er Unterstützung aus öffentlichen Hilfsgeldern bekommt, wisse er noch nicht, sagt Matthias Ziegler. Eine Versicherung gegen den Hochwasserschaden hat der Passauer nicht. Die zu bekommen sei im Hochwassergebiet so gut wie unmöglich.

Um das Scharfrichterhaus wieder instandzusetzen, benötigt Ziegler nach eigener Schätzung mehrere hunderttausend Euro. Bisher hat der Passauer aber nur Kleinspenden und viele warme Worte erhalten.

Mehr im Internet: http://www.scharfrichter-haus.de