Donnerstag, 18. Juli 2013

Regensburger Innovation für die Energiewende: Kraftstoff aus dem Segelschiff

Regensburger Forscher haben neuartige Segel-Boote entwickelt, die künftig die scheinbar endlose Windenergie auf den Weiten der Weltmeere "ernten" sollen.

Regensburg (obx) - Das Rennen um die erneuerbaren Energiequellen der Zukunft ist in vollem Gang. Doch während Solarzellen hierzulande oft die Sonne fehlt und Windparks zunehmend mit Bürgerinitiativen kämpfen, präsentieren Forscher der Hochschule Regensburg jetzt eine völlig neue und scheinbar störungsfreie Form der Energiegewinnung: Künftig sollen "Energie-Schiffe" weit draußen auf den Weltmeeren mit großen Windsegeln kreuzen und dabei unter Wasser eine Turbine antreiben. Die gewonnene Energie soll im Schiffsbauch gespeichert und später in Kraftstoffe von Diesel bis Flugbenzin umgewandelt werden.

Zwei Drittel unseres blauen Planeten sind mit Wasser bedeckt, und über den Weiten der Weltmeere herrschen fast immer starke Winde. Doch lässt sich dieses scheinbar endlose Potential an Windenergie auch zur Deckung unseres Energiebedarfs nutzen? Ein Wissenschaftler-Team um den Energie-Experten Prof. Dr. Michael Sterner von der Hochschule Regensburg will den gigantischen "Windenergie-Schatz" der Weltmeere jetzt heben. Ihr neues Konzept der "Segel-Energie" haben die Forscher kürzlich auf einer Fachkonferenz in Berlin erstmals öffentlich präsentiert.

Die Idee scheint so einfach wie genial: Geht es nach Prof. Sterner, sollen künftig spezielle Segel-Schiffe weit draußen auf den Weltmeeren die Windenergie "ernten". Und so funktionieren die "Energie-Schiffe": Am Rumpf der Segel-Boote soll eine Turbine befestigt sein, die durch die Strömung des Wassers angetrieben wird. Die Turbine treibt einen Generator an, der seinen Strom an einen Energiewandler im Bauch des Schiffes abgibt.

Der Energiewandler verwandelt den Strom in einem elektrochemischen Prozess in eine besonders gut speicherbare Form - zum Beispiel in Wasserstoff, der später zu verschiedenen Kraftstoffen verarbeitet werden kann. Der Clou: Die von den "Energie-Schiffen" in Wasserstoff verwandelte Windenergie kann im Erdgasnetz gespeichert und anschließend flexibel in Kraftwerken, Heizungen oder Fahrzeugen verwendet werden.

"Der Wind weht wie er will, deshalb müssen wir ihm folgen, damit wir konstant Energie aus ihm gewinnen können", sagt Prof. Dr. Sterner. Während herkömmliche Windräder bei Flaute schlicht stillstehen, könnten die neuen "Energie-Schiffe" den Winden über den Weltmeeren einfach folgen. Anders als surrende Windparks würden die Segel-Boote weit draußen auf den Ozeanen auch niemanden stören.

Ein weiterer Vorteil der "Segel-Energie": Der gewonnene Wasserstoff kann zu Biokraftstoffen wie Methan verarbeitet werden. Bisher werden solche Kraftstoffe vorwiegend aus dem Anbau von Biomasse gewonnen und sind damit eine Konkurrenz für die Nahrungs- und Futtermittelproduktion.

Wesentliche Teile des neuen Konzepts der "Segel-Energie" sind bereits patentiert. Jetzt soll eine Machbarkeitsstudie zeigen, ob die Idee wirtschaftlich umsetzbar ist. Dann könnten vielleicht schon in zehn Jahren die ersten "Energie-Schiffe" auf den Weltmeeren Wind "ernten".