Eine Regensburger Metzger-Gattin hat mit der "Erfindung" eines ganz speziellen süßen Senfs vor knapp einem Jahrhundert eine bayerische Kultmarke geschaffen. Händlmaier-Senf hat längst den Siegeszug rund um den Globus angetreten.
Regensburg (obx) - Es war 1914. Die Regensburger Metzger-Frau Johanna Händlmaier wollte den Verkauf der selbstgemachten Würste ankurbeln und bot ihren Kunden deshalb zur Brotzeitwurst etwas Besonderes: einen süßen Hausmachersenf. Die würzige Beigabe wurde schnell der Renner in der Händlmaier-Metzgerei. Knapp ein Jahrhundert nach dem das erste Glas Senf über die Theke des Metzgerladens ging, ist Händlmaiers Senf zur bayerischen Kultmarke geworden und ein globaler Exportschlager in rund 30 Ländern. Konjunkturkrisen kennen die Nachfahren der einfallsreichen Firmengründerin nicht: die Umsatzkurve weist seit Jahrzehnten kontinuierlich nach oben.
Auf den ersten Blick scheint es keine Zauberei, überall den richtigen Senf dazu zu geben: Man nehme Senfmehl, Zucker, Essig, Gewürze und Wasser - die Grundzutaten für Bayerns berühmtem süßen Weißwurst-Senf sind bekannt. Doch wie so oft im Leben: die Mischung macht"s. Als die Regensburger Metzger-Frau Johanna Händlmaier vor rund 100 Jahren zum ersten Mal in einem einfachen Kochtopf in der Metzgereiküche ihren heute weltbekannten süßen Hausmachersenf zusammenrührte, konnte sie noch nicht ahnen, dass es im wahrsten Sinne des Wortes ein "Jahrhundert-Mix" werden sollte.
Heute ist Händlmaiers Senf eigentlich eine internationale Mischung: Die Senf-Saat kommt aus Kanada, Nordamerika und Tschechien. "Aber das, was den Senf ausmacht - die weiteren Zutaten wie Zucker, Branntweinessig und Gewürze sowie letztlich das Rezept - kommt aus Bayern", sagt ein Firmensprecher.
Aus den bescheidenen Anfängen in der Metzgerei wurde im Laufe der Jahrzehnte ein blendendes Geschäft. Vor knapp 50 Jahren gründete die Schwiegertochter von "Senf-Erfinderin" Johanna Händlmaier die Luise Händlmaier Senffabrikation GmbH & Co. KG wie sie bis heute besteht. Den vergilbten Zettel mit dem Original-Rezept des kultigen würzig-süßen Bayern-Senfes bewahrt Händlmaier-Chef und Enkel der Firmengründerin Franz Wunderlich gut gesichert und streng geheim in einem Safe und tut es damit den "Gralwächtern" der Rezepte für Coca Cola, Underberg oder den Energy Drink Red Bull gleich.
Auch dank Geheimhaltung ist Händlmaier heute Weltmarktführer für süßen Senf und längst weit über den "Weißwurst-Äquator" hinaus in über 30 Ländern bis nach Japan bekannt und geschätzt. Sogar eigene Fanclubs hat die Kultmarke mittlerweile: den größten in Niederbayern und den entferntesten im amerikanischen Cincinnati im Bundesstaat Ohio.
Mit derzeit rund 60 Mitarbeitern produziert Händlmaier heute etwa eine Million Packungen Senf pro Woche. Auch in Krisenzeiten boomt das Geschäft mit dem Senf: Aktuell verdoppelt Händlmaier seine Lager- und Produktionsfläche am Standort bei Regensburg.
Die Herstellung folgt bis heute dem "Reinheitsgebot" der "Senf-Erfinderin" Johanna Händlmaier: Ähnlich wie beim Bierbrauen wird auch bei der Senf-Produktion eine Maische angesetzt, für die aber Senfmehl, karamellisierter Zucker, Essig, Wasser und geheime Gewürze verwendet werden.
