Weiden (obx) - Weiden in der Oberpfalz gilt nicht als ein Zentrum
der Haute-Couture. Dennoch hat dort einer der gefragtesten deutschen
Herren-Maßschneider seine Werkstatt. Schneider-Meister Andreas Moller entstammt
einer gut 130 Jahre alten Schneider-Dynastie. Nach Lehrjahren bei Mode-Queen
Vivienne Westwood und auf der legendären Straße der weltbesten
Herrenmaßschneider (Savile-Row) in London entschied sich Andreas Moller gegen
alle Unkenrufe für die Rückkehr in seine schon totgesagte Weidener
Familienwerkstatt - mit Erfolg: Heute fertigt Moller dort Maßanzüge für Kunden
vom Baron bis zum Rocksänger. Wer einen Moller-Anzug will, braucht viel Geduld.
Denn die "zweite Haut" wird in Weiden bis heute in traditioneller Handarbeit wie
vor 100 Jahren gefertigt.
Andreas Mollers Karriere als einer der besten Maßschneider Deutschlands startete eher ungewöhnlich. Denn als mehrfacher Sand-Board-Weltmeister war der Oberpfälzer auch schon früh als Extremsportler erfolgreich. Doch schließlich reihte sich Moller dann doch in vierter Generation in die traditionsreiche Schneiderdynastie seiner Familie ein. Nach Schneiderlehre und Ausbildung an der Meisterschule für Mode in München startete Moller in der Mode-Metropole London durch, unter anderem bei Designer-Ikone Vivienne Westwood.
Die Rückkehr Mollers aus dem pulsierenden London in die traditionsreiche Oberpfälzer Schneiderwerkstatt seines Vaters sahen viele skeptisch. Doch Moller war sich sicher. Nach schwerem Start ging sein Konzept schließlich auf: perfektes bayerisches Handwerk kombiniert mit modernem Londoner Modebewusstsein.
Wer sich heute für einen maßgeschneiderten Anzug von Andreas Moller entscheidet, braucht das nötige Kleingeld und viel Geduld: Von der Bestellung bis zu Anprobe können je nach Auftragslage bis zu sechs Monate vergehen. Ab 3500 Euro wechselt die "zweite Haut" dann den Besitzer. Dafür bekommt der Kunde ein individuelles Kleidungsstück, das bis zur letzten Naht auf seine Bedürfnisse abgestimmt ist und immer wieder angepasst werden kann.
Vom Außenstoff über die Rosshaareinlage bis hin zu Knopflöchern und Taschen - jedes Detail wird bei einem Maßanzug individuell ausgewählt, platziert und mit unzähligen Nadelstichen gefertigt. Geklebte Stoffteile sucht man bei einem Maßanzug vergeblich. "Man braucht viel Erfahrung, um zu wissen wie die unterschiedlichen Stoffe genäht werden müssen", sagt Andreas Moller. Bei einem Meterpreis für Edelstoffe von bis zu 400 Euro können sich der Schneidermeister und sein achtköpfiges Team keine Fehler erlauben.
Doch wer leistet sich eigentlich maßgeschneiderte Kleidung in Zeiten wo das Motto "schnell und billig" die Textilbranche regiert? Mollers Kunden reichen vom Geschäftsmann bis zum Studenten. "Einige sparen extra für einen maßgeschneiderten Anzug", sagt Moller. Besonders die Kunden aus der Region würden die Qualitätskleidung aus heimischem Handwerk zunehmend schätzen.