Kropfmühl (obx) - Graphit steckt in der Mine jedes Bleistifts. Aber
in dem grau-glitzernden Mineral steckt noch viel mehr. Graphit gilt heute als
einer der wichtigsten Rohstoffe der Zukunft - mit unvergleichlichen
Eigenschaften für die Produktion von Elektromotoren und Hochleistungsbatterien,
bei der modernen Wärmedämmung oder in den Halbleitern der neusten Computer. Mit
der wachsenden Nachfrage steigen weltweit die Preise für Graphit. Deshalb sind
in der Vergangenheit stillgelegte Graphit-Minen auch in Europa trotz asiatischer
und afrikanischer Billig-Konkurrenz wieder rentabel. Seit gut einem Jahr ist
auch Deutschlands einzige Graphit-Mine im niederbayerischen Kropfmühl bei Passau
wieder im Förderbetrieb - mit glänzenden Aussichten.
Die Graphit Kropfmühl (GK) zählt heute als Teil der AMG Mining AG zu den weltweiten Marktführern bei der Produktion von hochreinem Spezial-Graphit für die Industrie. Wegen des wachsenden Preisdrucks hatte der ostbayerische Konzern in den letzten Jahren seinen Bedarf aber nur aus ausländischen Minen gedeckt.
Seit gut einem Jahr knüpft der Global Player aus Niederbayern an eine über 140-jährige Tradition wieder an: das Unternehmen fördert Graphit auch wieder direkt vor der Haustüre am Konzernstandort in Kropfmühl. Was noch vor wenigen Jahren undenkbar schien, ist jetzt Realität: Graphit Kropfmühl sucht wieder junge Leute, die eine Ausbildung zum "Hauer" machen wollen.
Rund 24.000 Tonnen Graphit aus Minen beispielsweise in Asien und Afrika werden jedes Jahr von Graphit Kropfmühl veredelt. 2012 kamen erstmals auch wieder rund 300 Tonnen Graphit aus dem heimischen Kropfmühler Stollen hinzu - im laufenden Jahr soll der Abbau in Niederbayern leicht gesteigert werden.
Noch vor rund acht Jahren sah für Deutschlands einzige Graphit-Mine die Zukunft düster aus. 2005 wurde sie mangels Rentabilität geschlossen. Doch die Manager von Graphit Kropfmühl hofften auf Besserung und hielten das Bergwerk auch über die letzten "mageren" Jahre in Betriebszustand. Seit die Preise auf dem Weltmarkt steigen, läuft die Produktion wieder.
Graphit ist, wie Diamant, reiner Kohlenstoff. Besonders die modernen Motoren der Elektroautos von morgen sind auf das Mineral angewiesen. Wärmedämmung für Energiesparhäuser und feuerfeste Materialien für die Industrie verlangen ebenfalls steigende Mengen an veredeltem Graphit.
In Niederbayern wird seit 1870 in Kropfmühl nahe der Universitätsstadt Passau Graphit abgebaut. Weit über 100 Jahre war die Graphit-Gewinnung in Niederbayern eine echte Goldgrube für die Bayerwald-Bauern. Im Sommer bestellten sie ihre Felder, im Winter ernteten Sie unter Tage. Im Laufe der Zeit wurden den Bauern dann ihre Schürfrechte abgekauft.
Wer mehr über die Geschichte des bayerischen Graphitabbaus erfahren möchte, für den lohnt ein Ausflug zum Besucherbergwerk in Kropfmühl. In uriger Bergmannskluft werden die Gäste auf eine Zeitreise in die Geschichte des Bergbaus in Bayern entführt - während nebenan wieder der Rohstoff für die High-Tech-Produkte von morgen gewonnen wird. Was die Gäste in Kropfmühl besonders fasziniert: Weil Graphit ja reiner Kohlenstoff ist, könnte man unter dem Druck von 50.000 bar und bei Temperaturen um die 2000 Grad aus dem tiefgrauen Material sogar echte Diamanten wachsen lassen.