Die Universität Regensburg hütet einen weltweit
einzigartigen Schatz historischer Werbespots aus Funk- und Fernsehen - darunter
auch Deutschlands ersten TV-Werbespot.
Regensburg (obx) - "Dem Liebsten das Beste, der Wäsche Persil" -
Viele Werbespots haben sich in das kollektive Gedächtnis der Verbraucher
eingebrannt und sind ein Spiegel ihrer Zeit. Die Universität Regensburg bewahrt
in ihrem Historischen Werbefunkarchiv über 50.000 Radiospots von
Traditionsmarken wie Alete, Bärenmarke, Maggi und Co. und hat damit eine der
weltweit größten Sammlungen dieser einzigartigen Tondokumente. Mit der
Digitalisierung von rund 8000 Magnet-Tonbändern mit Radiowerbung haben die
Regensburger Archivare einen ungewöhnlichen Kulturschatz für die Nachwelt
gesichert. Doch die Arbeit geht den Forschern nicht aus: Immer noch warten in
Regensburg tausende historische Werbefilme und Radiospots aus zahlreichen
Sammlungen auf ihre Archivierung - darunter auch Deutschlands erster
Fernsehwerbespot für die Waschmittel-Marke Persil.
"Mädchen, Mädchen, wie willst du dir denn ein Zusatz-Taschengeld verdienen,
wenn du keine Zeitung liest. Da steht doch ganz genau drin: Unser Bestes in der
Viereinhalb-Kilo-Packung zum Sonderpreis", tönte eine Männerstimme in der
Bundesrepublik der siebziger Jahre aus dem Radio. "Heute wäre so ein Spot
unvorstellbar", sagt Gabriele Gerber, Koordinatorin des Historischen
Werbefunkarchivs der Universität Regensburg.
Die Reklame-Sammlung aus
den Jahren 1948 bis 1987 gewährt erstaunliche Einblicke in den Wandel von
Werbung und Gesellschaft. So wird auch das unrühmliche Ende der "Pril-Ente"
mithilfe des Werbefunkarchivs verständlich: Um dem Spülmittel-Slogan "Pril
entspannt das Wasser" sicht- und hörbare Beweiskraft zu geben, ließen die
Werbestrategen eine Ente gluckernd im Pril-Wasser versinken, weil sich der
Fettschutz ihres Federkleids auflöste. Doch als in den 70er-Jahren der
Tierschutz aufkam, verschwand die "Werbe-Ente" plötzlich aus der
Öffentlichkeit.
Es war ein glücklicher Zufall, dass das Regensburger
Werbe-Archiv vor rund zehn Jahren in die Dom-Stadt kam. Eine damalige
Doktorandin und heutige wissenschaftliche Betreuerin des Historischen
Werbefunkarchivs stieß bei Recherchen für ihre Doktorarbeit in einem verstaubten
Keller des Bayerischen Rundfunks auf die Werbeschätze. Ein Großteil der Sammlung
stammt von dem 2009 verstorbenen ehemaligen Leiter des Frankfurter Tonstudios
Professor Erwin H. Geldmacher. In München wollte man die Tondokumente aus
Platzmangel loswerden, und so wanderte die Sammlung nach
Regensburg.
Neben zehntausenden Radiospots lagern heute zahlreiche
weitere Sammlungen historischer Werbe-Dokumente in den Beständen der Universität
Regensburg. Darunter auch eine Sammlung aus dem Privatbesitz des ehemaligen
Radiomoderators Christian Spremberg von über 500 Werbeschallplatten aus den 50er
bis 80er Jahren. Das Medium "Werbeschallplatte" ist heute fast nicht mehr
bekannt und wurde früher als Beilage zu Zeitschriften, als Zugabe zu Produkten
oder als Werbegeschenk für besondere Berufsgruppen verteilt.
Seit 2007
ist auch eine Sammlung mit Werbefilmen aus der Produktion des Bayerischen
Rundfunks in der Regensburger Universitätsbibliothek untergebracht. Darunter
befindet sich auch der erste deutsche Fernsehwerbespot vom 3.11.1956 über 55
Sekunden für das Waschmittel Persil.
Heute kümmert sich vor allem der
Regensburger Verbund für Werbeforschung (RVW) als Zusammenschluss von
Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen sowie Vertretern aus der
Medienwirtschaft um die Erforschung des Regensburger Werbe-Archivs.