Dienstag, 29. Oktober 2013

Brot für die Seele, Ziegenbutter für die Haut

Im Land der 1000 "Wellness-Inseln": Jetzt, wenn die Tage kürzer und kälter werden, erwärmen Wellnessbäder, Massagen und künstliche Strände im Wellnessland Ostbayern das Gemüt der Gäste.

Regensburg (obx) - Eine Brotsauna, bei der durch den Duft von frisch gebackenem Brot angeblich menschliche Glückshormone freigesetzt werden, ein Rheuma linderndes Bad in enzymreichem Biertreber, geheimnisvolle Massagen mit heißem Vulkangestein oder orientalischem Nachtkerzenöl, rückfettende Bäder mit Ziegenbuttercreme: die Betreiber ostbayerischer Wellness-Tempel sorgen mit ungewöhnlichen Wohlfühlrezepten gerade jetzt im Herbst für das Wohlbefinden ihrer Gäste. In den Feriengebieten Bayerischer Wald, Oberpfälzer Wald, Bayerischer Jura, in Niederbayern zwischen Donau und Inn und im Bayerischen Golf- und Thermenland stehen die auf Wellness spezialisierten Hotels dicht an dicht. Viele ausgefallene und exotische Methoden aus Fernost oder der Karibik haben dort ihren Weg zum gesundheits- und schönheitsbewussten Feriengast gefunden.

Neben Exotischem - wie dem Cleopatrabad mit Ziegenmilch oder der asiatischen Therapie mit heißen Marmorkugeln - bieten die Wellness-Designer in Ostbayern viel Bodenständiges. Etwa in Bad Füssing das Heudampfbad am Kraxenofen im spektakulären Bad Füssinger Saunahof: der Wärme suchende Gast sitzt am Ofen, der mit Heu erwärmt wird und dessen ätherische Öle die Muskeln entspannen lassen. Heu ist überhaupt eine Spezialität in Bayerns Osten. Ob als heißer Heuumschlag, als Badezusatz oder in Form eines Vollbads im erhitzten Heu - die Wirkstoffe der Gräser und Blumen umschmeicheln Haut, Herz und Sinne. Auch im traditionellen Brechelbad, der milden, nur etwa 60 Grad heißen Trockensauna, werden heimische Kräuter benutzt, um ihre heilsamen Wirkungen über die Atemwege in den Körper anzutreten.
Dutzende besondere Wellness-Innovationen für die kalte Jahreszeit bietet auch das Sibyllenbad, eine Ruhe-Oase inmitten des Oberpfälzer Waldes unweit von der tschechischen Grenze. In der Wohlfühl- und Saunalandschaft erwarten den wellnesshungrigen Gast unter anderem eine Brotsauna, ein japanisches Teehaus und ein eigener Kneippbereich. Hinter "La Stone" verbirgt sich eine besonders entspannende Massage mit heißen Basalt- und kalten Marmorsteinen. Die "Chocoa-Massage" kombiniert das jahrtausendealte Wissen der Azteken mit modernster Kurmedizin.
                                                               
Wenn das Herbstgrau draußen auf die Stimmung drückt, schalten Therapeuten im Hotel Angerhof in Sankt Englmar im Bayerischen Wald die Sonne an und rollen den Sandstrand aus. In 45 Minuten zieht dort, Computer gesteuert, ein kompletter Strandtag mit Sonnenaufgang, Mittagshitze und romantischem Sonnenuntergang am Wellness-Gast vorüber - gesteuert durch spezielle Computer. Wie wichtig Sonne und Wärme im Herbst und im Winter sind, hat der renommierte Regensburger Wissenschaftler und Schlafmediziner Professor Jürgen Zulley erforscht: "Fast alle Menschen reagieren auf den Lichtmangel durch die deutlich kürzeren und dunkleren Tage", sagt Zulley. Das Licht steuert den Hormonhaushalt. Ist es dunkler, produziert der Körper Melatonin. Dieses Hormon macht den Menschen träge, müde und verstärkt das Hungergefühl nach Süßem. "Therapien mit Licht wirken dem entgegen, denn Helligkeit unterdrücke die Melatoninproduktion", sagt der renommierte Spezialist. "Künstliche Helligkeit bringt Licht in die Seele." Im Angerhof, der neben dem Sandwärmestrand unter anderem ein eigenes Eukalyptus-Dampfbad, einen Kristall-Farblicht-Aromaraum und einen heilsamen Salzstollen bietet, entspannte einst bereits Bundespräsident Roman Herzog.