Deutschlands einzig original erhaltene
"Fragstatt" in Regensburg entführt auf schaurige Art und Weise in die
Gerichtsbarkeit des frühen Mittelalters - und zieht immer mehr Besucher
an.
Regensburg (obx) - Auf
dem "spanischen Esel" haben bereits hunderte bayerische Bürger Blut und
Wasser geschwitzt. Diese mittelalterliche Folterbank (ein keilförmiges,
hohes Brett, auf dem die Verdächtigen rittlings sitzen mussten) ist
neben der "schlimmen Liesl", der Rutschbahn oder dem Beichtstuhl eines
der eindrucksvollsten Objekte in der "Fragstatt" im Keller des Alten
Rathauses in Regensburg. Die städtische Folterkammer ist eine
Touristenattraktion ersten Ranges in der Mittelaltermetropole, die seit
einem Jahr zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
Und sie bietet dem Betrachter, was in keinem Gruselkabinett
und keiner noch so schaurigen Geisterbahn zu finden ist: Originale
Folterinstrumente, mit denen vor Jahrhunderten tatsächlich Menschen die
Luft abgedreht, die Knochen gebrochen oder die Finger gequetscht wurden.
Ebenfalls zu sehen: ein Pranger, an dem zänkische Frauen, Diebe,
Ehebrecher und Betrüger bloßgestellt wurden und das so genannte
"Armesünderstübchen", in dem die Delinquenten vor einer Hinrichtung
öffentlich zur Schau gestellt worden sind.
Ohne Geständnis kein
Urteil: Nach diesem Prinzip sind bis 1803 in Regensburg nach der
"Constitutio Criminalis Carolina" (Halsgerichtsordnung) Verdächtige bei
Kapitalverbrechen wie Diebstahl, Hochverrat oder Mord einer "peinlichen
Befragung" unterzogen worden. Das bedeutet: Beschuldigte, die ihre Tat
nicht gestanden, wurden in der Fragstatt im Regensburger Rathauskeller
drei Mal in Anwesenheit eines Wundarztes befragt. Der Arzt war dabei,
damit der Beschuldigte unter der Folter nicht starb. Wer die Torturen
ohne Geständnis überstand, kam ohne Verurteilung frei - allerdings
gezeichnet fürs ganze Leben.