Tarnkappen gibt es nicht nur Märchen, sondern mittlerweile auch in der Realität – und sie machen ein Objekt nicht nur unsichtbar, sondern auch unhörbar oder unfühlbar! Allerdings sind sie noch lange nicht reif für die Praxis, berichten Robert Schittny und Martin Wegener vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT): Die bisherigen Prototypen sind so klein, dass höchstens Bakterien einen Unterschlupf finden würden. In der Januar-Ausgabe von "Spektrum der Wissenschaft" erzählen die beiden Forscher von ihrer eigenen Arbeit an Tarnkappen. Es gelingt ihnen, nicht nur Licht, sondern auch Schall- und andere Wellen so zu beeinflussen, dass das Objekt für einen Beobachter scheinbar verschwindet.

Dabei lenken sie die Welle in einem Bogen um das Objekt, damit diese vorne so aus der Tarnkappe herauskommt, wie sie hinten hineinkam. Und da sie für den Umweg um das Objekt nicht mehr Zeit verbrauchen soll, wird sie zwischenzeitlich beschleunigt.

Diesen Effekt erreichen die Physiker mit so genannten Metamaterialien: Sie bestehen aus kleinsten Strukturen, die Licht auf eine Weise lenken können, wie es kein Material aus der Natur kann. Durch diese Fähigkeit könnten Metamaterialien die Technik auch in anderen Bereichen revolutionieren, etwa zum Bau superflacher Linsen, die ein Smartphone noch dünner machen würden.

Wenn ein Gebäude in einer Tarnkappe für Erschütterungen steckt, merken nicht nur die Erdbebenwellen nichts vom Gebäude, sondern auch umgekehrt. Damit wirft die neue Technik vielleicht einen unerwarteten Nutzen ab: den Erdbebenschutz. Noch liegen solche Anwendungen in weiter Ferne, aber die ersten Erfolge sind ermutigend.