Dienstag, 4. Februar 2014

Göttinger Zoologe beschrieb als Erster das Wollhaar-Mammut

Mammutdarstellung von 1872

Göttingen (internet-zeitung) - Der Göttinger Anatom, Zoologe und Anthropologe Johann Friedrich Blumenbach (1752–1840) hat 1799 als Erster das bekannteste Tier aus dem Eiszeitalter wissenschaftlich beschrieben. Gemeint ist das Wollhaar-Mammut (Mammuthus primigenius), das vor etwa 300.000 bis 4.000 Jahren existierte. Blumenbach hatten fossile Funde aus Sibirien und Osterode am Harz vorgelegen, denen er den Artnamen Elephas primigenius („Erstgeborener Elefant“) gab. Er ahnte nicht, dass es sich in Wirklichkeit um einen späten Abkömmling der Rüsseltiere handelte. Nachzulesen ist dies in dem 519-seitigen Taschenbuch Das Mammut (GRIN-Verlag, München) des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst Probst.

Blumenbach war ab 1776 außerordentlicher Professor der Medizin in Göttingen sowie seit 1778 ordentlicher Professor und Unter-Aufseher (später Ober-Aufseher) des „Königlich Academischen Museums“ in Göttingen. Günstig für die Forschungen von Blumenbach über Elefanten wirkte sich aus, dass bei seinem Amtsantritt in Göttingen bereits reichlich Sammlungsmaterial vorhanden war. Weitere Mammutreste konnte er dank eigener Aufsammlungen und durch sein großes wissenschaftliches Netzwerk zusammentragen.

Zur Göttinger Sammlung gehörten Mammutknochen, die man dem „Riesen von Reiden“ aus der Schweiz von 1577 zuschrieb, sowie ein Mammut-Milchbackenzahn von Quedlinburg in Sachsen-Anhalt von 1663, der zu den Resten zählte, aus denen das berühmte „Einhorn von Quedlinburg“ rekonstruiert wurde. Außerdem befanden sich in dieser Sammlung ein Mammutzahn aus Thiede bei Salzgitter und Mammutreste aus Sibirien.
Der Zahn von Thiede hatte zum Naturalienkabinett des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) gehört und war 1777 durch eine Sammlungsübernahme aus der „Königlichen Bibliothek“ in Hannover in die Göttinger Sammlung gelangt. Die Mammutreste aus Sibirien waren ein Geschenk des russischen Barons Georg Thomas von Asch (1729–1807). Darunter befand sich ein Backenzahn, den Blumenbach 1797 fälschlicherweise einem „Asiatischen Elefanten“ zuordnete.

Außer dem Wollhaar-Mammut beschrieb Blumenbach als Erster 1797 den heutigen „Afrikanischen Elefanten“ (Loxodonta africana) und 1799 das ausgestorbene Wollnashorn (Coelodonta antiquitatis). Anfang des 19. Jahrhunderts galt Blumenbach bereits als einer der führenden Elefanten-Experten in Europa. Nachdem man 1799 im Lena-Delta in Sibirien das „Adams-Mammut“ (auch „Lena-Mammut“ genannt) entdeckt und 1806 geborgen hatte, schickte man Blumenbach eine der ersten Rekonstruktionszeichnungen dieses Tieres sowie Proben von Haut und Haaren für seine Sammlung. Weitere Reste fossiler Elefanten bekam er von zahlreichen anderen Fundstellen, vor allem aus Deutschland.

Zusätzliches Material des Wollhaar-Mammuts erhielt Blumenbach, nachdem man im Frühjahr 1808 zwischen Osterode und Dorste am Harz zahlreiche Knochen eiszeitlicher Säugetiere entdeckt hatte. Darunter waren auch Fossilien vom Wollnashorn (Coelodonta antiquitatis) und von der Höhlenhyäne (Crocuta crocuta spelaea). Über die Funde zwischen Osterode und Dorste am Harz informierte Blumenbach im November 1808 brieflich Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832).

Noch zu Lebzeiten von Blumenbach hat 1828 der englische Biologe und Anatom Joshua Brookes (1761–1833) den heute für das Wollhaar-Mammut gebräuchlichen Gattungsnamen Mammuthus eingeführt. Blumenbach gilt als wesentlicher Begründer der Zoologie und der Anthropologie als wissenschaftliche Disziplinen. 1835 trat er in den Ruhestand. Am 21. Januar 1840 starb er im Alter von 87 Jahren in Göttingen und wurde auf dem „Alten Friedhof“ begraben.