München / Wiesbaden (internet-zeitung) - In der nahezu
anderthalb Jahrtausende währenden Entdeckungsgeschichte des legendären
Ungeheuers „Nessie“ spielten etliche Frauen eine wichtige Rolle. Aldie Mackay
glückte die erste so genannte „moderne Sichtung“ in den 1930-er Jahren. Mrs.
Spicer war maßgeblich an einer der wenigen Beobachtungen des Monsters an Land
beteiligt. Und Constance Whyte schrieb ein Buch, das eine neue Generation
privater „Monsterjäger“ inspirierte und endlich die Aufmerksamkeit seriöser
Wissenschaftler auf das Seeungeheuer lenkte.
Der Erste, der dem „Ungeheuer von Loch Ness“ begegnete, war
allerdings ein fremder und frommer Mann, nämlich der heilige Columban der
Ältere. Doch nachdem der „Apostel der Schotten“ anno 565 im frühen Mittelalter
die Bestie durch einen Bann davon abgehalten hatte, einen seiner treuen
Begleiter zu töten, ließ sich das Monster schier eine Ewigkeit nicht mehr
blicken.
Das änderte sich schlagartig, als die Hotelbesitzerin Aldie
Mackay aus Drumnadrochit am 14. April 1933 während einer Autofahrt auf der
neuen Landstraße A82 unweit der Burg „Aldorie Castle“ im Loch Ness etwas
Seltsames entdeckte. Sie schrie: „Du meine Güte! Was ist das? Dort draußen?“,
worauf ihr am Steuer sitzender Gatte sofort anhielt. Dann erkannte das Ehepaar
bei genauerem Hinsehen zwei dunkle Buckel, die sich durch das Wasser bewegten.
Die schottische Lokalzeitung „Inverness Courier“ berichtete
am 2. Mai 1933 über die Sichtung der Mackays. Obwohl diese nur von einem
„großen Fisch“, der wie ein Wal ausgesehen habe, sprachen, war in dem Artikel
von einem „Monster“ die Rede. Bald machte diese Geschichte in ganz Schottland
die Runde, was dazu führte, dass auch andere Leute das Seeungeheuer beobachtet
haben wollten.
Bis Oktober 1933 gab es bereits 20 weitere Sichtungen, die
vielleicht alle erstunken und erlogen waren, weil die angeblichen Augenzeugen
mit ihren Schwindeleien schnell und leicht berühmt werden wollten. Die Mehrheit
der Augenzeugen beschrieb zwei unterschiedliche Typen von Monstern aus dem Loch
Ness: entweder eine Seeschlange mit mehreren Höckern oder ein
plesiosaurierartiges Reptil mit kleinem Kopf und langem Hals.
Nachzulesen ist dies in dem Werk „Nessie. Das Monsterbuch“ (GRIN-Verlag, München) des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst Probst. Dieses Buch schildert
Sichtungen, Expeditionen, Deutungen, Irrtümer und Fälschungen in Wort und Bild
und informiert über weitere Ungeheuer, die – nach Ansicht von Kryptozoologen –
in allen Teilen der Erde verborgen leben sollen.
Einer Frau glückte – laut Probst – zusammen mit ihrem
Ehemann auch eine der seltenen Landsichtungen von „Nessie“. Die Londonerin Mrs.
Spicer und ihr Gatte entdeckten am 22. Juli 1933 während einer Autofahrt
zwischen Dores und Inverfarigaig ein seltsames Untier, das aus einer Farm
auftauchte. Die Kreatur sah aus wie ein prähistorischer Drache, war angeblich
schätzungsweise 8 bis 10 Meter lang, trug ein Beutetier im Maul und verschwand
nach kurzer Zeit mit einem lauten Platscher im Wasser des Loch Ness.
1957 veröffentlichte die Autorin Constance Whyte in ihrem
Buch „More than a legend – the story of the Loch Ness monster“ zahlreiche
Berichte von Augenzeugen, die angeblich „Nessie“ gesehen hatten. Ihr teilweise
belächeltes Werk bewirkte, dass sich endlich renommierte Wissenschaftler
ernsthaft mit dem mysteriösen Ungeheuer befassten. Bis dahin hatte das Monster
nur als Futter für die Presse während der nachrichtenarmen „silly season“
gegolten, die man in Deutschland als „Sauregurken-Zeit“ bezeichnet. In der
Folgezeit forschten mehrere Expeditionen nach „Nessie“.
Constance Whyte gründete am 20. März 1962 zusammen mit
anderen Privatforschern das „Loch Ness Phenomena Investigation Bureau“ (NLPIB).
Ziel dieser Gruppe war die wissenschaftliche Erforschung des Loch Ness. Mitglieder
des LNPIB hielten in ihrer Freizeit ein Jahrzehnt lang nach intensiv „Nessie“
Ausschau, fotografieren und filmten.
Unter den mehr als 10.000 Augenzeugen, die „Nessie“ erspäht
haben wollen, befanden sich immer wieder Mädchen und Frauen, die Ungewöhnliches
berichteten. Die elfjährige Margaret Cameron beispielsweise erblickte beim
Spielen mit anderen Kindern im Loch Ness ein Monster mit einem Kopf wie ein
Kamel, einem Höcker auf dem Rücken, einer Hautfarbe wie ein Elefant und vier
Beinen. Kathleen MacDonald entdeckte eine „krokodilartige Kreatur“ mit langer
Schnauze, langen Zähnen und kurzem Hals. Mrs. Reid, die Ehefrau eines
Postmeisters, sah abseits der Straße im Farnkraut eine fremdartige Kreatur mit
dem Aussehen eines Flusspferdes. Margaret Munro beobachtete vom Fenster aus
durch ein Fernglas etwa 25 Minuten lang ein Geschöpf mit einem kleinen Kopf auf
dem giraffenähnlichen Hals. Eine Augenzeugin namens D. Fraser ortete im Loch
Ness einen großen Höcker, der dem Rücken einer riesigen Schildkröte ähnelte und
eine große Welle erzeugte. Und eine Farmersfrau erblickte im Loch Ness sogar
drei große Tiere mit langem Hals.
Was diese sowie viele andere Frauen und Männer in
Wirklichkeit zu Gesicht bekamen, ist – Ernst Probst zufolge – unklar. „Nessie“
wird nämlich nicht nur als Saurier, Seeschlange, Ur-Wal, Monster-Aal oder
Riesenwurm gedeutet, was sehr unwahrscheinlich klingt, sondern auch als
Baumstamm, Unterwasserwelle, Tintenfisch, Stör, Wels, Molch, Wal, Delphin,
Seekuh oder Fischotter. Teilweise hat man sogar langhalsige Wasservögel und
Boote aus großer Entfernung für Seeungeheuer gehalten, fotografiert und
gefilmt.
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