Ernst Stromer mit Oberschenkelknochen eines Dinosauriers - Foto: Stromersche Kulturgut-, Denkmal- und Naturstiftung
Nürnberg / München (internet-zeitung) – Ein in Nürnberg geborener Adliger und
später in München arbeitender Gelehrter gilt als einer der berühmtesten
Dinosaurier-Forscher der Welt. Er entdeckte im Januar 1911 in der Bahariyya-Oasa
eine Fundstelle, an der sein Grabungsteam bis 1914 die ersten Dinosaurier aus
Ägypten barg. 1915 beschrieb er als Erster wissenschaftlich die bis dahin
unbekannte Gattung Spinosaurus (Dornen-Echse). Diese Echse mit einem mannshohen
Rückensegel gilt heute mit einer Länge bis zu 18 Metern als der größte
Raub-Dinosaurier aller Zeiten. Bis 1934 publizierte der bayerische
Wissenschaftler drei weitere neue Gattungen von Dinosauriern und gab ihnen die
Namen Carcharodontosaurus (Haizahn-Echse), Aegyptosaurus „(„Ägyptische Echse“)
und „Bahariasaurus“ („Echse aus Bahariyya“).
Bei dem erwähnten bayerischen Adeligen und Gelehrten handelt
es sich um den Freiherrn Ernst Stromer von Reichenbach (1871-1952). Sein Vater
Karl Otto Stromer von Reichenbach (1831-1891) war von 1867 bis zu seinem Tod im
Jahre 1891 „Erster Bürgermeister“ in Nürnberg gewesen. Andere Mitglieder der
Familie Stromer, die im Mittelalter zu den wichtigsten Patriziern von Nürnberg
gehörten, hatten sich als Handelsherren, Erfinder, Historiker oder Baumeister
hervorgetan.
Ernst Stromer, wie er sich bescheiden oft selbst nannte, hat
in den Wintern 1901/1902, 1903/1904 und 1910/1911 insgesamt drei
Ägypten-Expeditionen unternommen, bei denen Fossilien gesucht und geborgen
wurden. Sein wichtigster Helfer in Ägypten war der österreichische
Fossiliensammler Richard Markgraf (1869-1916), der für ihn wissenschaftlich
wertvolle Funde entdeckte und barg.
Der Raub-Dinosaurier Spinosaurus fällt nicht nur durch seine
beachtliche Größe und sein eindrucksvolles Rückensegel aus dem Rahmen.
Neuerdings glauben Experten, er sei an das Leben im Wasser angepasst gewesen
und habe große Fische gefressen.
An der Universität München war Ernst Stromer ab 1901
Privatdozent für Paläontologie und Geologie, ab 1908 außerordentlicher
Professor und ab 1921 Honorarprofessor für Paläontologie. An der Bayerischen
Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie in München wurde er
1919 nichtplanmäßiger Assistent, 1920 Hauptkonservator, 1928 Hauptkonservator und Abteilungsleiter
sowie 1930 Abteilungsdirektor.
Die Nationalsozialisten schätzten den verdienstvollen
Naturforscher Ernst Stromer nicht, weil er ihrer Partei nicht beitrat, sie
kritisierte und Kontakt mit jüdischen Wissenschaftlern hatte. Nur wegen seiner
hohen sozialen Stellung bliebt er unbehelligt.
Die Originalfunde der von Ernst Stromer in Ägypten
entdeckten Dinosaurier wurden in der Nacht vom 24. zum 25. April 1944 bei einem
britischen Luftangriff auf München zerstört. Der Leiter des Museums, in dem
diese wissenschaftlich wertvollen Fossilien aufbewahrt wurden, hatte den Wunsch
von Stromer, diese Dinosaurier an einem sicheren Ort aufzubewahren, ignoriert.
Im Zweiten Weltkrieg verlor Ernst Stromer zwei seiner drei
Söhne. Er selbst und seine Ehefrau Elisabeth wurden in München insgesamt fünf
Mal ausgebombt. Deswegen wohnte das Ehepaar Stromer ab 1944 im Schloss
Grünsberg bei Altdorf unweit von Nürnberg, das sich seit 1754 im Besitz der
Familie Stromer befindet.
Ernst Stromer starb am 18. Dezember 1952 im Alter von 81
Jahren in Erlangen. Die Urne mit seiner Asche befindet sich im seit 1522 auf
dem Johannisfriedhof von Nürnberg bestehenden Familiengrab der Stromer. In
gedruckten Lexika wird Ernst Stromer erstaunlicherweise nicht erwähnt. Damit
teilt er das traurige Schicksal des Frankfurter Gelehrten Hermann von Meyer
(1801-1869), der als Begründer der wissenschaftlichen Paläontologie in
Deutschland gilt. Das Zweite Deutsche Fernsehen würdigte die großen Verdienst
von Stromer in einem 2014 gesendeten Dokumentarfilm.
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