Skelettrekonstruktion von Spinosaurus - Zeichnung: Stromersche Kulturgut-, Denkmal- und Naturstiftung
Kairo / München / Nürnberg (internet-zeitung) – Ausgerechnet
in der Wüste gelang vor mehr als 100 Jahren die Entdeckung des ersten
an ein Leben im Wasser angepassten Dinosauriers. Auf den Fundort in der
Bahariyya-Oase in der ägyptischen Sahara war im Januar 1911 der deutsche
Paläontologe Ernst Stromer von Reichenbach gestoßen. Eigentlich hatte er dort
fossile Reste von Säugetieren aus dem Eozän und Oligozän vor etwa 40 bis 30
Millionen Jahren erhofft. Doch überraschenderweise barg man die ersten
Dinosaurier Ägyptens aus der Kreidezeit vor rund 95 Millionen Jahren.
Die Entdeckung der Dinosaurier-Fundstelle glückte bei der
dritten und letzten Ägypten-Expedition von Ernst Stromer, wie sich der adlige
Wissenschaftler selbst bescheiden nannte. Stromer war 1871 in Nürnberg als Sohn
des Bürgermeisters Karl Otto Stromer von Reichenbach zur Welt gekommen und hat
später in München an der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und
historische Geologie sowie an der Universität gearbeitet.
Ein Freund und wichtiger Helfer von Ernst Stromer war der
österreichische Musiker und Fossiliensammler Richard Markgraf. Nach der letzten
Ägypten-Expedition von Stromer grub Markgraf von 1911 bis 1914 wiederholt in
der Bahariyya-Oase in der Sahara, barg dort zahlreiche Dinosaurier-Reste und
schickte diese nach München. 1912 fand er das Teilskelett des Raub-Dinosauriers
Spinosaurus. Der Erste Weltkrieg (1914-1918) legte die Grabungstätigkeit von
Markgraf lahm.
Ernst Stromer beschrieb von 1915 bis 1934 insgesamt vier
bisher unbekannte Dinosaurier aus Ägypten: 1915 Spinosaurus (Dornen-Echse),
1931 Carcharodontosaurus (Haizahn-Echse), 1932 Aegyptosaurus (Echse aus
Ägypten) und 1934 Bahariasaurus (Echse aus Bahariyya). Spinosaurus gilt heute mit einer Länge bis zu 18 Metern,
einem Gewicht von schätzungsweise 9 Tonnen, einem 1,75 Meter langen Schädel und
einem 1,70 Meter hohen Rückensegel als der größte Raub-Dinosaurier der Welt.
Neuerdings betrachtet man ihn als Fischjäger.
In dem Taschenbuch „Der rätselhafte Spinosaurus“
(GRIN-Verlag, München) des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst Probst werden
Leben und Werk des Forschers Ernst Stromer von Reichenbach geschildert sowie
die Leistungen des Fossiliensammlers Richard Markgraf gewürdigt. Markgraf starb
1916 während des Ersten Weltkrieges im Alter von nur 47 Jahren. Ernst Stromer
schrieb über ihn einen Nachruf, in dem er die Bedeutung von Markgraf für die
Erforschung der Wirbeltierpaläontologie Ägyptens hervorhob.
Tragischerweise gingen die von Ernst Stromer erstmals
beschriebenen Originalfunde von vier Dinosauriern bei einem britischen
Luftangriff auf München in der Nacht vom 24. zum 25. April 1944 verloren. Der
Direktor des Museums, in dem diese wissenschaftlich wertvollen Fossilien
aufbewahrt wurden, hatte den Wunsch von Stromer, jene Funde an einen sicheren
Ort zu bringen, ignoriert.
Ernst Stromer lebte, nachdem er in München fünf Mal
ausgebombt worden war, ab 1944 auf Schloss Grünsberg bei Altdorf unweit von
Nürnberg. Im Zweiten Weltkrieg verlor er zwei seiner drei Söhne. Sein
überlebender Sohn Wolfgang kehrte 1950 nach fünfjähriger russischer
Gefangenschaft zurück. 1952 starb Ernst Stromer im Alter von 81 Jahren in
Erlangen. Sein Grab befindet sich auf dem Nürnberger Johannisfriedhof.
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