München / Nürnberg (internet-zeitung) – Einer der
berühmtesten Dinosaurier-Forscher der Welt kommt jetzt zu neuen literarischen
Ehren. Zum ersten Mal ist ihm auch ein deutschsprachiges Buch gewidmet. Es
trägt den Titel „Der rätselhafte Spinosaurus. Leben und Werk des Forschers
Ernst Stromer von Reichenbach und ist im GRIN-Verlag (München) erschienen.
Verfasser des 238seitigen Taschenbuches ist der Wiesbadener Wissenschaftsautor
Ernst Probst. Zu dessen Spezialitäten gehören Werke aus den Themenbereichen
Paläontologie, Archäologie, Zoologie und Geschichte.
Dem 1871 in Nürnberg geborenen Adligen und Bürgermeistersohn
Ernst Stromer von Reichenbach gebührt die Ehre, die ersten Dinosaurier Ägyptens
entdeckt zu haben. Er kam während seiner dritten Ägypten-Expedition im Winter
1910/1911 mit seinem Grabungsteam
in der Bahariyya-Oase in der Sahara an eine Fundstelle, an
der Knochen von Dinosauriern, Krokodilen, riesigen Fischen und anderen Tieren aus
der Kreidezeit vor etwa 95 Millionen Jahren geborgen werden konnten.
Von 1915 bis 1934 machte Ernst Stromer, wie er selbst sich
bescheiden nannte, vier bis dahin unbekannte Dinosaurier bekannt. 1915
beschrieb er erstmals den Raub-Dinosaurier Spinosaurus (Dornen-Echse), 1931
Carcharodontosaurus (Haizahn-Echse), 1932 Aegyptosaurus (Ägyptische Echse) und
1934 Bahariasaurus (Echse aus Baharia). Bereits 1914 machte er das bis zu 10
Meter lange Krokodil Stomatosuchus publik.
Ein wichtiger Helfer von Ernst Stromer war der
österreichische Fossiliensammler Richard Markgraf (1869-1916). Jener für
mehrere Museen tätige Sammler nahm nach der letzten Ägypten-Expedition von
Stromer in der Bahariyya-Oase bis 1914 weitere Ausgrabungen vor und schickte
die Funde nach München zu Stromer. Wegen des Ersten Weltkrieges (1914-1918) kam
die letzte Sendung mit 12 Kisten erst 1922 bei Stromer an, als Markgraf schon
sechs Jahre tot war.
Der 1915 erstmals von Ernst Stromer wissenschaftlich
beschriebene Spinosaurus gilt heute als der größte Raub-Dinosaurier. Dieses
Tier war bis zu 18 Meter lang, schätzungsweise neun Tonnen schwer, hatte einen
1,75 Meter langen Schädel und trug ein 1,70 Meter hohes Rückensegel.
Spinosaurus lebte sowohl an Land als auch im Wasser und war ein Fischjäger.
Die von Ernst Stromer aus Ägypten beschriebenen vier
Dinosaurier wurden im Zweiten Weltkrieg bei einem britischen Luftangriff auf
München in der Nacht vom 24. zum 25. April 1944 zerstört. Der Direktor des
Museums, in dem diese wissenschaftlich wertvollen Funde aufbewahrt wurden,
hatte den berechtigten Wunsch von Stromer, diese Dinosaurier an einen
geschützten Ort zu bringen, ignoriert.
Ernst Stromer ist 1952 im Alter von 81 Jahren in Erlangen
gestorben. Sein Grab befindet sich auf dem Nürnberger Johannisfriedhof, wo auch
viele andere Berühmtheiten ihre letzte Ruhe fanden. Seltsamerweise wird der
verdienstvolle Dinosaurier-Forscher Stromer in keinem gedruckten Lexikon
erwähnt. Damit teilt er das Schicksal anderer bedeutender Paläontologen wie
Hermann von Meyer aus Frankfurt am Main oder Johann Jakob Kaup aus Darmstadt.