Mittwoch, 13. Mai 2015

Neue Ehren für den Dinosaurier-Forscher Ernst Stromer von Reichenbach

München / Nürnberg (internet-zeitung) – Einer der berühmtesten Dinosaurier-Forscher der Welt kommt jetzt zu neuen literarischen Ehren. Zum ersten Mal ist ihm auch ein deutschsprachiges Buch gewidmet. Es trägt den Titel „Der rätselhafte Spinosaurus. Leben und Werk des Forschers Ernst Stromer von Reichenbach und ist im GRIN-Verlag (München) erschienen. Verfasser des 238seitigen Taschenbuches ist der Wiesbadener Wissenschaftsautor Ernst Probst. Zu dessen Spezialitäten gehören Werke aus den Themenbereichen Paläontologie, Archäologie, Zoologie und Geschichte.

Dem 1871 in Nürnberg geborenen Adligen und Bürgermeistersohn Ernst Stromer von Reichenbach gebührt die Ehre, die ersten Dinosaurier Ägyptens entdeckt zu haben. Er kam während seiner dritten Ägypten-Expedition im Winter 1910/1911 mit seinem Grabungsteam
in der Bahariyya-Oase in der Sahara an eine Fundstelle, an der Knochen von Dinosauriern, Krokodilen, riesigen Fischen und anderen Tieren aus der Kreidezeit vor etwa 95 Millionen Jahren geborgen werden konnten.

Von 1915 bis 1934 machte Ernst Stromer, wie er selbst sich bescheiden nannte, vier bis dahin unbekannte Dinosaurier bekannt. 1915 beschrieb er erstmals den Raub-Dinosaurier Spinosaurus (Dornen-Echse), 1931 Carcharodontosaurus (Haizahn-Echse), 1932 Aegyptosaurus (Ägyptische Echse) und 1934 Bahariasaurus (Echse aus Baharia). Bereits 1914 machte er das bis zu 10 Meter lange Krokodil Stomatosuchus publik.

Ein wichtiger Helfer von Ernst Stromer war der österreichische Fossiliensammler Richard Markgraf (1869-1916). Jener für mehrere Museen tätige Sammler nahm nach der letzten Ägypten-Expedition von Stromer in der Bahariyya-Oase bis 1914 weitere Ausgrabungen vor und schickte die Funde nach München zu Stromer. Wegen des Ersten Weltkrieges (1914-1918) kam die letzte Sendung mit 12 Kisten erst 1922 bei Stromer an, als Markgraf schon sechs Jahre tot war.

Der 1915 erstmals von Ernst Stromer wissenschaftlich beschriebene Spinosaurus gilt heute als der größte Raub-Dinosaurier. Dieses Tier war bis zu 18 Meter lang, schätzungsweise neun Tonnen schwer, hatte einen 1,75 Meter langen Schädel und trug ein 1,70 Meter hohes Rückensegel. Spinosaurus lebte sowohl an Land als auch im Wasser und war ein Fischjäger.

Die von Ernst Stromer aus Ägypten beschriebenen vier Dinosaurier wurden im Zweiten Weltkrieg bei einem britischen Luftangriff auf München in der Nacht vom 24. zum 25. April 1944 zerstört. Der Direktor des Museums, in dem diese wissenschaftlich wertvollen Funde aufbewahrt wurden, hatte den berechtigten Wunsch von Stromer, diese Dinosaurier an einen geschützten Ort zu bringen, ignoriert.


Ernst Stromer ist 1952 im Alter von 81 Jahren in Erlangen gestorben. Sein Grab befindet sich auf dem Nürnberger Johannisfriedhof, wo auch viele andere Berühmtheiten ihre letzte Ruhe fanden. Seltsamerweise wird der verdienstvolle Dinosaurier-Forscher Stromer in keinem gedruckten Lexikon erwähnt. Damit teilt er das Schicksal anderer bedeutender Paläontologen wie Hermann von Meyer aus Frankfurt am Main oder Johann Jakob Kaup aus Darmstadt.