München / Nürnberg (internet-zeitung) – Bis zu 18 Meter lang
und maximal 9 Tonnen schwer war der größte Raub-Dinosaurier der Erdgeschichte.
Sein Schädel erreichte eine Länge von 1,75 Metern und sein Rückensegel eine
Höhe von 1,70 Metern. Der Gigant, von dem hier die Rede ist, heißt Spinosaurus
und lebte in der Kreidezeit vor etwa 113 bis 94 Millionen Jahren in Nordafrika.
Spinosaurus übertraf merklich die Maße der Raub-Dinosaurier
Tyrannosaurus (Tyrannen-Echse) aus Nordamerika und Giganotosaurus (Riesen-Echse
des Südens) aus Südamerika, die beide bis zu 13 Metern lang wurden. Der vor
allem bei Kindern sehr populäre Tyrannosaurus hatte früher lange Zeit als
Rekordhalter unter den Raub-Dinosauriern gegolten.
2015 jährt es sich zum 100. Mal, dass Spinosaurus von dem
deutschen Paläontologen Ernst Stromer von Reichenbach (1871-1952) erstmals
wissenschaftlich beschrieben und benannt wurde. In seiner Erstbeschreibung von
1915 hat Stromer den Gattungsnamen Spinosaurus (Dornen-Echse) geprägt, der auf
dem auffälligen mannshohen Rückensegel beruht. Über den Zweck dieses imposanten
Rückensegels wird viel spekuliert.
Ernst Stromer, wie er sich selbst oft bescheiden nannte, war
ein bayerischer Adliger, wurde in Nürnberg geboren, arbeitete an der
Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie sowie an
der Universität München. In den Wintern 1901/1902, 1903/1914 und 1910/1911 kam
er zu Expeditionen nach Ägypten.
Im Januar 1911 entdeckte Ernst Stromer in der Bahariyya-Oase
in der Wüste Sahara eine Fundstelle, an der seine Grabungsteams in der
Folgezeit fossile Reste der ersten aus Ägypten bekannten Dinosaurier bargen.
Der mit Stromer befreundete österreichische Fossiliensammler Richard Markgraf
(1869-1916) nahm in seinem Auftrag bis 1914 wiederholt Grabungen vor und
entdeckte dabei weitere Dinosaurierreste.
Zwischen 1915 und 1934 machte Ernst Stromer insgesamt vier
bis dahin unbekannte Gattungen von Dinosauriern bekannt. Außer Spinosaurus
waren dies Carcharodontosaurus (Haizahn-Echse) 1931, Aegyptosaurus (Ägyptische
Echse) und Bahariasaurus (Echse aus Bahariyya). Zuvor hatte Stromer bereits
1914 das bis zu 10 Meter lange Krokodil Stomatosuchus aus der Bahariyya-Oase
beschrieben.
Tragischerweise gingen die wissenschaftlich wertvollen
ersten Dinosaurier-Funde aus Ägypten bei einem britischen Luftangriff auf
München in der Nacht vom 24. zum 25. April 1944 verloren. Der Leiter des
Museums, in dem diese Fossilien aufbewahrt wurden, hatte den berechtigten
Wunsch von Stromer, jene Funde an einem sicheren Ort aufzubewahren, ignoriert.
Ernst Stromer verlor im Zweiten Weltkrieg zwei seiner drei
Söhne und in München fünf Mal durch Luftangriffe seine Wohnung. Sein zweiter
Sohn kehrte erst 1950 nach fünfjähriger russischer Kriegsgefangenschaft zurück.
Seine letzten Lebensjahre verbrachte Ernst Stromer in seinem Schloss Grünsberg bei Altdorf unweit von Nürnberg. 1952
starb er im Alter von 81 Jahren in Erlangen. Sein Grab befindet sich auf dem
Nürnberger Johannisfriedhof, wo auch Albrecht Dürer bestattet ist.
Das Leben und Werk von Ernst Stromer wird in dem Taschenbuch
„Der rätselhafte Spinosaurus“ des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst Probst
geschildert. Es ist im „GRIN-Verlag“ (München) erschienen, umfasst 238 Seiten
und ist reich bebildert. Obwohl Ernst Stromer einer der berühmtesten
Dinosaurier-Jäger war, wird er in keinem gedruckten Lexikon erwähnt.
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