Leseprobe aus dem Taschenbuch "Rekorde der Urmenschen" von Ernst Probst:
Die früheste Operation in der Geschichte der Menschheit wurde vielleicht schon zur Zeit der späten Neandertaler vor mehr als 50 000 Jahren vorgenommen. Es handelt sich möglicherweise um die Amputation eines Armes an einem Neandertaler, dessen Skelettreste in Shanidar (Irak) gefunden wurden. Der Arm war entweder krank oder verletzt gewesen. Einige Anthropologen bezweifeln allerdings, daß eine Amputation vorliegt.
Als eine der ersten mißlungenen Schädeloperationen gilt der Eingriff am Schädel eines Bauern der Linienbandkeramischen Kultur (vor etwa 5500 bis 4900 v. Chr.) aus dem Gräberfeld von Höhnheim-Suffelsweyersheim im Elsaß (Frankreich). Die Feuersteinklinge, mit der die Operation vorgenommen wurde, steckte noch im Schädel. Derartige Schädeloperationen, bei denen man das Schädeldach mit Feuersteinwerkzeugen öffnete, bezeichnet man als Trepanation.
Die ältesten Schulen für Schädelchirurgen gab es im Lozère-Tal in Südfrankreich. Dort ist nach Ansicht des Berliner Anthropologen Herbert Ullrich die Kunst der Schädeloperation (Trepanation) entwickelt und weiterentwickelt worden. Dies könnte bereits um 4500 v. Chr. geschehen sein.
Die meisten gelungenen Schädeloperationen (Trepanation) der Jungsteinzeit (vor etwa 5500 bis 2000 v. Chr.) in Mitteleuropa erfolgten zur Zeit der Trichterbecher-Kultur (vor etwa 4300 bis 3000 v. Chr.), der Walternienburg‑Bernburger Kultur (vor etwa 3200 bis 2800 v. Chr.) und der Schnurkeramischen Kultur (vor etwa 2800 bis 2400 v. Chr.). Die von Medizinmännern der Walternienburg-Bernburger Kultur vorgenommenen Schädeloperationen sind - nach den Funden mit verheilten Wundrändern zu schließen - etwa zu 90 Prozent gelungen. Zu solchen Eingriffen entschloß man sich bei schweren Krankheiten oder bei Schädelverletzungen. Damit der Patient die Schmerzen besser ertragen konnte, dürfte man ihm ein berauschendes Getränk gegeben haben.
Die älteste mißlungene Schädeloperation aus der Schweiz kennt man aus der Zeit der Cortaillod-Kultur (vor etwa 4000 bis 3500 v. Chr.). Sie wurde an einer Frau aus dem Gräberfeld Barmaz II im Kanton Wallis kurz vor oder nach dem Tode in Nähe der Augenhöhle vorgenommen. Die Knochenränder der Öffnung zeigen keine Heilungsspuren.
Die meisten mißglückten Schädeloperationen der Urgeschichte gab es zur Zeit der bronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur (vor etwa 2000 v. Chr.). Damals sind - im Gegensatz zur Jungsteinzeit - nur noch etwa 72 Prozent der Schädeloperationen gelungen. Die Ursache für diese geringere Heilungsquote ist unbekannt.
Die erste Schädeloperation in Ägypten ist nach 1500 v. Chr. zur Zeit der 18. Dynastie erfolgt.
Die früheste Schädeloperation der Inkas am Titikakasee wurde um 1000 v. Chr. vorgenommen.
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