Donnerstag, 3. Dezember 2015

Herpes-Virus lauert am Glühweinstand

Hannover (apothekerkammer-niedersachsen) – Sie kommen immer zum falschen Zeitpunkt: Herpesbläschen sind für viele Patienten alte, unästhetische Bekannte. Gerade in der Winterzeit, in der sich Menschen auf den Weihnachtsmärkten tummeln, ist Herpes ein Thema. Ein nicht richtig gespültes Glühweinglas kann ausreichen, um sich anzustecken. Wer dem Risiko aus dem Weg gehen will, bringt am besten sein eigenes Glas mit. Allen Ansteckungsherden dauerhaft aus dem Weg zu gehen, ist jedoch fast unmöglich. Um die Bläschen schnell wieder loszuwerden, sollten Betroffene sofort mit einer Behandlung beginnen, rät die Apothekerkammer Niedersachsen. Der Apotheker weiß, welche Medikamente für welches Krankheitsstadium die richtigen sind.
Unverhofft kommt oft
Herpes ist eine Virusinfektion, die von Herpes-Simplex-Viren ausgelöst wird und schmerzhafte Bläschenbildung in der oberen Hautschicht hervorruft. Zwei Arten von Herpes-Simplex-Viren sind bekannt. Die typischen Bläschen des Lippenherpes entstehen meist durch den Virus Typ 1. Klassische Symptome dieser Erkrankung sind juckende, nässende und schmerzende Herpesbläschen, die sich auf Haut und Schleimhaut der Betroffenen ausbreiten. Die Erkrankung ist unangenehm, aber in den meisten Fällen gut behandelbar.
Ansteckung über Tröpfchen-  oder Schmierinfektion
Die Erstinfektion mit dem Typ-1 Virus erfolgt oft unbemerkt im Kleinkindalter. Anstecken können sich Betroffene durch eine Tröpfcheninfektion. Dabei werden die Viren über den Speichel beim Niesen, Husten, Sprechen oder Küssen weitergegeben. Aber auch durch das Mitbenutzen von Besteck oder Gläsern kann sich das Virus durch eine Schmierinfektion ausbreiten. Während der Erstinfektion dringen die Herpes-Viren über Haut oder Schleimhaut in den Organismus ein und wandern entlang sensibler Nervenbahnen bis zu den Nervenzellen. Bis sich zum ersten Mal die Symptome zeigen, kann viel Zeit vergehen, aber einmal ausgebrochen, können weitere Schübe der Viruserkrankung folgen. Da oft immungeschwächte Menschen an Herpes erkranken, können im schlimmsten Fall Komplikationen wie schwere Infektionen der Haut bei Neurodermitis-Patienten, Lungenentzündungen oder eine Herpes-Entzündung des Gehirns folgen. Dies sind allerdings Ausnahmefälle.
Mittel an das Krankheitsstadium anpassen
Wer unter Herpessymptomen leidet sollte sofort einen Arzt oder eine Apotheke aufsuchen. Die Behandlungsart variiert je nach Krankheitsstadium. Cremes mit antiviralen Inhaltsstoffen sollten bereits bei den ersten Symptomen alle ein bis zwei Stunden verwendet werden, um die Ausbreitung einzudämmen. Pasten oder Gele mit Zinksulfat haben eine zusammenziehende Wirkung und helfen, die Bläschen zu trocknen. Melissenextrakt als Creme aufgetragen beschleunigt die Heilung. Bei einem beginnenden Infekt sollte die Stelle mit dem Wirkstoff Aciclovir behandelt werden.
Sollen die Bläschen kaschiert werden, können Hydrokolloidpatches, kleine und durchsichtige Pflaster, aufgeklebt und überschminkt werden. Die Pflaster lindern zwar Schmerz und Juckreiz, sind allerdings nicht arzneistoffhaltig. Dennoch sind sie besonders in der letzten Phase der Infektion empfehlenswert. Mithilfe einer getönten Penciclovircreme lassen sich die Blasen gut abdecken. Kontaktlinsenträger sollten während eines Schubs am besten auf eine Brille zurückgreifen, damit die Viren nicht über die Fingerspitzen auf die Kontaktlinsen und in die Augen gelangen.
Bereits nach dem ersten Kribbeln auf der Haut oder bei Spannungsgefühlen auf der Lippe besteht eine hohe Ansteckungsgefahr. Wer ein Aufflammen der Krankheit bei sich vermutet, sollte direkte und indirekte körperliche Kontakte mit anderen Personen vermeiden, besonders mit Kleinkindern und Babys, rät die Apothekerkammer Niedersachsen. Herpesviren überleben außerhalb des Körpers nur eine sehr kurze Zeit, dennoch sollte man mit akut Erkrankten nicht dieselben Handtücher, Servietten, Lippenstifte, Gläser und Besteck teilen. Cremes sollten grundsätzlich immer mithilfe eines Wattestäbchens aufgetragen werden.
Immunsystem stärken
Typische Auslöser für die Infektion sind Stress, Ekel und Schlafmangel. Häufig spielt auch Sonneneinstrahlung eine Rolle: Das UV-Licht reduziert die Immunabwehr an der Hautoberfläche. Lippenpflegestifte mit hohem Lichtschutzfaktor können Abhilfe schaffen. Wer oft unter Herpesschüben leidet, sollte seine Abwehrkräfte stärken: Sinnvoll ist eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung, Ausdauersport, Wechselduschen, Saunabesuche sowie der Verzicht auf Alkohol und Nikotin. Vor allem immunschwache Patienten sowie Babys, Kinder und ältere, kranke Menschen trifft das Herpes-Virus. Auch Frauen während der Menstruation sind anfällig. Schwangere, Stillende, Kinder, Immungeschwächte sowie Erstinfizierte sollten immer einen Arzt aufsuchen, dies gilt auch bei Komplikationen, wenn sich beispielsweise der Lippenherpes auf die Nasenregion oder an den Augen sowie anderen untypischen Hautpartien ausbreitet. Wer an Schmerzen, Fieber oder an Infektionen mit Eiterbildung leidet, die wiederholt an der gleichen Stelle oder im größeren Ausmaß wiederkehren, sollte sich von einem Arzt untersuchen lassen.
Der Apothekerkammer Niedersachsen gehören rund 7.000 Mitglieder an. Der Apotheker ist ein fachlich unabhängiger Heilberufler. Der Gesetzgeber hat den selbstständigen Apothekern die sichere und flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln übertragen. Der Beruf erfordert ein vierjähriges Pharmaziestudium an einer Universität und ein praktisches Jahr. Dabei erwirbt der Studierende Kenntnisse in pharmazeutischer Chemie und Biologie, Technologie, Pharmakologie, Toxikologie und Klinische Pharmazie. Nach dem Staatsexamen erhält er eine Approbation. Nur mit dieser staatlichen Zulassung kann er eine öffentliche Apotheke führen. Als Spezialist für Gesundheit und Prävention berät der Apotheker seriös und unabhängig. Er begleitet den Patienten fachlich, unterstützt ihn menschlich und hilft ihm so, seine Therapie im Alltag umzusetzen.