Donnerstag, 22. Dezember 2016

Lieferengpässe bei Medikamenten


Hamburg (apothekerkammer-hamburg) – Immer häufiger hört man, dass ein bestimmtes Medikament nicht mehr lieferbar ist. Oft sind Impfstoffe, einige Antibiotika und Krebsmittel betroffen. Aktuell gibt es Lieferengpässe bei verschiedenen Asthmapräparaten, bei einzelnen Generika, bei diversen Impfstoffen und bei bestimmten Antibiotika. Seit dieser Woche ist Aldactone in der Dosierung von 25 Milligramm nicht mehr lieferbar. Das Medikament wird bei einer Überfunktion der Niere verwendet und bei Wasseransammlungen im Gewebe. Alternativ können 50 Milligramm Tabletten geteilt werden. Für ältere Menschen ist dies aber sehr beschwerlich und die Dosierung wird ungenau. Ist ein Arzneimittel nicht mehr verfügbar, gibt es auch für den Apotheker keine Möglichkeit, dieses Medikament beim Großhändler oder Hersteller zu bestellen. Es gibt dann nur die Chance in Absprache mit dem Arzt nach einer therapeutisch gleichwertigen Alternative zu suchen.

Liste informiert über Lieferengpässe
Wer sich über Lieferengpässe informieren möchte, kann dies tun auf der Homepage des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Hier gibt es eine Liste mit von der pharmazeutischen Industrie gemeldeten Lieferengpässen: http://www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/zul/amInformationen/Lieferengpaesse/_node.html. Allerdings sind diese Meldungen für die Industrie nicht verpflichtend und es werden meist nur Arzneimittel genannt, die zur Behandlung lebensbedrohlicher oder schwerwiegender Erkrankungen bestimmt sind.

Große Nachfragen können nicht bedient werden
Die Gründe für Lieferengpässe sind vielfältig: Wenn neue Rabattverträge starten, ist es für den meist einzigen Rabattpartner immer eine große Herausforderung die Produktion an die gestiegene Nachfrage anzupassen. Das kann einige Wochen dauern. Viele Produktionsstätten befinden sich im Ausland ausgelagert worden, das führt zu langen Transportwegen. Geringe Lagerkapazitäten, Just-in-time-Management und die Konzentration auf wenige Zulieferer verschärfen das Problem zusätzlich. Fällt eine kleine Produktionseinheit aus, kann es schnell zu langfristigen Lieferausfällen führen. Die Lieferengpässe variieren zwischen wenigen Tagen bis hin zu einem halben Jahr.

Apotheker fordern stabile Versorgung mit Medikamenten
Gerade bei einer Dauermedikation wie z.B. bei Asthma ist es wichtig, dass der Patient seine Arzneimittel regelmäßig einnimmt. Die Apothekerkammer Hamburg fordert daher eine stabile Versorgung mit Arzneimitteln. Beim Verhandeln der Rabattverträge muss auch das Risiko eines Lieferengpasses berücksichtigt werden. Hersteller und Zulieferer sollten Konzepte vorlegen, wie sie Engpässe vermeiden beim Ausfall einzelner Produktionsbetriebe in der Herstellungskette. Der aktuelle Preisdruck führt zu einer gefährlichen Konzentration auf wenige große Anbieter. Hier ist die Politik gefordert.

Rechtzeitig Folgerezepte ausstellen lassen
Aktuell können Apotheker Patienten, die regelmäßig Medikamente einnehmen, nur raten, frühzeitig und nicht kurz vor der letzten Tablette die Folgerezepte ausstellen zu lassen und in der Apotheke vorzulegen. So bleibt Zeit, sich eine alternative Arzneimitteltherapie zu überlegen und mit dem Arzt Rücksprache zu halten.

Die Apothekerkammer Hamburg ist als Körperschaft des öffentlichen Rechts die Institution der apothekerlichen Selbstverwaltung für die ca. 2.700 Apotheker und Apothekerinnen, sowie Pharmazeuten im Praktikum in Hamburg. Der Apotheker ist ein fachlich unabhängiger Heilberuf. Er ist laut Gesetz für die sichere und flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln zuständig. Wer Apotheker werden will, muss ein vierjähriges Pharmaziestudium an einer Universität und ein praktisches Jahr absolvieren. Der Apotheker berät die Patienten hinsichtlich ihrer Medikation und unterstützt sie, ihre Therapie im Alltag umzusetzen. Als Fachmann für Arzneimittel und Prävention ist der Apotheker neben dem Arzt der erste Ansprechpartner in gesundheitlichen Problemen.