Fund und Lebensbild des Menschenaffen Paidopithex aus dem Taschenbuch "Der Ur-Rhein" von Ernst Probst
Eppelsheim / Mainz (internet-zeitung) – Der Fund von zwei Zähnen aus rund 10
Millionen Jahre alten Ablagerungen des Ur-Rheins bei Eppelsheim und deren
Deutung als Menschenaffenfossilien hat in der Fachwelt großes Aufsehen erregt.
Nach Ansicht einiger deutscher Forscher aus Mainz und Koblenz ähneln diese
beiden Zähne in Struktur und Form verblüffend Zähnen von Vormenschen aus
Äthiopien. Andere Wissenschaftler dagegen meinen, nur einer der zwei Zähne aus
Eppelsheim stamme von einem Affen und der andere von einem Wiederkäuer.
Wie dem auch sei: Selbst wenn es sich bei den zwei Funden
vom September 2016 lediglich um einen Affenzahn und einen Wiederkäuerzahn
handeln sollte, wäre dies immer noch ein großer Grabungserfolg. Die bisher bei
Eppelsheim entdeckten Zähne und Knochen, die von Koryphäen unterschiedlich
Affen oder Menschenaffen zugeschrieben werden, sind nämlich große Seltenheiten.
Es handelt sich um einen Oberschenkelknochen der Gattung Paidopithex, Zähne von
Rhenopithecus und um ein unscheinbares Fingerknochenfragment von Dryopithecus.
Die von 1820 bis heute bei Eppelsheim geborgenen Affen- und
Menschenaffenfossilien fänden in einem Karton, in den eine Sektflasche passt,
genügend Platz.
Der Oberschenkelknochen von Paidopithex stimmt mit keinem
von ausgestorbenen Affen oder Menschenaffen überein. Die Zähne des angeblichen
Menschenaffen Rhenopithecus sollen mit der erstmals aus Ungarn wissenschaftlich
beschriebenen Affenart Anapithecus identisch sein. Und die Deutung als
Fingerknochenfragment von Dryopithecus ist umstritten.
Klarheit über die wahre Natur der Funde von Eppelsheim
könnten neue aussagekräftigere Entdeckungen bringen. Dafür sind aber weitere
Grabungen in den Ablagerungen des Ur-Rheins erforderlich, der etliche Kilometer
weiter westlich als der heutige Rhein floss.
Bei weiteren Grabungen in der Gegend von Eppelsheim kann man
noch auf viele spektakuläre Funde hoffen. Bisher hat man dort noch keine mehr
als 1 Meter lange Riesensalamander, keine Papageien, Flamingos und andere
exotische Vögel, keine Schädel und bezahnten Kiefer von Affen und Menschenaffen
geborgen. Auch interessante Erkenntnisse über den Klimawandel, den Untergrund
in Rheinhessen und den Ur-Rhein – und wer weiß was sonst noch – könnte man bei
neuen Untersuchungen gewinnen. Dafür braucht man allerdings Geduld, Geld und
Grabungsglück.