Aschaffenburg/Mainz (internet-zeitung) – Ein in Aschaffenburg gezeugter
falscher Prophet kommt zu neuen literarischen Ehren. Das Taschenbuch „5000
Jahre Kostheim“ von Ernst Probst und Doris Probst schildert das abenteuerliche
Leben des Sektierers und Siedlungsgründers Bernhard Müller (1788-1834). Dessen
Mutter war die attraktive Näherin Helene Balser, die ein hoher Geistlicher im
Schloss Aschaffenburg geschwängert hatte. Man munkelt sogar über eine
Vaterschaft von Karl Theodor von Dalberg (1744-1817), der am 31 August 1788 in
Aschaffenburg die Bischofsweihe empfing sowie später Mainzer Erzbischof und
Kurfürst wurde.
Um dem Kind offiziell einen Vater zu verschaffen,
verheiratete man Helene mit dem jungen Kunstgärtner Johann Adam Müller aus
Kostheim am Main. Die Geburt des kleinen Bernhard erfolgte 1788 heimlich. Vom
achten bis zum 14. Lebensjahr erhielt der außergewöhnlich talentierte Junge in
einem Seminarium in Mainz Unterricht. Später entwickelte er eigene Anschauungen
und glaubte, seine außergewöhnliche Geburt und Herkunft seien das Vorzeichen
einer göttlichen Mission. 1813 kam er nach Cork in Irland und lernte den
Jesuiten Bruder Martin kennen. Letzterer entwarf eine Reichsordnung für das
„Herzogthum Jerusalem“, in dem Müller der Herzog und Prophet sein sollte. Den
Namen Müller sollte er ablegen und sich „Proli“ („Sohn Gottes“) nennen. „Proli“
zog mit Gleichgesinnten nach London, Hamburg, Stuttgart, Würzburg und
Offenbach, wo er den „Tulpenhof“ erwarb. 1829 sandte er 70 gleichlautende
Manifeste an europäische Regierungshäuser.
Darin forderte er die Regierenden auf, sofort von ihrem Thron zu steigen, ihre Völker zum Eintritt in das tausendjährige Reich freizulassen, sich selbst aber dem Propheten zu Füßen zu legen.
Als es in Deutschland ungemütlich für ihn wurde, wanderte „Proli“ im
Juli 1831 mit seiner aus Frankfurt stammenden Lebensgefährtin Elisa Heuser
(1799-1881) und Anhängern nach Amerika aus und bezeichnete sich nun als
„Maximilian Graf von Leon“. Im Frühjahr 1832 kaufte er in Phillipsburg am
linken Ufer des Ohio einen kleinen Weiler mit einigen Hütten und ließ sich dort
mit 300 Getreuen nieder. Er errichtete eine Wirtschaft und einen Schmelzofen,
mit dem er aus dem dortigen Gestein vergeblich Gold schmelzen wollte. Im Juli
1833 erklärte „Graf Leon“ den Mitgliedern seiner Kolonie, sie müssten diese
auflösen, weil kein Geld mehr da sei. Sein Tod bald darauf wird unterschiedlich
geschildert. Er soll der Cholera oder dem Gelbfieber erlegen oder im Missouri
zufällig oder absichtlich ertrunken sein.
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Darin forderte er die Regierenden auf, sofort von ihrem Thron zu steigen, ihre Völker zum Eintritt in das tausendjährige Reich freizulassen, sich selbst aber dem Propheten zu Füßen zu legen.
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