Freitag, 2. Februar 2007

Der Mensch jagt seit 2 Millionen Jahren



Video "Hippopotamus" (Flusspferd) von Youtube

UrmenschenPirsch

Von Ernst Probst

Als die ältesten Hinweise auf Jagd gelten die zahlreichen gemeinsamen Vorkommen von aufgebrochenen Tierknochen - zum Teil mit Schnittspuren - zusammen mit Steinwerkzeugen aus der Zeit vor etwa 2 Millionen Jahren in Ostafrika. Diese Tierreste stammen von Flusspferden, Giraffen, Wildschweinen, Stachelschweinen, Gazellen und anderen großen Säugetieren. Auffälligerweise hat man oft nur bestimmte Skelettelle gefunden. Die Funde sprechen für eine aktive, erfolgreiche Jagd und den Transport von ausgewählten Beutestücken zum Lager.

Die frühesten Belege für die Jagd auf größere Tiere in Europa sind etwa 1 Million Jahre alt. Dabei handelt es sich um Jagdbeutereste unter anderem von Wildpferden, Nashörnern, Wildschweinen, Hirschen und Wildrindern aus der Höhle Sandalja I in Istrien. Diese Tiere sind von Frühmenschen der Art Homo erectus mit Holzlanzen erlegt worden. Jagdbeutereste aus der Zeit zwischen etwa 650000 und 300000 Jahren kennt man aus Spanien (Torralba, Ambrona), Italien (Molise, Isernia), der Tschechoslowakei (Prezletice), Deutschland (Bilzingsleben) und Rumänien (Slatina). Sie zeigen, dass die Frühmenschen auch Elefanten töteten.

Die frühesten auf bestimmte Tierarten spezialisierten Jäger dürften die späten Neandertaler in der Würm-Eiszeit vor etwa 115000 bis 35000 Jahren gewesen sein. Die Neandertaler in Mitteleuropa jagten beispielsweise vor allem die in Herden auftretenden Wildpferde. Ihre Zeitgenossen in den Alpen, im Kaukasus und anderen Gebirgslandschaften stellten bis in Höhen von 2000 Meter den Höhlenbären nach. Auf der Krim erlegte man bevorzugt Wildesel und Saiga-Antilopen. In der Gegend des Flusses Dnjestr in der Ukraine brachten die Neandertaler überwiegend Mammute zur Strecke. In den Steppen des Kaukasusvorlandes und an der Wolga waren Wisente die häufigste Jagdbeute. Im Nahen Osten mussten vor allem Damhirsche ihr Leben lassen. Und in den Gebirgslandschaften Mittelasiens erbeutete man hauptsächlich Bergziegen. Auch bei den Neandertalern diente die Holzlanze als Jagdwaffe.

Am höchsten entwickelt waren die Jagdmethoden zur Zeit der frühen eiszeitlichen Jetztmenschen in Europa vor etwa 35000 bis 10000 Jahren. Dieser Abschnitt wird jüngere Altsteinzelt oder Jungpaläolithikum genannt. Damals entwickelten die Jäger neben Wurfspeeren, teilweise mit Widerhaken, die Speerschleuder, Harpunen mit sich ablösender Widerhakenspitze, Bumerangs, Pfeil und Bogen. Vermutlich sind bestimmte Wildtierarten - zum Teil mit Hilfe von Fackeln - in eingezäunte Gehege getrieben worden. Wahrscheinlich gab es damals auch Fallgruben, Schlingen und Lassos. Die frühen Jetztmenschen in Europa jagten Mammute, Wildpferde, Rentiere, aber auch kleineres Wild wie Schneehasen und Schneehühner. Von ihnen stammen auch die ersten Darstellungen von Wild- und Jagdtieren in der Kunst.

Die meisten Jagdbeutereste von Frühmenschen in Deutschland hat man bei Ausgrabungen in Bilzingsleben (Thüringen) entdeckt. Von diesem etwa 300000 Jahre alten Fundort kennt man vor allem zerschlagene Tierknochen und Gebissreste vom Wald- und Steppenelefanten, Wald- und Steppennashorn, Wisent, Wildpferd, Rothirsch, Damhirsch, Biber, Bären, aber auch vom Reh, Wildschwein, Fuchs, Dachs, Wolf, Löwen, von der Wildkatze und vom Affen.

Zu den größten Jagdtieren der frühen Neandertaler aus der Zeit vor etwa 220000 Jahren gehören Waldelefanten und Waldnashörner. Das zeigen die Jagdbeutereste aus Ehringsdorf bei Weimar in Thüringen.

Die meisten Jagdbeutereste von Mammuten in Deutschland hat man in Salzgitter-Lebenstedt (Niedersachsen) entdeckt. An dieser Fundstelle konnten Jagdbeutereste von 16 Mammuten geborgen werden. Sie waren die Jagdbeute von späten Neandertalern vor etwa 50000 Jahren, die daneben etwa ein halbes Dutzend Wisente und Wildpferde erlegten.

Die meisten Jagdbeutereste von Wisenten aus der Zeit der späten Neandertaler vor etwa 70000 Jahren wurden im ehemaligen Sumpfgebiet von Wallertheim (Kreis Alzey-Worms) in Rheinland-Pfalz gefunden.

Die ältesten Jagdbeutereste von Wildeseln in Deutschland entdeckte man im Sumpfgebiet von Wallertheim (Kreis Alzey-Worms) und im Krater des erloschenen Vulkans Plaidter Hummerich (Kreis Mayen-Koblenz) in Rheinland-Pfalz. Sie wurden von späten Neandertalern hinterlassen und dürften etwa 70000 Jahre alt sein.

Die meisten Jagdtierarten zur Zeit der späten Neandertaler vor etwa 55000 Jahren hat man bei Königsaue in Sachsen-Anhalt nachgewiesen. Dort hatte man in der Nähe eines ehemaligen Sees Rentiere, Wildpferde, Wisente, Mammute, Fellnashörner, Wildesel und Rothirsche zur Strecke gebracht.

Braunbaer

Stimme eines Höhlenbären

Zu den ältesten Jagdbeuteresten in Österreich gehören Schädel von Höhlenbären mit Verletzungen, gefunden in der Drachenhöhle bei Mixnitz in der Steiermark. Sie stammen aus der Zeit der späten Neandertaler vor etwa 115000 bis 35000 Jahren.

Die ältesten Jagdbeutereste von Höhlenbären, Gemsen, Steinböcken und Schneehasen in der Schweiz wurden in der Zeit vor etwa 115000 bis 35000 Jahren von späten Neandertalern hinterlassen. Derartige Jagdbeutereste hat man in zahlreichen Höhlen des Jura und der Voralpen gefunden.

Zu den ältesten Jagdbeuteresten der ersten eiszeitlichen Jetztmenschen in Mitteleuropa gehören die Knochen von Mammut, Wildpferd, Rentier, Fellnashorn und Höhlenbären ans der Vogelherdhöhle (Kreis Heidenheim) in Baden-Württemberg. Sie sind etwa 30000 Jahre alt. Seltener als die erwähnten Tierarten waren Jagdbeutereste von Wolf, Fuchs, Eisfuchs, Vielfraß, Wildrind, Gemse und Hirsch.

Die meisten Wisente wurden vor etwa 30000 Jahren in der Gegend von Amvrosievka in der Ukraine erlegt. An diesem Fundort barg man Jagdbeutereste von mehr als 1000 Wisenten, die innerhalb vieler Jahrzehnte gejagt wurden. Diese Wisente wurden mit Speeren zur Strecke gebracht. wie aus Knochen geschnitzte Speerspitzen vom selben Fundort zeigen.

Die meisten Wildpferde hat man vor etwa 23000 Jahren bei Solutré im Macon in Frankreich gejagt. Dort sind im Laufe der Zeit schätzungsweise 25000 Wildpferde getötet worden. Vermutlich haben Jäger die Wildpferde bei ihren jahreszeitlichen Wanderungen vom Rhonetal auf die westliche Hochebene an einem Engpass unterhalb des Felsens bei Solutré erwartet.

Die meisten Jagdbeutereste von Mammuten kennt man aus Predmosti in Mähren (Tschechoslowakei), wo vor mehr als 20000 Jahren im Laufe etlicher Jahrzehnte etwa 1000 Mammute erlegt wurden.

Rentier

Stimme eines Rentiers

Die meisten Jagdbeutereste von Rentieren in Deutschland wurden im Brudertal bei der Höhle Petersfels (Kreis Konstanz) in Baden-Württemberg entdeckt. Dort hat man Skelettreste von mindestens 1300 Rentieren gefunden, die vor mehr als 12000 Jahren im Magdalénien zur Strecke gebracht wurden. Der Tübinger Prähistoriker Gerd Albrecht schätzt, dass im Brudertal etwa 50 Jagdunternehmungen stattgefunden haben. Durch das einst steilwandige Brudertal sind die Rentiere aus dem Bodenseegebiet zu bestimmten Zeiten auf die Albhochfläche gewandert.

Die meisten Jagdbeutereste von Rentieren in Norddeutschland kamen in Stellmoor bei Ahrensburg (Kreis Stormarn) in Schleswig-Holstein zum Vorschein. Dabei handelt es sich um ca. 1000 Rentiergeweihe, die vor etwa 10000 Jahren von Jägern der Ahrensburger Kultur erlegt wurden.

Die meisten Jagdbeutereste von Rentieren und Wildpferden in der Schweiz wurden in der Höhle Kesserloch bei Thayngen (Kanton Schaffhausen) gefunden. An diesem Fundort hat man Jagdbeutereste von etwa 500 Rentieren und 50 Wildpferden geborgen. Sie stammen aus dem Magdalénien vor mehr als 11500 Jahren.

Die meisten Überreste von Schneehasen und Schneehühnern wurden aus der Zeit vor mehr als 11500 Jahren in der Umgebung der Höhle Kesslerloch in der Schweiz gefunden. Dort entdeckte man Jagdbeutereste von etwa 1000 Schneehasen und 170 Schneehühnern.

Die ältesten Reste von Holzlanzen stammen aus der Zeit vor etwa 300000 Jahren, in der die letzten Frühmenschen der Art Homo erectus und die ersten frühen Neandertaler existierten. Am bekanntesten sind die 38,8 Zentimeter lange Lanzenspitze aus Eibenholz von Clacton on Sea in England und mehrere im Feuer gehärtete Spitzenfragmente von Torralba in Spanien, mit denen man Waldelefanten erlegte.

Der älteste Lanzenfund in Deutschland gelang 1948 in Lehringen an der Aller (Niedersachsen). Dabei handelt es sich um eine mehr als 2 Meter lange Lanze aus Eibenholz, die im Skelett eines Waldelefanten steckte. Dieser Fund ist mehr als 100000 Jahre alt. Der Schaft der Lanze ist vollständig entrindet und glatt geschabt. Mehr als drei Dutzend Astansätze wurden entfernt. Die Lehringer Lanze ist im Heimatmuseum Verden zu sehen.

Der älteste Holzteer als Schäftungsmittel für ein Steingerät wurde in Königsaue (Sachsen-Anhalt) entdeckt. Dieser Fund belegt, daß die Neandertaler schon vor etwa 55000 Jahren komplizierte technische Verfahren anwendeten.

Die ersten Holzkeulen und Wurfstöcke fand man auf einem etwa 60000 Jahre alten Wohnplatz an den Kalambo-Falls in Sambia.

Die ersten Lanzen- und Speerspitzen aus Tierknochen oder Mammutelfenbein wurden vor mehr als 30000 Jahren von eiszeitlichen Jetztmenschen in Europa geschnitzt. Sie gehören zur Kulturstufe des Aurignacien (vor etwa 35000 bis 29000 Jahren). Zu dieser Zeit gab es Lanzen- und Speerspitzen mit gespaltener Basis sowie andere mit massiver Basis. Letztere werden nach einem tschechoslowakischen Fundort (Mladec, früher Lautsch) als Lautscher Spitzen bezeichnet. Solche Lautscher Spitzen kennt man auch aus Deutschland und Österreich.

Als die frühesten Pfeilspitzen werden von manchen Prähistorikern die aus Knochen bestehenden Spitzen mit gespaltener Basis aus dem Aurignacien (vor etwa 35000 bis 29000 Jahren) betrachtet. Diese Deutung ist jedoch umstritten. Sehr wahrscheinlich sind aber die nach einem französischen Fundort bezeichneten Font-Robert-Stielspitzen aus Feuerstein an Pfeilschäften befestigt gewesen. Font-Robert-Stielspitzen wurden auch bei Bilzingsleben in Thüringen entdeckt. Die älteste Darstellung von gefiederten Pfeilen ist aus der Halbhöhle La Colombière im französischen Departement Ain bekannt. Sie wird von manchen Wissenschaftlern in das ausgehende Gravettien vor mehr als 21000 Jahren datiert, von anderen jedoch erst in das Magdalénien, das in Frankreich von etwa 18000 bis 11500 Jahren existierte.

Die frühesten Nachweise von Pfeil und Bogen aus Deutschland sind mehr als 11500 Jahre alt. Dabei handelt es sich um Pfeilschaftglätter aus grobkörnigem Sandstein mit einer Rille, in der hölzerne Pfeilschäfte so lange hin- und hergerieben wurden, bis Unebenheiten beseitigt waren. Pfeilschaftglätter mit Rille kennt man aus dem Magdalénien vor mehr als 11500 Jahren und aus der Zeit der Federmesser-Gruppen vor mehr als 10700 Jahren.

Der älteste Fund einer Speerschleuder stammt aus der Kulturstufe des Solutréen vor mehr als 18000 Jahren von Combe Sauniere in der Dordogne (Frankreich). Die meisten der bisher etwa 125 gefundenen Speerschleudern hat man jedoch erst im Magdalénien vor mehr als 11500 Jahren hergestellt worden. Speerschleudern wurden außer in Frankreich auch in Spanien, der Schweiz und Deutschland entdeckt. Sie bestehen aus einem 30 bis 40 Zentimeter langen Stab mit einem Widerhaken am Ende. Beim Wurf auf ein Wildtier hielt der Jäger die Speerschleuder in der weit nach hinten gestreckten rechten Hand, wobei der Widerhaken hinten lag und nach oben ragte. Die Speerschleuder verlängerte auf diese Weise den rechten Arm und somit dessen Hebelkraft. Der Wurfspeer ruhte mit seinem Ende auf der Speerschleuder und wurde vom Widerhaken und - zusammen mit der Speerschleuder - von der Hand des Jägers gehalten. Beim Wurf schnellte der Arm mitsamt Speerschleuder und Wurfspeer nach vorne, wobei sich das Geschoß löste und mit Wucht in Richtung des Zieles flog. Die für Speerschleudern bestimmten Geschosse waren ein- oder zweiteilig. Die einteiligen hatten eine fest eingesetzte Spitze aus Knochen, Geweih oder Elfenbein, die zweiteiligen bestückte man mit Harpunen, die sich nach dem Wurf vom Holzschaft lösten.

Die ersten Harpunen sind im Magdalénien vor mehr als 11500 Jahren geschnitzt worden. Als Rohmaterial für die Spitze verwendete man häufig Geweih. Es gab Harpunenspitzen mit einer Widerhakenreihe oder zweien davon. Wie bei manchen Wurfspeeren saß auch bei den Harpunen die Spitze locker auf dem Holzschaft und löste sich nach einem Treffer. Da an der Spitze ein langer Riemen hing, den der Jäger beim Wurf in der linken Hand festhielt, befand sich das Beutetier an der Leine. Mit Harpunen wurden vor allem Landtiere gejagt.

Die ältesten Beile aus Rentiergeweih kennt man von Pavlov (Pollau) in der Tschechoslowakei. Die Funde aus Pavlov werden in das Gravettien (vor etwa 29000 bis 21000 Jahren) datiert.

Die ältesten Beile aus Rentiergeweih in Deutschland stammen aus der Zeit der Ahrensburger Kultur, die vor ungefähr 10700 bis 10000 Jahren in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, aber auch in Holland, verbreitet war. Damit wurden vermutlich Rentiere erschlagen. Solche Rengeweihbeile kamen in Meiendorf und Stellmoor bei Ahrensburg in Schleswig-Holstein zum Vorschein.

Die ältesten Pfeilschäfte in Deutschland wurden von Angehörigen der Ahrensburger Kultur vor mehr als 10000 Jahren hinterlassen. Es sind mehr als 100 aus Kiefernholz geschnitzte Pfeilschäfte bis zu 75 Zentimeter Länge und maximal 1 Zentimeter Durchmesser vom Fundort Stellmoor bei Ahrensburg in Schleswig-Holstein. Ihr Ende ist jeweils eingekerbt, damit der Pfeilschaft rutschfest auf der Bogensehne saß. Teilweise steckten die steinernen Pfeilspitzen mit Stiel noch in den Pfeilschäften.

Die meisten und größten Bögen der Mittelsteinzeit (etwa 8000 bis 5000 v. Chr.) kamen im Vis-Moor nahe dem Vindor-See in der autonomen sowjetischen Republik Komi zum Vorschein. An diesem Fundort entdeckte man sage und schreibe 31 komplett erhaltene Bögen sowie Bruchstücke weiterer Bögen. Die größten dieser Waffen waren fast 3,50 Meter lang.

Der älteste Bogen in Deutschland wurde in einer Siedlung der mittelsteinzeitlichen Duvensee-Gruppe (vor etwa 7000 bis 6000 v. Chr.) in Friesack (Brandenburg) entdeckt. Die nach dem Fundort Duvenseer Moor (Kreis Herzogtum-Lauenburg) bezeichnete Duvensee-Gruppe war außer in Schleswig-Holstein auch im nördlichen Ostdeutschland verbreitet.

Die meisten knöchernen Speerspitzen hat man in Hohen-Viecheln (Kreis Wismar) in Mecklenburg und in Friesack (Kreis Neuen) in Brandenburg entdeckt. An jedem dieser beiden Fundorte der mlttelsteinzeitlichen Duvensee-Gruppe (vor etwa 7000 bis 6000 v. Chr.) wurden etwa 800 derartige Speerspitzen geborgen.

Den ältesten Vogelpfeil mit verdicktem, spitz zulaufendem Kopfende fand man bei Tribsees (Kreis Stralsund) in Mecklenburg. Auch er stammt aus der Zeit der mittelsteinzeitlichen DuvenseeGruppe.

Die älteste Darstellung eines Fanggeheges wurde in La Pileta in der spanischen Provinz Malaga entdeckt. Dieses Motiv aus dem Magdalénien (vor etwa 18000 bis 11500 Jahren) zeigt Trittsiegel von Wildtieren innerhalb ovaler, an einer Seite offener Gebilde. Einmal sind zwei Tierköpfe eingezeichnet. Zwei geschlossene Fanggehege mit einem bzw. mehreren Eingängen könnten nach Ansicht mancher Prähistoriker auf Anfänge der Tierhaltung hindeuten. Dies ist jedoch umstritten.

Die ältesten Hinweise auf Fischfang stammen aus der jüngeren Altsteinzeit vor etwa 35000 bis 10000 Jahren. Dabei handelt es sich um Reste von Angeln, Harpunen und Darstellungen von Fischen.

Die frühesten Belege für Fischfang mit Hilfe von Reusen und Netzen kennt man aus der Mittelsteinzeit (etwa 8000 bis 5000 v. Chr.) Solche Funde wurden in Dänemark und Deutschland entdeckt.

Die ersten Fischer dürfte es in der Mittelsteinzeit gegeben haben. In diesem Abschnitt der Menschheitsgeschichte erlangte der Fischfang - nach den archäologischen Funden zu schließen -größere Bedeutung als in früheren Zeiten. In der Mittelsteinzeit fischte man außer mit Angeln, Harpunen, Fischspeeren, Fischgabeln, auch mit Reusen und Netzen. Hierzu wurden vermutlich manchmal aus Baumstämmen geschaffene Einbäume benutzt.

Die frühesten Fischdarstellungen in Deutschland sind im Magdalénien vor mehr als 11500 Jahren geschaffen worden. Unter den nahezu 200 Tiermotiven auf den Schieferplatten von Gönnersdorf bei Neuwied in Rheinland-Pfalz befinden sich auch einige Fischmotive. Einem Fisch im Netz ähnelt eine Harpunenspitze aus der Kniegrotte bei Döbritz in Thüringen. Dieses Waffenteil ist 6,8 Zentimeter lang, 2,4 Zentimeter breit und 1,1 Zentimeter dick.

Die älteste Darstellung einer Fischreuse wurde vor mehr als 6000 v.Chr. in ein Knochengerät geritzt, das man aus dem Fluss Trave bei Groß Rönnau (Kreis Segedorf) in Schleswig-Holstein barg. Das Motiv zeigt einen sanduhrförmigen Rensentyp.

Die ältesten Fischfanggeräte sind stabförmige "Angelhaken" ohne Haken aus dem Magdalénien (vor etwa 18000 bis 11500 Jahren) in Frankreich (Isturitz, Rochereil) und Polen (Mamutowna-Höhle), die am Ende einer langen Angelschnur befestigt wurden.

Die ältesten Angelhaken in Deutschland kennt man von der mittelsteinzeitlichen Duvensee-Gruppe, die vor etwa 7000 bis 6000 v. Chr. in Schleswig-Holstein, Mecklenburg und Teilen Brandenburgs heimisch war. Diese Angelhaken wurden häufig aus Röhrenknochen von großen Säugetieren, aber auch aus Hirschgeweih, hergestellt. Mit einer Länge von 8 bis 15 Zentimeter eigneten sie sich nur für den Fang von sehr großen Fischen wie Hechten oder Welsen.

Die ältesten Fischreusen hat man in Nidlöse (Dänemark) und Deutschland (Pristermoor bei Duvensee, Schlüsbeck bei Kiel, beide in Schleswig-Holstein) gefünden. Sie bestanden aus langen Gerten, die mit aufgeschlitzten Zweigen quer durchflochten waren. Diese Funde stammen aus der Zeit zwischen etwa 7000 und 6000 v. Chr.

Die ältesten Steilnetze zum Fang von Fischen wurden bei Antrea (Finnland) und bei Satrup in Schleswig-Holstein (Deutschland) entdeckt. Das Stellnetz von Antrea war zum Fang von Brachsen und Lachsen bestimmt, etwa 30 Meter lang und 1,70 Meter hoch. Diese Funde stammen aus der Zeit vor etwa 7000 bis 6000 v.Chr.

Die ältesten Netze aus Bastschnüren kennt man von den mittelsteinzeitlichen Fundorten Antrea (Finnland) und Friesack in Brandenburg (Deutschland). Sie waren in der Zeit zwischen etwa 7000 und 6000 v. Chr. in Gebrauch.

Die ältesten Netzfragmente mit Netzschwimmern aus durchlochter Birkenrinde hat man in Hohen Viecheln (Kreis Wismar) in Mecklenburg entdeckt. Sie stammen aus der Zeit vor etwa 7000 bis 6000 v. Chr.

Die ältesten Netzschwimmer aus durchbohrter Kiefemrinde, gerollter Birkenrinde und Holz wurden in Antrea (Finnland) und Hohen Viecheln in Mecklenburg (Deutschland) entdeckt. Diese Funde werden in die Zeit vor etwa 7000 bis 6000 v.Chr. datiert.

Die ältesten Fischgabeln waren in der Mittelsteinzeit zwischen etwa 7000 und 6000 v. Chr. in Gebrauch. Gefunden wurden sie in Star Carr (England), Maglemose (Dänemark) und Kunda (Estland). Der Fundort Maglemose wird in der Fachliteratur auch Mullerup genannt.

Die ältesten Aalstecher aus Deutschland sind für die Zeit der Ertebölle-Ellerbek-Kultur (vor etwa 5000 bis 4300 v. Chr.) nachgewiesen. Diese Kultur behauptete sich außer in Schleswig-Holstein Mecklenburg und im nördlichen Niedersachsen auch in Dänemark und Südschweden. Mit Aalstechern konnte man Fische vor allem während der Winterstarre im Schlamm des Seegrundes aufspießen. Solche Geräte hatten am oberen Ende zwei federnde Zinken aus Holz und dazwischen einen Dorn. Beim Stoß mit einem Aalstecher geriet der Fisch zwischen die Zinken und wurde von dem Dorn aufgespießt. Ein solcher Aalstecher wurde in Grube (Kreis Ostholstein) gefunden. Er ist 27 Zentimeter lang.

Der älteste kupferne Angelhaken in Deutschland wurde in einer Siedlung der jungsteinzeitlichen Chamer Gruppe (vor etwa 3500 bis 2700 v. Chr.) in Riekofen (Kreis Regensburg) in Bayern entdeckt. Die Chamer Gruppe existierte außer in Bayern auch in Teilen von Österreich und der Tschechoslowakei. Der Angelhaken von Riekofen belegt Fischfang in der nahen Donau.

Die ältesten Fischfangreste in Deutschland stammen aus der Mittelsteinzelt (vor etwa 8000 bis 5000 v. Chr.). So kennt man aus der Höhle Malerfels bei Heidenheim-Herbrechtingen (Kreis Heidenheim) in Baden-Württemberg Reste von fünf Hechten, zwei Äschen, einer Rutte und von einem Döbel. Zu den Fundorten mit mittelsteinzeitlichen Fischfangresten in Baden-Württemberg gehören auch die Jägerhaushöhle (Kreis Tuttlingen) mit Resten von Weißfischen und Henauhof-Nordwest (Kreis Biberach/Riss) mit Resten von einem Hecht. In Bayern wurden in der Lochschlaghöhle bei Obereichstätt (Kreis Eichstätt) Fischfangreste geborgen. Und in Hohen Viecheln (Kreis Wismar) in Mecklenburg fand man Fischfangreste von großen Hechten und Weisen.

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Dieser Text ist eine Leseprobe aus dem Taschenbuch „Rekorde der Urzeit“ von Ernst Probst. Das Taschenbuch ist zeitweise gebraucht erhältlich bei www.amazon.de