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Mittwoch, 16. März 2011
Historisches Jubiläum: 700 Jahre Netzwerk der Wirtschaft
Wertvolle Archivalie: Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Regensburg für Oberpfalz und Kelheim besitzt noch heute einen in Leder gebundenen Pergamentband der Satzung der Regensburger Kramerbruderschaft von 1392. Die vor 700 Jahren gegründete Bruderschaft ist ein Vorläufer der heutigen IHK. Foto: obx-news/Herbert Stolz
Die Regensburger IHK feiert einen seltenen Geburtstag: 1311 wurde die Regensburger Kramerbruderschaft gegründet. Ihre Tradition reicht bis zur heutigen Industrie- und Handelskammer.
Regensburg (obx - internet-zeitung) – Gemeinsam ist man stärker – Nach diesem Prinzip vertreten heute viele Gruppen ihre Interessen in der Gesellschaft. Doch nur wenige können dabei auf eine so lange Tradition zurückblicken, wie die Industrie- und Handelskammer (IHK) Regensburg für Oberpfalz und Kelheim. Bereits vor 700 Jahren schlossen sich in der Freien Reichsstadt Regensburg Kaufleute zu einer Kramerbruderschaft zusammen, um sich gegenseitig zu unterstützen. Von der Erstellung wirtschaftlicher Gutachten über die Vertretung bei Behörden bis zur Streitschlichtung – schon im Mittelalter wussten die Händler ihre Interessen zu vertreten – genau wie die IHK heute.
Zwei Pfennige pro Quartal: Soviel musste berappen, wer im Jahre 1311 Mitglied der Regensburger Kramerbruderschaft werden wollte. Und die Gemeinschaft ging weit über das Geschäftliche hinaus: Wer ist beim Begräbnis eines Mitbruders dabei, wer trägt die Leiche? – Auch das war in der Satzung geregelt, die noch heute als in Leder gebundener Pergamentband im Archiv der IHK Regensburg lagert. Erst später entwickelte sich die Bruderschaft von einer weltanschaulich geprägten zu einer rein wirtschaftlichen Interessenvertretung. Ab 1711 taucht sie in den Archiven nur noch als „Kramerinnung“ auf.
Ihren Anfang fand die Bruderschaft der Kaufleute in der Blütezeit des Regensburger Handels. Dient die berühmte Steinerne Brücke in der Donaumetropole heute unzähligen Touristen und Einheimischen als romantischer Tummelplatz, so herrschte dort im Mittelalter reger Handelsverkehr: Ob Silber und Gold, Felle und Häute oder Salz und Gewürze. Alles passierte das bedeutende Bauwerk auf dem Weg nach Kiew oder Venedig. Doch trotz guter Geschäfte war das Reisen für die Kaufleute damals kein Vergnügen: Räuber, Pest und Kriege ließen die Händler nicht nur um ihre Waren fürchten. Daher schloss man sich zusammen, um die gefährlichen Trips als „Handelsgesellschaft“ anzutreten.
Doch im Laufe der Zeit zogen sich die Kaufleute hinter die sicheren Stadtmauern zurück und wickelten ihre Geschäfte überwiegend in Kontoren ab. Vom Reichtum der Händler zeugen noch heute zahlreiche Prachthäuser im weltkulturerbe-geschützten Ensemble der Regensburger Innenstadt. Den Schutz der Handelsrouten hatten im 13. Jahrhundert Beamte der Obrigkeit übernommen: sogenannte Hansgrafen übten später auch die städtische Gewerbeaufsicht aus. „Hans“ oder „Hanse“ waren im Mittelalter schlicht Orte des Handels.
Um gegenüber dem Hansgrafenamt eine eigene Interessenvertretung zu haben, nahmen die Regensburger Krämer 1311 ihre Geschicke selbst in die Hand und gründeten ihre Bruderschaft. Genau wie die IHK noch heute verstand sich die Regensburger Kramerbruderschaft schon vor 700 Jahren als enger Partner von Behörden, Gerichten und anderen Organisationen in Handelsfragen. „Vor dem Hintergrund dieses Auftrags versteht sich die IHK Regensburg für Oberpfalz und Kelheim heute in der Nachfolge von Kramerbruderschaft und Kramerinnung“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes.