Donnerstag, 19. Mai 2011

Fahndungserfolge ohne Grenzen










Gemeinsam für mehr Sicherheit: Die bayerische und die tschechische Polizei arbeiten eng zusammen. Bei gemeinsamen Übungen trainieren die Beamten grenzüberschreitende Fahndungen. Foto: ce-press


Die Polizei in Tschechien und Bayern arbeitet grenzüberschreitend eng zusammen. Ein gemeinsames Einsatzzentrum bringt Ermittlungserfolge.


Pilsen/Schwandorf (ce-press - internet-zeitung) – Drei Jahre nach dem Beitritt der Tschechischen Republik zum Verbund der sogenannten Schengenstaaten arbeiten die Polizeibehörden in Tschechien und Bayern eng zusammen. Grenzüberschreitende „Nacheile“-Einsatzübungen in Ostbayern beweisen: Dank eines mit Beamten aus beiden Ländern besetzten Einsatzzentrums und intensiver Sprachschulungen erzielen die tschechische und die bayerische Polizei immer wieder gemeinsame Fahndungserfolge.

Gemeinsam für mehr Sicherheit: Die bayerische und die tschechische Polizei arbeiten eng zusammen. Bei gemeinsamen Übungen trainieren die Beamten grenzüberschreitende Fahndungen. Foto: ce-press

Großalarm nach einem brutalen Überfall: Nahe der Stadt Tachov (Tachau) in der westböhmischen Region Pilsen überfallen schwer bewaffnete Kriminelle einen Geldtransporter und erschießen drei Angestellte einer Sicherheitsfirma. Tschechische Beamte nehmen die Verfolgung auf, und als klar ist, dass zwei der Täter in einem grünen Skoda Richtung Bayern flüchten, schaltet die Einsatzzentrale in Pilsen die Kollegen vom Polizeipräsidium Oberpfalz ein. Dabei bewährt sich wieder einmal eine länderübergreifende Einrichtung, die ihren Sitz in der oberpfälzischen Stadt Schwandorf hat.

Im „Gemeinsamen Zentrum der deutsch-tschechischen Polizei- und Zollzusammenarbeit“ (GZ) arbeiten Beamte aus Bayern und Tschechien eng zusammen. Sie beherrschen die Sprache des Nachbarlandes und fungieren bei gemeinsamen Einsätzen als Dolmetscher. Während auf tschechischer Seite die deutsche Sprache vielfach schon im Schulunterricht gelehrt wird und Polizeibeamte nicht selten deutsche familiäre Wurzeln haben, ist das Tschechische in Bayern noch weniger verbreitet: Deswegen fördert die bayerische Polizei die Teilnahme möglichst vieler ihrer Beamter an Tschechisch-Kursen der Volkshochschulen - insbesondere für Polizisten, die entlang der Grenze tätig sind, in normalen Dienststellen oder verdeckt in der Schleierfahndung.

Der zunehmende Abbau der Sprachbarriere sorgte auch für rasche Festnahmen nach dem Überfall auf den Geldtransporter – allerdings war der martialische Kriminalfall eine gemeinsame Übung der westböhmischen und ostbayerischen Polizeidienststellen im Rahmen des Schengenabkommens. Dieser von zahlreichen europäischen Staaten unterzeichnete Vertrag regelt zum einen die innereuropäische Abschaffung der Personen- und Warenkontrollen, zum anderen aber auch die so genannte „Nacheile“: Polizeibeamte können Straftäter, die ins Nachbarland flüchten, ohne zeitraubende interne Abstimmungen auch jenseits der Grenze verfolgen und die dortigen Kollegen um Unterstützung bitten.

So war es auch beim Übungsszenario nach dem angenommenen Überfall bei Tachov: Sechs tschechische Polizeibeamte verfolgten in ihren Einsatzfahrzeugen die Tatverdächtigen, die über die Grenze in die nördliche Oberpfalz flüchteten und dort versuchten, auf unscheinbaren Nebenstraßen zu verschwinden. Währenddessen hatte die westböhmische Polizei aber das Regensburger Polizeipräsidium eingeschaltet, das wiederum insgesamt 20 seiner Beamten – darunter auch Zivilpolizisten der Schleierfahndung – in den Einsatz schickte. Eingeschaltet waren auch das bayerisch-tschechische Einsatzzentrum in Schwandorf und Beamte der Bundespolizei. Da die Übung so realistisch wie nur möglich sein sollte, war den bayerisch-tschechischen Verfolgern natürlich nicht bekannt, wohin die gesuchten Tatverdächtigen flüchten würden.

Mit einer Art grenzüberschreitender Rasterfahndung konnte auf einer oberpfälzischen Landstraße das Fluchtauto aufgespürt werden. Tschechische Beamte nahmen, unterstützt von bayerischen Polizisten, schließlich die zwei Flüchtenden fest, die von zwei ihrer Kollegen gespielt wurden.

Die gemeinsamen Übungen zeigen, dass insbesondere die verbesserten Kenntnisse der jeweiligen Nachbarsprache wesentlich zum Erfolg beitragen. Auch bei den Verfolgungs- und Festnahmetechniken sind die ostbayerischen und westböhmischen Polizeibeamten bestens aufeinander abgestimmt.