Montag, 2. Mai 2011

Westböhmische Universität Pilsen: Tschechiens neuer Stern am Hochschulhimmel














Der Universitätscampus: Junge Bildungsinstitution in Pilsen hat Ambitionen, mit ihren Spitzenforschungseinrichtungen zu Tschechiens neuem Stern am Hochschulhimmel zu werden. Foto: ce-press


Die westböhmische Universität Pilsen will in den nächsten zehn Jahren zu einer der führenden Innovationsschmieden Europas aufsteigen.


Pilsen (ce-press - internet-zeitung) – Es ist vor allem ein großer Name, der seit mehr als sechs Jahrhunderten den tschechischen Himmel der Wissenschaft überstrahlt: die Karlsuniversität Prag. Gegründet einst als erste klassische Universität Mitteleuropas ist sie bis heute Tschechiens größtes und prestigeträchtigstes Zentrum für Wissenschaft und Forschung. Inzwischen erwächst in Böhmen aber Konkurrenz für die ehrwürdige Universitas Carolina an der Moldau: Im Schatten der Prager Alma Mater hat sich die westböhmische Universität in Pilsen zum heimlichen Star in der tschechischen Universitätslandschaft entwickelt. Die junge Hochschule, die in diesem Jahr ihren 20. Geburtstag feiert, hat ein ehrgeiziges Ziel: In den nächsten zehn Jahren will die Universität nicht nur zur führenden technischen Uni Tschechiens, sondern zu einer der angesehensten Forschungs- und Innovationsschmieden Mitteleuropas aufsteigen. Was ihnen an großer Geschichte fehlt, wollen die Pilsner mit Zukunftskooperationen mit der Wirtschaft und mit Erfindergeist wettmachen.

Mit Millioneninvestitionen bereitet die Westböhmische Hochschule, weniger als eine Autostunde von der bayerisch-tschechischen Grenze entfernt, derzeit ihren Weg in die Zukunft vor: Für mehr als eine Milliarde tschechische Kronen – umgerechnet rund 50 Millionen Euro – sollen bis zum Jahr 2014 vier neue Forschungseinrichtungen entstehen, die mehr als 500 Wissenschaftlern aus Tschechien und ganz Europa neue Perspektiven bieten. Das Bauprojekt, für das derzeit die Ausschreibungsphase läuft, hat historische Dimensionen: Es ist das größte Investitionsvorhaben in der Geschichte der Universität.

Konkret geplant sind unter der Überschrift „Forschung und Entwicklung für Innovationen“ vier neue Hochschulinstitute. Entstehen werden ein Zentrum für „Neue Technologien für die Informationsgesellschaft“ (NTIS), ein regionaltechnisches Institut für neue Entwicklungen im Bereich des Maschinenbaus und eine Innovationsschmiede für Materialforschung und insbesondere Technologietransfer. In Kooperation mit großen Unternehmen wie Skoda soll ebenfalls 2014 ein Innovationszentrum im Bereich der Elektrotechnik eröffnet werden, wo unter anderen die Antriebstechnologien der Zukunft auf dem Stundenplan stehen.

Mit den neuen „Brutstätten“ für die technischen Innovationen der Zukunft setzt die Westböhmische Universität ihre Erfolgsgeschichte aus den vergangenen Jahren fort. „Insbesondere die enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft hat die Westböhmische Universität groß gemacht“, sagt Uni-Sprecherin Kamila Kvapilová. Geholfen bei ihrem Aufstieg in die „Champions League“ der technischen Universitäten Europas hat den Pilsnern dabei die Nähe zu zahlreichen innovativen Unternehmen in der traditionell von Industrie geprägten Region Westböhmen und – besonders in jüngster Zeit – auch die Lage in Sichtweite zu Westböhmens größtem Industriepark Borská pole. Unternehmenslenker gehen in der Pilsner Universität heute ein und aus. „Besonders in wirtschaftsnahen, anwendungsorientierten Feldern wie der Nanotechnologie, im Maschinenbau, in der Elektrotechnik und in der Nuklearforschung hat Pilsen mittlerweile auch international einen hervorragenden Ruf“, sagt Kvapilová.

Bei Studenten und Forschern ist die Westböhmische Universität längst kein Geheimtipp mehr. Pilsen gehört heute unter den Abiturienten Tschechiens zu den beliebtesten Studienorten. Knapp 20.000 Nachwuchs-Akademiker lernen derzeit in Pilsen. Die meisten von ihnen – besonders an den international renommierten Spitzen-Fakultäten wie Physik oder Elektrotechnik – bekommen bereits während des Studiums lukrative Job-Angebote aus dem In- und Ausland. „Wir haben jeden Grund, mit viel Optimismus in die Zukunft zu blicken“, sagt die Sprecherin der Universität.

Weil Bayern und Böhmen immer enger zusammenwachsen, steht an Ostbayerns Schulen Tschechisch immer häufiger auf dem Stundenplan. Ab Mai können Tschechisch-Schüler in der Oberpfalz sogar ein Zertifikat der Karlsuniversität in Prag erhalten.